ISIS, Islam und Universalismus
ISIS ist brutal, ISIS ist unmenschlich, ISIS ist verdammenswert. Ihre Anhängerschaft in Europa ist brandgefährlich. Die Dschihadisten, die als Flüchtlinge getarnt Europa infiltrieren sollen, sind sogar noch gefährlicher. All das ist wohl jedem, der diese Zeilen liest, längst klar. In diesem Artikel soll es daher nicht darum gehen, das Offensichtliche noch einmal in Worte zu fassen und zu wiederholen. Wie immer wollen wir hier nicht nur „Buchhalter des Schreckens“ sein und bloß Medienmeldungen, identitär gefärbt, wiedergeben. Es geht hier um eine tiefere Analyse, Kritik und Verständnis. Konkret geht es uns um die ideengeschichtlich-philosophische Seite des ISIS-Phänomens. Es geht dabei auch um eine identitäre Beurteilung des Islams.
Islam und Islamismus
Wir Identitäre sind angetreten, um die rechten Zusammenhänge zu revolutionieren und wirklich: nach zwei Jahren unserer Arbeit, unseres Wirkens und unserer Kritik blieb, um einen Thronstahl-Song zu zitieren: „auch in unseren Reihen nicht alles wie es war“. Neben vielen anderen Bereichen wie Rassismus, Nationalismus, Chauvinismus, etc. traf unsere Kritik der verkrusteten Altlasten auch die klassische „rechte“ Sicht auf die Nahost- und Islamfrage. Aus blinden Antisemitismus wurde bis dahin meist einfach Partei für islamische Staaten ergriffen, weil sie gegen Israel kämpfen. Der Islam wurde stillschweigend zu einer reinen „Kulturfrage“ erklärt, der islamische Kampf als Freiheitskampf bedrohter Völker gegen den westlichen US-Imperialismus stilisiert.
Diese Haltung ist, das muss uns heute klar sein, absolut falsch. Ebenso falsch ist aber die extreme Gegenposition, der weite Kreise der deutschsprachigen Rechten in den letzten zehn Jahren fast panikartig verfallen sind. Hier wird der Islam als das ultimum malum, quasi als Endboss im Kampf des Westens um eine neue Weltfriedensordnung der Menschheit gesehen. Als Polizist dieses Westens wird die USA abgefeiert, während Israel in einem völlig irrationalen Philosemitismus eine geopolitische carte blanche besitzt. Bekanntlich nehmen wir Identitäre hier die Position der sinnvollen Mitte ein, die sich sowohl gegen die genannte Position als auch gegen den irren Antisemitismus der Altrechen richtet, die überall das „Weltjudentum“ wittern.
Das erfordert auch eine Neubewertung der islamischen Frage. Ganz abgesehen davon, dass die Islamisierung Europas, die durch Masseneinwanderung und Landnahme außereuropäischer „Asylanten“ und „Fachkräfte“ stattfindet, entschieden abzulehnen ist — wie ist der Islam an sich aus identitärer Sicht zu bewerten? Diese Frage können und wollen wir hier natürlich nicht im Namen aller Identitären beantworten. Stattdessen soll wie immer eine Denkbewegung und vielleicht sogar eine kleine Debatte angestoßen werden. Wir wollen also, in der Hoffnung das Phänomen damit etwas zu erhellen, eine mögliche identitäre Sicht des Islams möglichst knapp darlegen.
Islam- Teil der kulturellen Vielfalt?
Als Identitäre stehen wir für den Erhalt unserer ethnokulturellen Identität, die wir, wie der Name sagt, in ihrer ethnischen Verwurzelung und kulturellen Dynamik erkennen. Wir verteidigen sie auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene. Ein weiterer wichtiger Aspekt unseres Denkens ist der Ethnopluralismus. Indem wir unsere eigene Identität erkennen und anerkennen, erkennen wir auch die Vielfalt der Völker und Kulturen. Wie man aus der eigenen Freude und dem eigenen Schmerz auch die Gefühle anderer nachempfinden kann, so bejahen wir mit unserer eigenen Herkunft und Kultur auch die Vielfalt der Völker und den Aufstand der Kulturen gegen das globale System ihrer Vernichtung.
Insofern ist unsere klare Stellung gegen Antisemitismus verständlich. Kein Volk ist einzig auserwählt und allen überlegen — weder im Guten noch im Schlechten. Auch die Juden, ihre Kultur und ihr Staat haben selbstverständlich ein Lebens- und Existenzrecht. Ebenso trifft das für die arabischen Völker, ihre Religionen und Kulturen zu. Sie als Ausgeburt, als „Achse“ des Bösen zu bezichtigen, in ihnen einen Feind eines „Menschheitsfortschrittes“ oder des „Weltfriedensstaats“ zu sehen, ist nicht Sache eines Identitären — schon weil die beiden letztgenannten Begriffe eher Gegenstand der Kritik denn der Verteidigung sind.
Das vorausgeschickt, können wir nun also den Islam etwas näher unter die Lupe nehmen. Klar- in einem Blogartikel eine jahrhundertealte Religion umfassend erklären zu wollen, wäre sogar für unsere Verhältnisse etwas vermessen. Aber neben dieser Vielfalt gibt es eben auch ein Wesen, einen Grundaspekt des Islams, den man auch in einem Absatz zusammenfassen kann. Auf die ganzen arabischen Begriffe, von Tauhid bis Biddha, werden wir dabei verzichten – das vor allem, weil wir sie einfach nicht mehr hören können.
Der Islam ist eine universalistische Religion. Bei ihm besteht eine radikale und absolute Trennung zwischen Gott und Welt, Schöpfer und Geschöpf. Er lehrt eine extreme Form des Monotheismus (oder „Monotono-theismus“ — Nietzsche), die auch Juden- und Christentum in ihren Schatten stellt. Alles, was mit Kultur, politischer Autorität, Verehrung von Natur und Zelebrierung der Schönheit zu tun hat, ist ihm verdächtig. Er vertritt ein brutales, ikonoklastisches Verbot der Idolatrie (Darstellung Gottes im Bild), dass sich auf die gesamten bildenden Künste, gegen die Musik und auch gegen die Darstellung der Schönheit des menschlichen Körpers richtet, in dem die Griechen, wie man weiß, einen Funken des göttlichen Eros erkannten. Er ist gegen jede Form der kultischen Religionsausübung grundsätzlich feindlich eingestellt, da in ihr die Gefahr des „Götzendienstes“ aufkomme. Eine barocke katholische Kirche samt Gottesdienst muss einem Moslem wie ein gefährlicher, heidnischer Kult erscheinen.
Der Islam ist vom Prinzip her absolut internationalistisch, gleichgültig für ethnokulturelle Fragen und tendenziell staatsfeindlich. (Zur Beziehung Islam-Staat könnte man Seiten füllen. Ich denke aber, es spricht einiges dafür, das Wesen des Islams mit etwa der calvinistischen Staatsfeindlichkeit zu vergleichen). Die Idee eines geweihten, politischen Amtes, die Vereinigung von politischer und sakraler Autorität, wie sie in Europa noch bei den Ghibellinen auftaucht, ist ihm wesensfremd. Es gibt nur das Kollektiv der egalitären Gläubigen, das nach Koran und Sunna leben soll. Staatspolitik rangiert unter ferner liefen, soweit diese Schriften es zulassen. Der Islam ist damit aber nicht egalitaristisch. Er hat klare Hierarchien, kennt und benennt klare Unterschiede zwischen Mann und Frau, Völkern und Kulturen, Muslimen und Nichtmuslimen. Ebenso kennt er mit Mekka ein sakrales Zentrum, mit Ramadan, Gebetswaschungen, etc. gewisse Rituale. All das speist sich aber nicht aus einer philosophischen Erkenntnis, einem Verständnis der Wirklichkeit, wie bei anderen Religionen. Es hängt einzig und allein vom willkürlichen Befehl Allahs im Koran ab.
Während es im Christentum mit der Aufnahme heidnischer Bräuche, mit der Verehrung von Heiligen, Reliquien und heiligen Plätzen, religiöse Praktiken gibt, die sich dynamisch-geschichtlich, in Auseinandersetzung mit der Lebenswelt entwickeln, besteht im Islam einzig und allein die ewig-gültige Willkür Allahs. Sich ihr allein zu unterwerfen und weder in Mekka, noch im Gebet, noch in einer Fahne eine originäre Kraft zu sehen, macht die Denkweise des Islams wesentlich aus. Alles ist nur gut, indem es dem Befehl Allahs folgt. Dass in der arabischen Sprache die Kopula teilweise weggelassen werden kann, unterstützt sicherlich diese simple Weltsicht. „Boko Haram“ setzt „Bildung“ direkt mit „Haram“ „Sünde“ gleich – „Bildung = Sünde“, ohne dabei das Zeitwort „ist“ zu verwenden, das stets auch eine Vermittlung, auf eine Relativität von Zeit und Raum verweist.
Der Wahabismus vertritt diese Aspekte des Islams, die direkt aus seiner Theologie folgen, wohl am Reinsten und Ehrlichsten. Während beim Christentum die Offenbarung Gottes in einer Person stattfindet — Jesus fungiert damit auch als eine Brücke zwischen Gott und Welt, die dem heidnischen Halbgott und Heros entspricht und folglich eine christliche Verehrung der Familie Jesu, der Natur, der Heiligen etc., damit die Kulturalisierung des Christentums im Katholizismus und seine Verbindung mit dem heidnischen Ordo- und Kosmosdenken ermöglicht — im Judentum in einem Volk erfolgt, so ist sie im Islam rein an ein Buch, einen Gesetzestext geknüpft, gegen den sogar sein Prophet nur ein einfacher Mensch und Bote ist. Die Verehrung von Mohammeds Grab und die Feier seines Geburtstages wird daher von einem authentischen Islam ebenso verboten wie jedes lokale Brauchtum, jedes traditionelle Ornament an der überzeitlichen „Reinheit“ des Korantextes. Der Islam ist wesentlich mehr als nur eine Kultur. Er will mehr sein als nur eine arabisch-kulturelle Ausprägung menschlicher Religiosität. Er leugnet und bestreitet seine eigene Kulturalität und Zeitlichkeit im Gegenteil vehement. Er hat einen wesentlichen Anspruch, der sich gegen die gesamte Welt richtet und jeder Einfügung und Einteilung in einen Pluralismus radikal widerspricht.
Der Islam als Universalismus
Abgesehen von dieser „inhaltlichen“ Kritik, in deren Zuge wir den Islam vor allem mit anderen mosaischen Religionen verglichen haben und die an sich noch nicht direkt einem Prinzip des Ethnopluralismus widerspricht, muss dieser Aspekt sein ursprüngliches Wesen klar als anti-identitär erkennen. Der Islam hat einen totalitären Anspruch. Damit ist ausdrücklich kein „Totalitarismus“ gemeint. Die Rede vom „Islamofaschismus“ ist selten dämlich und entspricht vielmehr der westlichen Vergangenheitsneurose als der Realität. Doch der Anspruch des Islams, seine Umma über die Welt auszubreiten, ist nicht anders als totalitär zu nennen.
Ich will hier nicht auf Textexegesen, auf die Frage nach dem erlaubten „Wie“ der globalen Verbreitung des Islams, wann man Krieg führen, gegen welchen Führer man rebellieren darf, etc. eingehen. Allein die Tatsache, dass seine Religion, in ein paar knappen Worten, die gesamte Vielfalt aller Religionen der Welt als Irtümer und Wege zur Hölle, als minderwertig gegenüber dem Islam und dem Koran darstellt, spricht für sich. Er reißt damit, klassisch universalistisch, eine absolute und totale Trennung zwischen dem Islam als Gottes auserwählter Träger der Offenbarung und dem Rest der Welt auf. Und das ist das wahre Problem, dass wir mit dem Islam haben. Es ist weniger der Inhalt seiner Religiosität. Auch wenn diese, gerade in ihren barbarischen Ausprägungen, kritisierbar ist, so könnte man ihrem radikalen Monismus dennoch zugestehen, einen beachtenswerten Aspekt der Welt, einen Teil der religiösen Gottsuche auszudrücken.[1]
Insofern und indem sie diesen aber totalisieren, mit dem Koran dogmatisieren und letztlich politisch zur globalen Geltung verhelfen wollen, werden die Moslems zum potentiellen, globalen Problem für alle freien Völker und Kulturen. Der Islam ist als Universalismus, da wo er die Vielfalt der Völker und Kulturen seiner totalen Welt-Umma unterwerfen will, ein Feind des Ethnopluralismus, ebenso wie es der westliche Globalismus oder der marxistische Internationalismus ist. Dieser globale Anspruch ist es, der erst den blutigen Messianismus und die apokalyptische Brutalität der ISIS-Jünger erzeugt. Er ist als wahres Problem des Islams wesentlicher als jede Kopftuchdebatte.
Guter Moslem – Böser Moslem
Die irren Parolen des ISIS von der Eroberung Roms sind damit nicht nur Wahnträume. Es sind Prophezeiungen des Propheten, die ganz notwendig aus der expansiven, universalistischen Struktur seines „Dschihad-Systems“ (Manfred Kleine Hartlage) folgen. ISIS ist nur bei der Wahl der Mittel brutaler, in der Offenbarung des Ziels ehrlicher. Angesichts des islamischen Universalismus stellt sich das Säuseln „fortschrittlicher“ Muslime, bei denen die globale Konvertierungsmission der Moslems meist zum bescheidenen Angebot am postmodernen Religionen-Wühltisch verniedlicht wird, als reine Ablenkung dar. Selbst wenn diese sanftzüngigen, perfekt auf den Karneval der Kulturen angepassten Moscheebetreuer, Teekocher und Folkloreprofis ihre Agenda wirklich glauben und ernst meinen: Im Rahmen des gesamten islamischen Systems und der Islamisierung Europas spielen sie nur den guten Bullen zum bösen Bullen des Dschihadismus — sie spielen ihn sogar umso besser, wenn sie es wirklich ehrlich meinen. Mit Verweis auf die sonstige „Gefahr der Radikalisierung“ schlagen sie nämlich Sonderrechte, weitere Einwanderung, weitere Moscheen etc. für ihre Community heraus und fördern die Etablierung und Vergrößerung derselben.
Westlicher Nihilismus und Islam
In diesen ghetthoisierten Kollektiven wächst, unbeeindruckt vom staatlich verordneten Euro-Islam, unweigerlich ein Dschihadismus heran, den alle westlichen Experten mit ihren plumpen Milieu-Theorien der „sozialen Deklassierung“ niemals erfassen. Es ist die Sinnkrise der westlichen Moderne, der dekadente Nihilismus, der auch die Migrantenjungendlichen erfasst und sie in Scharen in den Dschihadismus treibt, zu dem der softe Islam eben das universalistische Fundament schafft. Er trichtert ihnen von klein auf ein, dass Allahs Wort die einzige, absolute Wahrheit sei, dass nur Moslems in dieser Gemeinschaft der Wahrheit leben und sich eigentlich die gesamte Welt angleichen sollten. Im Zuge jugendlicher Sinnkrisen und Suche, die nicht notwendig einen „schwachen Charakter“ oder ein „Scheitern im Leben“ erfordern, angesichts der immer noch entwurzelnden und verstörenden Moderne bietet sich diese brutale, einfache und simple Wahrheit des Islams samt beigelegter totaler Lebensplanung einfach an. Es wirkt wie eine Designerdroge auf die nihilistisch ausgehungerte Jugend des Wesens, die auf der Suche nach Identität ist. Auch die Menge nichtmigrantischer Dschihad-Junkies beweist das.
Der Westen und der Islam
Damit zeigt sich auch ein weiterer interessanter Aspekt. Die universalistische Idee des Islams, seine Ausrichtung auf die ganze Menschheit, sein klarer Internationalismus und Antirassismus vertragen sich perfekt mit der Metaerzählung der westlichen Welt. Tatsächlich ist eines der interessantesten Phänomene des Dschihadsismus und Wahabismus, dass er dort, wo er auftritt, für eine weitere Entwurzelung der Betroffenen aus ihren nationalen ethnokulturellen Gemeinschaften sorgt. Die ISIS-Horden sind eine multikulturelle „Smarties“-Truppe, wie sie auch in jedem Hollywood-Actionfilm vorkommt. Sie lebt „diversity“ und importiert laufend „Fachkräfte“ aus dem Ausland nach Syrien, die dort das apolitische, akulturelle Konstrukt eines Weltkalifats aufbauen wollen. Wer hier Ähnlichkeiten sieht zum spanischen Bürgerkrieg, der das „internationale Proletariat“ zur Umsetzung des kommunistischen Weltherrschaftsprojekts nach Spanien rief, sieht die Sache richtig.
Der Dschihadismus reißt die Jugendlichen aus ihrem familiären und ethnokulturellen Umfeld, raubt ihnen diese Teil ihrer Identität und pflanzt ihnen eine neue ein. Sie werden, wie ein unerfahrener Rekrut aus dem Militärtransporter, auf das Schlachtfeld des heiligen Krieges, gegen die Ungläubigen geschubst, wo sie ihre neu erlangte Identität möglichst rasch als „Märtyrer“ opfern sollen. Wer in dieser universalistischen Wirkung des Islams eine „moderne“ Ausprägung oder eine von ihr beeinflusste Abwehrbewegung zur Moderne sieht, irrt sich. Bereits der Ur-Islam hatte genau dieselbe familienspaltende, traditionen-vernichtende, anti-identitäre Wirkung, wie seine Entstehungsgeschichte zeigt. Der Einzige, der in diesem Trauerspiel, dass vielleicht die wahre kulturelle Vielfalt und künstlerische Schönheit eines halben Kontinents für immer verschüttet hat, wirklich sympathisch erscheint, ist Abu Talib, der Onkel Mohammeds, der bis zu seinem Tod die Konversion verweigerte, weil er, gegen den universalistischen Wahrheitsanspruch des Islams, den Traditionen seiner Vorfahren treu bleiben wollte.
Der Wahabismus und der Dschihadismus sind eher ein „Neuausbruch“ dieses in kulturellen und lokalen Traditionen gleichsam eingetrockneten islamischen Geistes. Sie sind heute so „modern“ wie sie es damals vor 1500 Jahren waren. Der Islam und der Dschihadismus knüpfen direkt an die anti-identitäre Gleichheits- und Menschheitsideologie der Moderne und ihrem Deckwort des „Weltfriedens“ an. So ist es kein Bruch, sondern nur eine Wendung des Denkens, wenn der Dschihadist aus Wien „Firas Houidi“ in seiner Kindheit vom „Weltfrieden“ träumte und diesen nun mit radikal-islamischen Mitteln erreichen will. Der Islam ist tatsächlich eine Form von „Frieden“, von Befriedung, Ruhigstellung, Vereinheitlichung der Welt unter einem einzigen Nenner. Er strebt wie der Liberalismus ein „Ende der Geschichte“ an, eine totale Tötung aller geistigen Vielfalt und Freiheit, die notwendig Spannungen und Konflikte erzeugen. Der islamische Weltfriede ist eine Friedhofsruhe.
Der globale Dschihadismus hat auch als Kollektiv starke Ähnlichkeiten mit der „Menschheit“ der westlichen Welt. Die antirassistischen rants islamischer Wandersalafisten gleichen den staatlich finanzierten Antirassismus-Spots fast bis aufs Haar. Der gemeinsame Feind aller Universalisten, religiöser und ideologischer Couleur sind wie immer die freien Völker, die familiären und nationalen Traditionen und ihre Bewahrung. Wenn also der liberale Westen mit seinem Projekt des Weltmarktes und des Weltfriedensstaat der einen Menschheit gegen den radikalen Islam mit seinem Projekt der Weltumma im islamischen Weltfriedensreich kämpft, so ist das im Grunde eine universalistischer Binnenkonflikt. Wir Identitäre wählen hier kein Lager, sondern behaupten gegen beide Feinde unser eigenes Dasein, die Freiheit und Eigenständigkeit Europas zwischen zwei Blöcken.
Freilich haben der Liberalismus und der Islamismus unterschiedliche Wirkungen und es macht in der Tat politisch einen Unterschied, ob man nach Manfred Kleine-Hartlage, „in Wasser oder Salzsäure“ aufgelöst wird. Betrachtet man aber das Wesen von Islam und Liberalismus, so muss man bezüglich ihres Universalismus eine klare Gemeinsamkeit erkennen. Ebenso wie die Moslems glauben, dass alle Kinder eigentlich als Muselmanen auf die Welt kommen, erst von ihrer heidnischen Umgebung verzogen werden und dann unbewusst der islamischen Botschaft zur Rückbekehrung harren, so glauben die Amerikaner, dass sich alle Menschen von Natur aus nach dem american way of life sehnen und nur darauf warten, von Drohnen und Bombern von ihren „Tyrannen“ befreit zu werden. Aus identitärer Sicht müssen wir Amerikanern und Dschihadisten enttäuschen: keiner wartet auf euch. Ihr könnt der Welt gestohlen bleiben.
Der andere Islam vs. Reislamisierung
Wir haben in diesem Text sehr harsch über den Islam geurteilt. Er wurde in seinem Wesen universalistisch und damit theoretisch gegen Tradition und Familie und praktisch gegen Ethnopluralismus gerichtet, beschrieben. Tatsächlich wollen wir an dieser klaren These nichts zurücknehmen. Nach allem was wir wissen, stellt sich der Islam als ein typisch universalistisches System dar, indem die Vielfalt der Kulturen einer einfältigen Schwarz-Weiß-Unterscheidung weichen muss, die Völker und Familien zerreißt und dann aus der „Gemeinschaft der Gläubigen“ ein neues mordlüsternes Kollektiv bastelt, indem freilich Hierarchie, Familie, Geschlecht, etc. wieder etwas gelten. Ja, sie werden sogar, weil nicht aus einer Tradition gewachsen, sondern durch Allahs monolithisches Gesetz bedingt, dogmatisch gegen jede Veränderung verhärtet. Diese starren Strukturen sind gleichsam eine „Tradition gewordene Antitradition“.
Es gibt jedoch auch einen anderen Islam. Einen Islam, der seinen universalistischen und dogmatischen Ursprung weitgehend aufgegeben hat, in Philosophie und Mystik aufgegangen ist und durchaus interessante und beachtenswerte literarische und kulturelle Zeugnisse geschaffen hat. Man kann diesen Islam, auf den sich Traditionalisten, von Evola, über Schuon bis Dugin, positiv beziehen grob im Bereich der Schia und des Sufismus verorten. Es wäre wiederum zu umfangreich, tiefer auf diese Strömungen einzugehen. Hier reicht es uns, die zwei wesentlichen Elemente festzuhalten, die dazu führen, dass sie den Universalismus des Islams gleichsam „neutralisieren“. Es sind erstens esoterische Mystik und zweites ethnokulturelle Verwurzelung.
Im Schiitentum, neben der Sunnah die große zweite Strömung im Islam, beginnt sehr früh ein Bruch mit der anti-idolatrischen, weltfremden Linie des othodoxen Islams.Es ging in dem urislamischen Schisma konkret um die Frage der Erbfolge Mohammeds. Während die Sunniten, sicherlich eher dem Wesen und der Idee des Islams entsprechend, eine von bestimmten Personen oder Erblinien abstrahierte Leitung nach formellen Glaubens-Prinzipien forderten, wollte eine andere Gruppe den Schwiegersohn Mohammeds, Ali, als Führer. Für sie spielte die Tatsache, dass er Familienangehöriger war, eine große Rolle. Es ging ihnen mehr um die charismatische Autorität als um das bürokratisch-dogmatische Konzept einer Buchreligion.
Als Ali im Diadochenstreit ums Leben kam, entspann sich auch um seine Person sofort ein Opferkult, der unter anderem ein wenig der Christologie ähnelt. Ali und der Prophet wurden in der Schia hervorgehoben, geradezu vergöttlicht. Aus diesem Grunddenken, dass die totale, exklusive Trennung zwischen dem einzigen Gott und der Welt, zwischen Schöpfer und Geschöpf lockerte, sprossen, wie im katholischen Christentum, tausende lokale Bräuche und Riten hervor. Die starke nationale persische Kultur, in der die Schia blühte, tat ihr Übriges dazu. Im Schiitentum gibt es einen Pluralismus an heiligen Stätten, Bräuchen, Riten und Schulen, während es im Islam einzig und allein Mekka als „heilige Stätte“ gibt, die selbst aber nichts Heiliges an sich hat. Einen Stein der Kaaba für wundertätig zu halten ist für echte Moslems Sünde, ebenso wie zu glauben, ein Beten vor dem Grab Mohammeds wäre besonders segensreich.
Der Hadsch nach Mekka existiert, ebenso wie der Ramadan, einzig und allein, weil es als juristische Anordnung Gottes im Koran steht. Heilig wird das nicht aus eigener Kraft, sondern nur weil man damit eine Anweisung Allahs befolgt. In der Person Alis ist auch ein Bruch der Shia mit dem antistaatlichen, apolitischen Fanatismus des Islams vorgezeichnet. Seine charismatische, vererbte Herrscherwürde schlug sich in der Tradition der Ayathollas, in der Idee heiliger, besonderer, religiöser und politischer Führer nieder, die im klassischen Islam (abgesehen von der anders gearteten Rolle des Kalifen) in dieser Form nicht denkbar sind. Oft endet das in nationalistischen Universalismen, die strukturell teils dem Judaismus nachempfunden sind. Das macht sie natürlich immer noch kritikwürdig aber weniger geschichtswirksam. Im Schiitentum fand so, in gewisser Weise, eine gesunde und vielfältige Kulturalisierung und Verwurzelung des rastlosen, expansionistischen Islam-Universalismus statt.
Der andere wichtige Punkt für die gelegentliche Brechung seiner universalistischen Stoßkraft war die Mystik und Esoterik, für welche die Tradition des Sufismus steht. Diese sehen im Koran letztlich eine esoterische Wahrheit verborgen, die metaphorisch umschrieben ist. In klassischer meditativer Praxis, in Atem‑, Denk- und Sprechübungen ist es eingeweihten Orden vorbehalten, dieser tieferen, esoterischen (von gr. esoteros- innen) Wahrheit nachzufragen. In seinen höchsten Blüten erreicht der Sufismus Ähnlichkeiten mit europäisch-christlicher Mystik, mit dem asiatischen Zen und dem hinduistischen Buddhismus. Er ist auch und vor allem der Islam, den europäische integrale Traditionalisten wie Schoun, Guenon, Myatt und andere für sich entdeckten. In ihm wird — ausdrücklich oder implizit — auch der Koran nur mehr eine von vielen Emanationen des Göttlichen. Er wird zu einem Zeichen und Verweis auf das Urgöttliche, dessen Namen und Form, ja die Frage nach seinem Sein in menschlichem Ermessen nicht zu beantworten ist. Dieser Gott „ist“ nicht. Er ist nur in der Ekstase und Vertiefung, in einem ur-persönlichen ewigen Augenblick erleb- und erfahrbar.
Auf diesem Gott mit seinen unzähligen, unzureichenden Namen, den als Frage und Suche im Grunde wenig vom Tatvam asi der Inder, vom hen kai pan der Griechen, etc. unterscheidet, kann man keinen politischen Universalismus aufbauen. Das Sufitum und die islamische Philosophie, sofern und sobald sie mit dem dogmatischen und exklusiv-universalistischen Koranverständnis brach, wurde auch sofort von der mohammedanischen Orthodoxie als Fremdkörper erkannt und teils brutal verfolgt. Sobald sie erkannten, dass, sobald man den Koran und arabisch-islamische Religiosität mehr als eine Suche und Frage in einem ganzen Reigen anderer Traditionen betrachtet, denn als fertige, dogmatische und exportierbare Antwort, brachen die Sufis letztlich mit der universalistischen Idee des Islams – ob sie es wahrhaben wollten oder nicht.
Schia und Sufitum, als grob gefasste Strömungen, können deswegen als ein anderer und nicht intrinsisch anti-identitärer Islam verstanden werden, weil und insofern sie mit dessen universalistischem Urverständnis gebrochen, es kulturalisiert und mystisch umgedeutet haben. Auch der Islam, der in einigen Regionen Europas, etwa in Bosnien, seit langer Zeit besteht, konnte auf diesem Weg entschärft und kulturalisiert werden. Inwieweit Schia und Sufismus hier wirklich nachhaltig und dauerhaft eine anti-identitäre, universalistische Stoßkraft brechen konnten, ist im Detail eine andere und komplexe Frage. Uns geht es hier eher um die Ebene der Theorie. Geistig ist ein klarer Bruch da.
Heute werden aber selbst diese Gebiete im Zuge der europaweiten salafistischen Reform und Re-Islamisierung, die eine universalistisches „back to the roots“ ausgerufen hat, mitgerissen. Überall erweckt dieser Ruf die schlafenden, anti-identitären Aspekte des Islams neu und sprengt erneut, von innen heraus, Familien, Kulturen und Traditionen. Dennoch ist die, in diesem Kapitel gemachte Unterscheidung, wichtig.
Universalismus als Hauptfeind
Es ist wichtig zu wissen, dass man im Islamismus, Dschihadismus, Salafismus (und welche Ablenkungsbegriffe sich die Medien noch für die Islamisierung Europas einfallen lassen werden) nicht den Islam als Hauptfeind, sondern als einen religiösen Vertreter des Universalismus bekämpft. Die Idee der Umma, der Wahn der Weltmission, der unduldsame Fanatismus, der auch dem letzten Winkel der Welt das eigene Denken aufzwingen will, ist der Feind. Der Islam ist nur eine von vielen Charaktermasken des Universalismus. Zum absoluten und totalen Feindbild stilisieren ihn immer diejenigen, die selbst ein universalistischen Projekt verfolgen, für welches Weltumma und Globalkalifat letztlich eine Konkurrenz am selben Markt sind. Im Islam letztlich den Universalismus zu erkennen und zu bekämpfen, ermöglicht auch erst zwischen verschiedenen Formen des Islams zu unterscheiden, sowie einen Kampf gegen die Islamisierung Europas etwa nicht gegen alle ethnische Europäer zu richten, die im Zuge der moslemischen Expansionskriege zwangsbekehrt wurden.
Primär richtet sich die identitäre Idee, als defensive Reaktion auf Attacken und Anmaßungen Anderer, gegen die Islamisierung, also das Vor- und Eindringen des Islams nach Europa, das ein Nebeneffekt der Masseneinwanderung ist. Aus identitärer Sicht, deren zentraler Punkt die Weiterführung der eigenen ethnokulturellen Identität ist, wäre selbstverständlich auch eine „Buddhisierung“ durch Masseneinwanderung von und Bevölkerungsaustausch mit Thailändern kompromisslos abzulehnen. Aus dieser Erkenntnis, dass es in der Frage der Masseneinwanderung und Islamisierung nicht nur um Religion geht, allerdings einen „blinden Fleck“ in der Universalismuskritik zuzulassen, wäre eine falsche Überreaktion auf neokonservative Verteufelung des Islams.
Er ist in seinem Wesen und seiner überwiegenden, orthodoxen Form universalistisch und konnte nur stellenweise in einem inneren Transformationsprozess mystisch gezähmt und ethnokulturell verwurzelt werden. Eine identitäre Islamkritik, der es um mehr als nur den religiösen Nebeneffekt zum großen demographischen „Austausch“ geht, muss also in allererster Linie Universalismuskritik sein. Ihr ist wesensgemäß, dass sie nicht einen „heiligen“ globalen Krieg gegen einen bestimmten Vertreter des Universalismus ausruft und sich mit all seinen Gegnern in einer internationalen Frontlinie verbündet. Orientalische Christen sind nicht Teil der ethnokulturellen Identität, die Europäer erhalten wollen — was christlichen Europäern nicht verbietet, sich privat und persönlich mit ihnen solidarisch zu erklären und ihnen zu helfen, solange sie daraus kein politisches Ziel oder eine identitäre Pflicht Europas machen wollen.
Dennoch kann eine echter Kritiker der Gesamtheit des Wahnsinns, den der Universalismus in all seinen Formen über die Welt gebracht hat, nicht umhin, eine gewisse, stille Solidarität mit allen traditionalen Kulturen und Völkern zu verspüren, die ihm zum Opfer fielen und fallen. Im Fall des Islams gilt diese stille Trauer um das unwiederbringlich verlorene, abgerissene, ausgemerzte, in erster Linie der unendlichen Vielfalt der arabischen und nordafrikanischen, Religiosität, bevor sie zum ersten Opfer des islamischen Universalismus wurde. Nur noch ein paar „satanische Verse“ zeugen von ihrer einstigen Größe. Unser Mitgefühl gilt den alten Göttern Mekkas, die gleichzeitig einen Reichtum, eine religiöse Toleranz symbolisieren und in der Kaaba, in ihrer wahren Bedeutung, eine gemeinsame Feierstätte des Göttlichen, einen semitischen Parnass der Stämme und Kulturen bildete, der ihre Gegensätze, zumindest für einige Tage, zu Tanz und Gesängen „froh vereinte“ um mit Schiller zu sprechen. Er steht für eine Gelassenheit, die Gegensätze versöhnt, ohne sie aufzuheben. Dieser Gelassenheit, die immer auch eine Bewahrung und Behauptung des Eigenen bedeutet, blieb Abu Talib, der hoch geachtete Onkel von Mohammed treu, als er, von fanatischen Mohammedanern zur Konversion bedrängt, am Sterbebett schon kaum mehr Herr seiner Sinne, in seinen letzten Worten die Treue zur Religion seiner Ahnen erneuerte.
Abu Talib war identitär. Laut dem Koran schmort er in der Hölle. Wenn der Gott des salafistischen Koranverständnis und des universalistischen Islams der wahre Gott wäre, so würden wir mit Freude einen Platz neben ihm und unseren Vorfahren einnehmen.
1) Tatsächlich brachte der Islam, wie heute die Moslems gebetsmühlenartig beteuern, damals eine Veränderung in der Stellung der Frau, der Sklaven, etc. Ein gewisser Aspekt der jüdischen Idee der Heiligkeit des Lebens und des universalistischen Egalitarismus, brachte, ähnlich wie die heutigen Menschenrechte, tatsächlich eine inhaltliche Veränderung für die „konvertierten“ Stammesgesellschaften. Diese Argumentation über die Frage, was nun „humaner“ oder „grausamer“ war, ist aber eine reine Ablenkung von der wesentlichen Frage.
Ethische Kritik und soziale und rechtliche Veränderungen in der Frage der Stellung der Frau, in Lohn/Sklaverei, in sozialen Hierarchien, Folter, etc. gab es auch in nichtuniversalistischen, heidnischen Gesellschaften. Diese Kritik für den ideologischen und religiösen Universalismus zu reklamieren ist eine Frechheit. Die universalistische, moralistische Kritik an Herrschaftsverhältnissen, die sich aus ihrem utopischen Wahn totaler Gleichheit speist, hat zwei Schwächen gegenüber einer identitären Ethik. Sie ist nicht vom Denken und Fragen, Debatte und Dynamik getragen, sondern baut auf dogmatische Setzungen auf, die „self-evident“ sind. Zweites hat sie aufgrund ihres universalistischen-egalitären Wahns auch immer eine expansive Zielsetzung, in der sie REGELMÄSSIG ein auserwähltes Kollektiv formiert und für die „Anderen außerhalb“ die eigenen moralischen Standards total aufhebt. Damit fällt sie, in ihrer Feindbestimmung und Grausamkeit, dem „Anderen“ gegenüber regelmäßig unter jedes, nicht-universalistische „heidnische“ Niveau einer Ethik, die man oft auch dem Feind und Andersgläubigen gegenüber hatte. Wer für die Menschheit und den neuen Übermenschen kämpft, kämpft automatisch gegen Un- und Untermenschen. Wer für eine auserwählte Gemeinschaft des einen Gottes ficht, ficht automatisch gegen die manifesten Horden Satans.…
Recht verstandene Universalismuskritik bringt also mitnichten einen totalen ethischen Relativismus oder ein „Recht des Stärkeren“. Sie kritisiert vielmehr die Heuchelei und den Dogmatismus der universalistischen Moralität. Das aber nur solange sie nicht in ein Spiegel- und Zerrbild des Universalismus kippt, wie das die 3PT in ihrem Missverständnis von Nietzsche tat.