Kritik des Infokriegs
Der „Infokrieg“ ist seit einigen Jahren in aller Munde. In der Spätphase des Bevöllkerungsaustauschs boomt, während sowohl rechte Parteien als auch rechter Aktivismus stagnieren, das Gewerbe rechter Medienmacher. Auf YouTube, Twitter, TikTok, Facebook, V‑Kontakte, Telegram und zahllosen Blogs und Infoseiten stellen tausende, mehr oder weniger Intelligente, mehr oder weniger Intelligentes ins Netz und nennen das „Infokrieg“. Im Vergleich zu besagten patriotischen Parteien und Bewegungen, herrscht in diesem Sektor eine regelrechte Aufbruchs- und Goldgräberstimmung. Teilweise geschieht das zulasten des Aktivismus. Der Trend geht vom Aktivisten zum Influencer und vom Leiter einer Bewegung zum „Opinion Leader“. Auch die Zuseher scheinen (noch) begeistert zu sein, jubeln ihren Idolen zu sehen in ihnen Hoffnungsträger. Doch worauf richtet sich dieses Hoffen? Kaum jemand fragt, was eigentlich das strategisches Ziel des „Infokriegs“ ist und ob es vertretbar ist, so viel Zeit und Energie an die „Front“ zu verlagern. Genau das wollen wir in diesem Text tun, indem wir eine (ernüchternde) strategische Analyse der Gegenöffentlichkeit vornehmen, die ihre Grenzen, ebenso wie ihre Verlockung erklärt.
Infokrieg und Terror
Die Öffentlichkeit nimmt in unserem System eine beherrschende Stellung ein. Mehr noch als zu Gramscis Lebzeiten dominiert die Metapolitik, die politische Sphäre. Lagen Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa noch echte politische Machtpotentiale in Armee und Polizei, so hat sich das Zentrum des Einflusses heute komplett in die „ideellen Machtmittel“ verlagert. Wer diese, ob in ihrer feinen konzentrierten Form, als akademische Arbeiten, Expertendossiers, etc. oder in Grobform, als massenmediale Propaganda unters Volks bringt, kontrolliert die Debatte, das Meinungsklima und damit die Politik.
War es im alten Rom noch möglich, dass ein erfolgreicher Feldherr mit seinen Legion in der urbs einmarschierte und die Macht an sich riss, kann in machen „Failed States“heute noch ein erfolgreicher Warlord Parlamente beliebig absetzen, so ist das in Westeuropa aus mehreren Gründen undenkbar. Erstens befinden wir uns im Vasallenstand und sind unter dem geopolitischen Raketenschirm der USA quasi entmilitarisiert. Zweitens sind die herrschende Gesellschafts- und Regierungsform und ihre Legitimität derart in Fleisch und Blut übergegangen, dass kein Putsch an die Macht jemals von der Gesellschaft, oder umliegenden Staaten anerkannt werden würde. Vor dem 2. Weltkrieg waren breite Schichten der linken und rechten Opposition bereit zum Putsch. Er war auch in Europa damals nichts unübliches. Wären Teile der radikalen Linken auch während des kalten Kriegs noch zu einem gewaltsamen Putsch bereit gewesen um eine andere Staats- und Regierungsform einzuführen, so ist das heute nicht mehr der Fall. (All das kann sich durch unvorhersehbare Ereignisse natürlich ändern. Doch über diese zu spekulieren ist hier unangebracht. Es gilt den Status quo, wie er heute ist, zu analysieren.) Letzte altrechte Träume von einem Armeeputsch, scheiterten im militanten Aktivismus der OAS. Der peinliche Militanz-Fetisch vieler Altrechter, die Verwechslung von Macht und Gewalt, verschwand dennoch nicht und hielt sich in Wehrsportübungen und Träumen vom Aufstand. Das absolute Monopol der Metapolitk, im Spiel um politische Macht das derzeit in Westeuropa vorherrscht, ist ein eiserner Fakt. Jeder Rechte der versucht militanten Gruppen aufzubauen oder die Armee zu unterwandern lebt in einer Traumwelt. Wenn er erfolgreich ist, wird er entweder sofort verhaftet, oder als nützlicher Idiot für die Strategie der Spannung missbraucht und danach verhaftet. Im Terrorismus, der auch schon den Traum von Putsch und gewaltsamer Übernahme aufgegeben hat zeigt sich der endgültige strategische Bankrott und die psychopathologische Wurzel dieser mörderischen Verzweiflungstaten. Sie sollen zuallererst dem Täter ein „gutes Gefühl“ vermitteln, indem er sich damit vergewissert „zum Äußerste gegen“ zu sein und, bestätigt durch die mediale Berichterstattung, „einen Effekt“ bewirkt zu haben. Und das trifft auch zu: der Terrorist hat das äußerst mögliche Idiotische und Inhumane getan um seinen ideologischen Größenwahn zu befriedigen, sowie seine politischen Planlosigkeit und strategische Impotenz zu kompensieren. Der „Effekt“ die er erzielt ist auch durchhaus groß, nur nützt und beschleunigt er genau den Prozess den er zu bekämpfen vorgab.
Der digitale Infokrieger, würde bis jetzt wohl zustimmend nicken. Er hat mit Terror nichts am Hut und teilt die Analyse der totalen Machtverlagerung ins Metapolitische. Ja, er sieht seine Tätigkeit als die richtige Strategie in dieser Lage. Dummerweise ist sie das nicht. Im schlimmsten Fall ist ein ziel- und aussichtsloser Infokrieg sogar Mitschuld an Ohnmacht und Verzweiflung, die oben beschriebene Taten hervorbringt.
Wo ist das Manifest des Infokriegs?
Wagen wir eine strategische Analyse der Gegenöffentlichkeit. Wenn das primäre Ziel rechter Anstrengungen einen politischen Machtwechsel bedeutet, muss jeder Ansatz sich genau danach rechtfertigen. Wenn deine Tätigkeit nicht im Rahmen einer sinnvollen Strategie zur Erlangung politischer Macht beiträgt, ist sie wertlos und allenfalls politische Selbstbefriedigung. In dem Fall lautet die Frage nur noch, ob du damit anderen, welche sinnvolle Strategien verfolgen, schadest. Wenn ja dann solltest du am besten gar nicht tun. Neben dem parteipolitischen Ansatz und einer militant-terroristischen Strategie, (die wir hier XXX näher analysiert haben), bestehen im patriotische Lager aktivistische Ansätze und die Gegenöffentlichkeit. Derzeit gibt es, bezeichnend und typisch für das rechte Lager, kaum revolutionstheoretische Texte, geschweige denn Manifeste zu einer Strategie des Infokriegs. Wir wollen den vielbeschäftigte Vloggern und Bloggern daher diese Arbeit abnehmen. Der Infokrieg erkennt zurecht die Sphäre der Metapolitik als die entscheidende und die Massenmedien als die zentrale Säule der politischen Macht. Zurecht vermuten die Vertreter des Infokriegs, dass, hätte man die Maschinen zur Meinungsmache in der Hand (quasi das Eigentum an den Produktionsmitteln der Kulturindustrie), dann wäre man in der Lage dieselbe soziale Kontrolle über Gesellschaft, Wirtschaft und Parteien auszuüben, wie es die derzeitigen Machthaber tun. Träumten Rechte vor Jahren noch vom „Tag X” an dem man die Radiostationen besetzen und die NPD-Schulhof-CD auf allen Kanälen abspielen würde, sind Infokrieger etwas schlauer geworden. Ihr Ziel ist es, als Medienguerilla, unter Ausnutzung, moderner billiger Produktionsmittel und neuer Möglichkeiten der Verbreitung eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen, welche, kraft ihrer Authentizität und Wahrheit, die herrschende Öffentlichkeit erst verdrängen und später ersetzen soll. Auf den ersten Blick scheint diese Strategie erfolgreich zu sein. In den letzten 10 Jahren konnte im linksliberalen Westen ein Millionenpublikum von etablierten, systemtreuen und ‑hörigen Medien abgezogen und in eine wachsende alternative Medienlandschaft eingebunden werden. Diese ist so groß und divers, dass sie bereits einen eigenen kleinen Kosmos darstellt. Die Hoffnung der Infokrieger ist, dass dieser Trend weiter geht und über die virale Verbreitung ihrer Inhalte immer mehr Leute den geistigen „Opt-Out“ wählen und zu einer wachsenden Masse an kritisch Denkenden werden. So weit so gut. Leider gerät es hier ins Stocken.
Wie es weitergehen soll, was diese kritische Masse tun und bewirken soll, bleibt im Dunklen. Wir haben jedoch eine Vermutung: like, teilen, subscriben und bei Patreon unterstützen. Die Strategie der Infokrieger wurde nie verschriftlicht, weil jeder der sich die Mühe macht, die höhere Ziellosigkeit dieses Tuns einsehen müsste. Das diffuse Gefühl mit dem hundertsten patriotischen Blog, den Rekationsvideos auf Bildschlagzeilen, den Nischenpodcasts, Einzelfallmaps, oder Faktendatenbanken „irgendwie“ an einem großen Plan mitzuarbeiten, will man sich mit einer strategischen Analyse nicht zerstören. Außerdem hat man sowieso heute Abend keine Zeit dazu, da man, noch vor der patriotischen Konkurrenz, den neusten Tweet von Chebli mit einem Video kommentieren muss — vorzugsweise live.
Im Folgenden wollen wir in mehrere Punkten die Pseudostrategie des Infokriegs sezieren und widerlegen.
Die Meinungsklimaanlage
Die Öffentlichkeit ist deswegen das Zentrum der politischen Macht, weil diese heute durch gesellschaftliche Stimmungen und Debatten zustande kommt. Politische Wahlen sind nichts anderes als ein Stimmungstest. Sie frieren die emotionale Gemengelage der Gesellschaft kurz ein, und entnehmen eine politische Gewebeprobe, die dann für eine zeitlang die Zusammensetzung der Parlamente bestimmt. Diese emotionale Gemengelage wird natürlich von realen Faktoren, wie etwa der jungen Maria Ladenburger, die von einem Migranten, vergewaltigt, bis zur Bewusstlosigkeit vaginal gefoltert und dann ertränkt wird, beeinflusst. Diese realen Faktoren dringen jedoch fast nur mehr über ihre digitale Repräsentation, mit emotionalem und ideologischen Framing versehen, ans Bewusstsein der Bevölkerung. Es gibt einmal die gesellschaftspolitische Wirklichkeit und es gibt auch diejenigen, die sich zwischen die Wirklichkeit und ihre Empfänger schalten und über sie Bericht erstatten. Ein Bild, welches die Lage verdeutlichen könnte, ist ein Mensch der in einem Atombunker eingeschlossen ist. Über Kameras und Mikrofone sieht er was an der Oberfläche vonstatten geht. Zwischen diese Kameras und seine Bildschirme ist jedoch eine „Redaktion“ geschaltet, die das was er sieht redigiert, mit Musik und Kommentare unterlegt und passend zusammenschneidet.
Mit dieser Berichterstattung kontrolliert und dominiert die Öffentlichkeit die Massen indem sie eine „Norm-Meinung“ zu Themen wie Migration und „Füchtlingen“ ebenso wie zu Personen wie Björn Höcke oder Angela Merkel und Organisationen wie IB und AfD konstruiert. Zitierkartelle und gegenseitige Kontrolle erzeugen einen engen Meinungskorridor, der dem berühmten Overton-Fenster entspricht. Über die Kontrolle dieses Fensters, kontrolliert die Öffentlichkeit Die Debatte, das Meinungsklima und damit langfristig auch die Wahlen. Deswegen entwickelten sich alle westlichen „Demokratie“, in den letzten Jahrzehnten fast haargenau in die gleiche Richtung. Eigentlich sollte man vermuten, dass eine Vielzahl an demokratischen Staaten, eine Vielzahl an Gesellschaftsformen, politischen Experimenten und wirtschaftlichen Systemen hervorbrächte. Doch das genau Gegenteil ist der Fall. Autoritäre Staaten sind sogar wesentlich vielfältiger und variantenreicher als der Einheitsblock, multikultureller, weltoffener, linksliberaler „freier“, westlicher Staaten.
Eine weitere Metapher: Nimmt man das „Meinungsklima“ beim Wort und vergleicht die Öffentlichkeit mit einer Klimaanlage, so stellen die Wahlen eine regelmäßigen Temperaturmessung dar. Das „Außenklima“, also die politische Lage beinflusst das Raumklima und verursacht Schwankungen aber insgesamt folgt das Raumklima der Klimaanlage. „Hitzewellen“, wie eine Migrationskrise 2015, können die Raumtemperatur kurzfristig ändern und eine „heiße“ Partei an die Macht bringen. Doch da die Kontrolle über die Klimaanlage dabei unangetastet bleibt, kühlt sich alles bald auf die Temperatur ab, die linke Parteien bevorzugt und Cuckservative zwingt sich anzupassen und deren Ideen zu übernehmen. (Eine Krise kann das Haus zum Einsturz bringen, der Anlage den Saft abdrehen oder eine neue Hitzewelle verursachen. Das ist aber nicht Gegenstand dieser strategischen Lageanalyse.)
Von Overtonfenster, zu Klimaanlage und Info-Bunker — wer nach dieser Metaphernarmada noch immer nicht die Dominanz und Wirkung der Öffentlichkeit verstanden hat, muss nicht weiterlesen. Alle anderen verstehen politische Wahlen nun hoffentlich nicht mehr als etwas „Mystisches“ und „Überraschendes“ sondern als reguläre Gradmessung in einem System, das vom Gegner temperiert wird.
Big Other — die Normsetzende Kraft der Medien
Die Meinungsklimaanlage der Medien übt auch zwischen den Wahlen ständige soziale Kontrolle aus. Sie lotet alle Schikanemöglichkeiten im rechtsstaatlichen Rahmen aus und beugt ihn, wo es für ihre Agenda nötig ist. Von der de facto Legalisierung der Abtreibung bis zur Aussetzung des Fremdenrechts 2015, von der systematischen Nichtverfolgung linksterroristischer Gewalt bis zur ebenso systematischen Verfolgung rechter Meinungsäußerungen — dahinter steht als treibende Kraft die feindliche Öffentlichkeit. Neben der Beugung und Aushebung des Rechtsstaats schafft die Öffentlichkeit exakt den Zustand, den Alexis de Tocqueville über die Demokratie in den USA schrieb: „Unter der unumschränkten Alleinherrschaft schlug der Despotismus in roher Weise den Körper, um die Seele zu treffen; und die Seele, die diesen Schlägen entwich, schwang sich glorreich über ihn hinaus; in den demokratischen Republiken jedoch geht die Tyrannei nicht so vor; sie übergeht den Körper und zielt gleich auf die Seele. Der Herrscher sagt nicht mehr: entweder du denkst wie ich oder du bist des Todes; er sagt: du bist frei, nicht so zu denken wie ich; du behältst dein Leben, deinen Besitz, alles; aber von dem Tag an bist du unter uns ein Fremdling. Du behältst deine Vorrechte in der bürgerlichen Gesellschaft, aber sie nützen dir nichts mehr; denn bewirbst du dich um die Stimme deiner Mitbürger, so werden sie dir diese nicht geben, und begehrst du bloß ihre Achtung, so werden sie tun, als ob sie dir auch diese verweigerten. Du bleibst unter den Menschen, aber du büßest deine Ansprüche auf Menschlichkeit ein. Näherst du dich deinen Mitmenschen, werden sie dich wie ein unreines Wesen fliehen; und selbst die an deine Unschuld glauben, werden dich verlassen, denn auch sie würden gemieden. Ziehe hin in Frieden, ich lasse dir das Leben, es wird aber für dich schlimmer sein als der Tod.“
Die Diktatur der Öffentlichkeit kann jeden Beamten und Angestellten in die Entlassung und jeden Betrieb und Unternehmer in den Ruin treiben. Sie kann jeden Veranstalter dazu bringen, dir seine Räume zu verweigern und jede Bank dir ihrer Konten zu kündigen. Die sozial vernichtende Wirkung der Öffentlichkeit ermöglicht ihr eine sozialen Kontrolle die Dissidenten, Parteien und Bewegungen zu Getrieben macht, und Sympathisanten mit drakonischen Exempeln abschreckt. Entscheidend ist: für diese Wirkung ist es egal ob die beteiligten dem medialen Verdikt glauben. Zur Veranschaulichung dient hier ein Beispiel: In einem kleinen Dorf in Westdeutschland gibt es einen Gastwirt, über den eine lokale Antifagruppe, mit illegal beschafften Informationen bekannt macht, dass er in seiner Jugend in radikalen rechten Gruppen unterwegs war und heute Teil der AfD ist. Die Presse greift das auf und schreibt über den „Naziwirt“. Der CDU-Bürgermeister distanziert sich. Alle Kunden, die bisher ihre Feiern und Veranstaltungen dort abhielten, von der Feuerwehr bis zur Gewerkschaft, sagen ab. Sie mögen sogar selbst AfD Wähler, oder Sympathisanten sein, doch sie können das nicht vor ihrem Verein, oder Betrieb verantworten. Das Kainsmal der Diffamierung wirkt über den Effekt des „Big Other“, den Jean Raspail treffen beschrieben hat. Auch wenn man weiß, dass es eine Lüge ist, weiß man, dass jeder sie lesen, und wenn er nicht bereits teil der Opposition ist, glauben wird. Da man aber nie weiß wer Teil der Opposition ist muss man bei jedem Gegenüber davon ausgehen, dass er die Lüge glaubt. So erhält die Öffentlichkeit eine normsetzende Kraft.
Nicht die wenigen radikalen Antifas, sondern die vielen desinteressierten Normalos, die am Rande etwas von dem „Nazi-Wirt“ lesen oder hören und ihn fortan meiden, sind das Problem. Die normsetzende Kraft der Öffentlichkeit kontrolliert und programmiert diese NPCs, in täglichen Meinungsupdates und dirigiert ihr Sozial- und Konsumerhalten. Ihr Kainsmal bedeutet daher den sozialen und wirtschaftlichen Tod. Dem Betroffenen, der sein bürgerliches Leben weiterführen will, bleibt nur,
a) die totale Erniedrigen und ideologische Selbstentleibung in der Hoffnung auf Rehabilitierung,
b) der Umzug und Rückzug aus der Öffentlichkeit und die Hoffnung auf ein gnädiges Vergessen
c) oder in ganz krassen Fällen das Exil.
Um es klar zu machen: die Gegenöffentlichkeit kann und wird niemals eine solche normsetzende Kraft für die Gesellschaft ausüben, wenn sie nicht ein Zufall an die Macht spült. Sie ist weit davon entfernt und nimmt schon, per definitionem die Rolle des Außenseiters ein. Wenn die Gegenöffentlichkeit eine Person attackiert eilt ihr die Gesellschaft in der Regel zur Hilfe und sie profitiert davon.
Nur im internen Kosmos der Dissidenten (böse Zungen könnten ihn „Blase“ nennen“) hat die Gegenöffentlichkeit diese normsetzende Kraft. Man kann interne Debatten der AfD beeinflussen und beflügen. Man kann ideologische Lagerkriege zwischen Heiden und Christen, Libertäten und Sozialisten, eGirls und Incels, etc. mitentscheiden. Man kann Einzelpersonen aus dem eigenen Lager vernichten, öffentlich kritisiert. Kurz, die Gegenöffentlichkeit entfaltet nur eine „interne normsetzende Kraft“, die im besten Fall Opportunisten und Extremisten ausscheiden, im schlimmsten Fall aber sogenannten „Reinheitsspiralen“ in Gang setzen kann. Abgesehen von dieser internen Wirkung bleibt die Gegenöffentlichkeit auf ihre Underdog-Rolle beschränkt.
Wir betrachten in der Folge zwei entscheidende Gründe warum die Öffentlichkeit an eine gläserne Decke stößt und niemals die Gegenöffentlichkeit ablösen, sowie ihre normsetzende Sozial- und Meinungskontrolle einnehmen kann. Der erste Grund liegt in ihrer ideologiebefreiten Oberflächlichkeit und der zweite ist das liebe Geld, mit dem wir anfangen wollen:
Personelle und Finanzielle Ressourcen
Redaktionen sind in der Regel ein millionenschweres Verlustgeschäft. Spätestens seit der Digitalisierung der Medienwelt und der copy-paste Kultur sind Konsumenten an kostenlose Nachrichten gewöhnt. Paywalls ändern daran bisher wenig und funktionieren nur für ausgewählte Nischenangebote zahlungswilliger Zielgruppen. Daraus ergibt sich, dass Einnahmen fast nur mehr über Werbung möglich sind, was sich nur bei großen Klickzahlen rechnet. Das Zwing Medienproduzenten ihren Inhalt auf Viralität und einfache Zungänglichkeit hin zu adaptieren. Das führte zuletzt auch die konservativsten Medienhäuser auf die großen digitalen Plattformen, die dank des Netzwerkeffekts Kommunikationsmonopole aufgebaut haben. Da in der Regel die Einnahmen immer noch nicht ausreichen um die Millionenkosten für Büros, Technik und Angestellte zu tragen, überleben die meisten Medien der herrschenden Öffentlichkeit ohne Presseförderung der Politik nicht. Was beutetet das für die Gegenöffentlichkeit und den Infokrieg?
Relevante Werbeeinnahmen sind für sie bis auf weiteres unmöglich. Die normsetzende Macht der Öffentlichkeit und ihre soziale Kontrolle lassen das nicht zu und attackiert entweder die Werbetreibenden oder die werbevermittelnden Netzwerke (YouTube, Google ads), bis sie Infokrieger aus ihren Systemen bannen. Politische Förderungen bekommen die Dissidenten, welche die herrschende Machtelite herausfordern erst recht nicht. Das ist realistischerweise, langfristig und im ausreichenden Umfang, erst dann möglich, wenn sie bereits am Ziel und damit in ihrer revolutionären Funktion unnötig geworden sind.
Die einzige Finanzierungsmöglichkeit die bleibt ist Crowdfunding. Doch auch hier bannen alle Zahlungsnetzwerke (Paypal, Patroen, etc.) immer häufiger große Kanäle und Medienmacher, was auf Grund der Gewöhnung der Konsumenten mit ein paar Klicks zu bezahlen, massive Einbusse für die Betroffenen verursacht. Dubiose Bankkonten in Übersee und Cryptowährungen, die den meisten als letzte Zuflucht bleiben, bedeuten eine massive Hürde für Crowdfunding, das auf vielen kleinen freiwilligen Spenden basiert. Dierse werden von einer Masse an Angesprochenen in einem flüchtigen Augenblick der Spendenbereitscahft, in der Regel nach einem emotionalen Appell am eines Videos getätigt. Dieser Moment ist meist verflogen wenn der so Bewegte sich vorher ein Cryptowallet anlegen, oder irgendwo einen IBAN eintippen muss. Eine weitere Grundlage des Crwodfundings, die Reichweite, kann durch das Deplatforming ebenso jederzeit weggezogen werden. Der Plattformeffekt macht die Vorteile, die das Internet für den rechten Infokrieg brachte, somit teilweise wieder wett. Aber warum soll das Geld überhaupt ein Problem sein? Es geht doch um ein idealistisches Ziel! Das stimmt, doch um die feindliche Öffentlichkeit an Reichweite und Qualität einzuholen, oder gar zu übertreffen ist Professionalität, also hauptberufliche und arbeitsteilige, kontinuierliche Arbeit, nötig. Das ist ohne teuere Anstellungsverhältnisse und räumliche Nähe in teuren Büros und nicht möglich. Kein einziges alternatives Medium hat eine derartige Größe erreicht. Matadoren wie „Infowars“ wurden deplatformed und entmonetarisiert. Angehende Medienimperien wie „Rebel Media“ oder Tommy Robinsons Plattform ging es ebenso. Somit ist es für das Gros der Gegenöffentlichkeit finanziell nicht langfristig, betrieblich zu planen, Redaktionsgebäude anzumieten, echte Talente anzustellen und halten zu können. Die Unsicherheit und Volatilität in diesem Bereich führt notwendig zu zahlreichen Ein-Mann Betrieben. Autodidaktische Tausendsassas, die meist nur zeitweise mit wechseldenden, temporären Mitarbeitern arbeiten und nie langfristig planen können. Das funktioniert auf einem niedrigem Niveau, wird aber niemals in der Lage sein die Öffentlichkeit zu übertreffen. Einiges könnte durch eine bessere Organisation des Bestehenden über Synergieeffekte wett gemacht werden. Doch mit den Giganten gleichzuziehen wird durch diese strukturelle Benachteilgung verhindert.
Wer diesen Fakt als raffinierten Spendenaufruf nutzt und mit Verweis auf die Rundfunkgebühren oder das Budget dieser Giganten um Unterstützung weibt, um „mithalten zu können“ gaukelt dem Zuseher und Unterstützer eine Utopie vor. Alle versuche alternative FinTech aufzubauen, die eine nachhaltige Finanzierung und den organischen Aufbau großer Unternehmen, Arbeitsteilung und die Anstellung talentierter Angestellter ermöglichen könnten, wurden bisher durchkreuzt. Denn letztlich ist die Basis aller hübschen Bezahlseiten immer ein Vertrag mit Paypal, Stripe, einem Kreditkartenunternehmen, oder einer Bank. All diese sind aber in ein globales Finanzsystem eingebunden, das konngruent mit der politische Agenda unseres Gegners ist. Einzelne milliardenschwere Mäzene „leisten“ sich hin und wieder Großspenden, wie im Falle Krawinkel. Derselbe Fall zeigt aber, welche Macht die soziale Kontrolle der Öffentlichkeit sogar auf diesen alternde Milliardär hat, dem schon wirklich alles egal sein könnte. Wenn einem aber dann etwa die eigenen Kinder den Kontakt zu den Enkeln verwehren trifft das auch den greisen Geldgeber. Einer anderer Fall in Österreich, das rechte Magazin „Alles Roger“, des vermutlich patriotischen Millionärs Ronny Seunig, wurde ebenfalls eingestellt. In diesem Interview XXX spricht der Manager über seine Entscheidung. Ein Gerücht, das die Runde macht verweist auf einen unausgesprochenen Grund. Angeblich hat ein mächtiger linker Unternehmer politischen Druck auf Seunigs Einnahmequellen ausgeübt, damit er das Projekt, das zeitweise einige rechte Journalisten bezahlen konnte, abdrehte. Einige entfernt patriotische, privatfinanzierte Projekte wie „Servus TV“ lässt man widerwillig gewähren, neurechte, oder libertäre Fachmagazine schaffen es finanziell zu überleben und Redaktionen zu betreiben, doch es versteht sich von selbst, dass sie keine Revolution der Gegenöffentlichkeit bewirken werden. Unsere These ist: jedes große Projekt der Gegenöffentlichkeit das gefährlich werden könnte, würde über die Kontrollmittel der Öffentlichkeit finanziell vernichtet, indem ihre Geldgeber, Geldquellen und kooperierenden Banken vernichten werden. Es gibt keine Vertrags‑, Erwerbs- und Gewerbefreiheit für „rechten Hass“.
Die Massenmedien der feindlichen Öffentlichkeit sind daher, so ernüchternd das klingt durch einen schier unüberwindlichen, systemischen „Paywall“ vor jeder schleichenden Ersetzung durch die Gegenöffentlichkeit geschützt. Durch ihre normsetzende Macht des „Big Other“ und ihre Kontrolle über die Politik sicheren sie sich das Monopol auf öffentliche Förderungen. Mit denselben Mitteln stellen sie sicher, dass die Gegenöffentlichkeit niemals durch Werbung, außerhalb ihres alternativen Kosmos finanziert werden kann. Dass dieser jemals so groß werden könnte, dass er die gesamte Gesellschaft umfasst und zur neuen Normalität wird, verhindern nicht zuletzt staatliche Organe wie Verfassungsschutz, mit steigender, willkürlicher Repression, die von der herrschenden Öffentlichkeit angeheizt und legitimiert wird. In diesem Teufelskreis befinden sich die Infokrieger in einer, oft mühsamen, manchmal lohnenswerten, meist verdienstvollen, aber strategisch letztlich fruchtlosen Arbeit.
Die Buchhalter des Schreckens
Der zweite Grund weswegen der Infokrieg keinen strategischen Durchbruch erzielen kann ist, seine notwendig fehlende ideologische Tiefe. Ebenso wie der Mainstream will er die Masse erreichen. Akkumulation von Zusehern und Massetauglichkeit der Inhalte, sind daher Teil seiner Scheinstrategie. Diese Massetauglichkeit verführt aber zu einer ideologischen Oberflächlichkeit. Die Videos die „am besten gehen“, sind in der Regel spektakuläre Szenen auf der Straße, emotionale rants über aktuelle Ereignisse, oder humorvolle Antwortvideos. Die Leute wollen unterhalten werden. Der Infokrieg also kann nur als Infotainment massenwirksam werden. Darunter leidet logischerweise der Inhalt. Auch im rechten Lager findet eine Anpassung an den Massengeschmack und an das Overtonfenster statt. In Fragen wie Trans- und Homosexualität übernehmen immer mehr rechte Medienmacher Mainstreamideen. Sie tun das nicht aus ideologischen Überlegungen und der Entwicklung, oder Integration neuer Ideen in ihr Denken. Sie denken meist an gar nichts, außer an dein Einfluss auf ihre Abozahlen. Um ja niemanden zu verschrecken wird die eigene Botschaft zu einem einfach genießbaren, entrindeten Meinungs-Snack zurechtgeschnitten. Man unterwirft sich der Kontrolle der linken Meinungsklimaanlage. Der kleinste gemeinsame Nenner „gegen den Islam“ oder „gegen Einwanderung“, wird nicht zur Basis für eine politische Allianz oder Kooperation, mit einem konkreten strategischen Ziel. Er wird zum ideologischen Kern eines farblosen, und richtungslosen Spektakels der Selbstverharmlosung. Man will „everybodies Darling“ sein, meidet jeden Konflikt und jede weltanschauliche Debatte und lügt sich dabei in die Tasche, das sei „Strategie“. Das „intellektuelle Opfer“, das auch manche vorgeblich Rechtsintellektuelle dafür tätigen, wird zum intellektuellen Selbstmord. Die erst instrumentelle Nutzung von Medien und Plattformen für den Infokrieg wird zur Gewohnheit und schadet am Ende dem eigenen Denken, indem es sich der Aufmerksamkeitsspanne der Rezipienten und der ideologischen Lage der Nation anpasst. Der Inhalt der meisten rechten YouTube-Videos ist, es muss so schlicht gesagt werden, daher einfach nur Mist. Zu jedem Ereignis kann man, die immer selben, „empörten“ Rekationsfilmchen sehen, die meist nichts anderes tun, als Bildartikel vorzulesen und mit Ausrufen wie „unfassbar“ oder „unglaublich“ zu reagieren. Beim hundertsten Mal kann diese Reaktion nur mehr als Schauspielerei interpretiert werden, es sei denn den Videoerstellern fehlt jedes Langzeitgedächtnis. Oft wirken sie wie eine groteske Comicfigur, die eins mit der Keule übergezogen bekommt, sich unsagbar darüber empört, das dann vergisst und im nächsten Comicistrip dasselbe erfährt um genau gleich zu reagieren. Diese Schlagzeilen-Reaktionsvideos sind damit weniger Berichterstattung als Unterhaltung. Die Leute die sie sehen wissen meist was passiert ist. Sie können es auf zahlreichen Blogs nachlesen. Aber sie wollen sehen wie jemand dazu reagiert und einen wütenden Kommentar hinterlassen. Es erinnert entfernt an Streamer, denen man beim Computerspielen zusieht, anstatt selbst zu spielen, oder noch treffender an einen asiatischen Trend, bei dem man jungen Mädchen (wem sonst, es ist Asien) beim Essen zusieht. Das Ziel dieses Infotainements, ist weniger eine Verschärfung des Bewusstseins, sondern eine Anstieg der eigenen Reichweite (und damit der eignen Einnahmen). Ein Großteil der Zuseher und mittlerweile auch der Ersteller dieser Video gehört zudem der Altersklasse der „Boomer“ an, womit jede avantgardistischer Anspruch verfliegt.
Dazu kommen in letzter Zeit immer mehr „livestreams“, die meist aus konzeptlosen, sinnbefreitem Gelaber, bestehen. Ein ermüdendes Gespräch, in das laufend neue Srreamer einspeisen, während andere ausfallen, das sich um alles und nichts und am Ende nur sich selbst dreht. In der Regel landet man am Ende bei Gerüchten und internem Drama. Andere Videos sind kreativer und aufwendiger erstellt, haben kreative Schnitte, gute Hintergrundmusik und kritisieren gezielt Vertreter oder Inhalte der feindlichen Öffentlichkeit. Ihr Unterhaltungswert ist demnach höher. Die Verdienste von all dem sollen nicht unter den Tisch fallen. Ja viele Leute wurden und werden durch Videos, gerade weil ihr Ziel die Unterhaltung ist „politisiert“. Doch wenn diese Politisierung nur darin besteht, dass sie weiter unterhalten werden bringt das wenig. Eine echte metapolitische Leiter, von, die gerade Junge Zuseher von niederschwelligen tagespolitischen, zu intensiveren weltanschaulichen Inhalten führen könnte, fehlt jedoch. (Was leider vor allem daran liegt, dass jene, welche weiterführende Inhalte erstellen könnten, lieber in Gemeinschafts- und Aktivismussimulationen auf Twitter und Discord abhängen und auf „Boomer“ schimpfen.)
Die herrschende Öffentlichkeit leitet sich von einer herrschenden Ideologie ab, die sie in Mini-Narrativen und „emotional Designs“ massenhaft repliziert und verbreitet. Die wöchentliche Mediensau, welche die Gegeöffentlichkeit durchs digitale Dorf jagt, hat mit dieser ideologischen Superstruktur wenig zu tun. Die meisten Medienmacher bewegen sich, aus taktischen Gründen und Gründen der Reichweite nur an dieser Oberfläche und verlieren dabei den ideologischen Antriebskern der Meinungsklimaanlage aus den Augen. Es liegt an sich nicht im Aufgabenbereich der Gegenöffentlichkeit, diesen direkt zu kritisieren und eine neue rechte Idee zu entwicklen. Dazu fehlt ihr das geistige Instrumentarium. Ihre Aufgabe ist die Propagierung, also die Produktion von „wenig Text für viele“. Die Aufgabe der geistigen Überwindung der herrschenden Ideologie, die Hand in Hand mit der Überwindung der Gegenöffentlichkeit gehen sollte, wäre die der rechten Theorie, also „viel Text für wenige“. Für eine langfristige Infokriegsstrategie ist es allerdings unabdingbar, dass sich die Multiplikatoren und Propagandisten, einer alternativen Weltanschauung folgen. Eine revolutionäre Idee, die an den Grundlagen der herrschenden Ideologie ansetzt und sie von der Wurzel an kritisiert, muss das magnetische Kraftzentrum sein, nachdem sich die oberflächliche und anschlussfähige Infoarbeit ausrichtet. Ist das nicht der Fall gerät sie unweigerlich ins Kraftzentrum der Gegnerischen Ideologie. Wir erleben das heute reihenweise bei liberalen Islamkritikern und Konservativ-liberalen, die an der Oberfläche Kritik am Bevölkerungsaustausch üben, sich dabei jedoch unter moralischen Schirm des linksliberalen Universalismus stellen. Ihre Kritik an dessen Auswüchsen, von Transkinder-Dragqueens, bis zur Genderideologie ist rein defensiv und reaktionär. In wenigen Jahrzehnten werden sie Transkinder „in Ordnung“ finden und sich nur mehr gegen „Transbabies“ wehren. Als buckservative Kommentatoren des Tagesgeschehen fehlt ihnen jede ideologische Verwurzelung und strategische Weitsicht. Zankend und krakehlend, voller großer Volten und Widestandsgesten, folgen sie dem Trend des Overton-Fensters seit Jahrzehnten nach links. Diese „Konservativen“, haben nichts bewahrt, außer ihren Talkshowtauglichkeit als „salonfähige Dissidenten“, die sich scharf gegen „Völkische“ Rechte abgrenzen. Der Infokrieg stößt also nicht nur materiell an quantitative Grenzen. Auch qualitativ kann er, in seinem Streben nach Reichweite zu einer Verwässerung und Anpassung führen. Das ideologische „Entgegenkommen“, und der nackte Pragmatismus gibt den eigenen geistigen Kern preis und vernichtet damit das, was man eigentlich mehrheitsfähig machen will. Das sperrige weltanschauliche Marschgepäck wird beim Marsch in die Mitte der Gesellschaft, einfach am Wegesrand deponiert. Sollte man irgendwann ankommen hat man nichts mehr zu sagen und zu geben.
Konkret bleibt beim patriotischen Infokrieg einiges auf der Strecke. Während man die Suspendierung einer neurechten Kritik an Christentum und religiösem Universalismus, oder auf der anderen Seite eine traditionalistische-religiöse Kritik der Moderne und der Massendemokratie noch rechtfertigen kann, erweist sich die Toleranz für Dekadenz, Egalitarismus, Hedonismus und Individualismus als fatal. Am Ende bleiben nicht nur die Definition des Volksbegriffs auf der Strecke, sondern auch klare Konzepte für eine andere Bevölkerungspolitik.
Wenn sich der patriotische Infokrieg, mangels ideologischer Korrektive linksliberalen Moralvorstellungen, einem individualistischen Menschenbild und einer atomistischen Gesellschaftsidee unterwirft, richtet er sich langfristig gegen das eigene Volk. Er richtet sich nicht gegen die Dominanz der Meinungsklimaanlage sondern passt Sicht dem gesellschaftlichen Klima an.
Eine reaktive Islamkritk, die den Islam nur dort kritisiert wo er einer angeblichen „Selbstverwirklichung“ im Wege steht, nerteidigt die „Krankheit“ gegen ihr „Symptom“.
Man argumentiert gegen die herrschenden Dogmen, doch beruft sich in dieser Kritik auf deren Kernthesen und heilige Schriften. Denn auch der Prozess der Islamisierung ist nur als Nebeneffekt des Bevölkerungsaustauschs und seiner Ursachen verständlich. Wer die „Werte“ einer antinatalistischen, hedonistischen, atomisierten Gesellschaft, und ihre Ideologie des Fortschritts, der globalen Gleichheit und der totalen Emanzipation „gegen den Islam“ verteidigt, ist weder Rechter, noch Konservativer oder Patriot. Er ist nützlicher Idiot des Universalismus, und geht einer hegelianischen „List der Vernunft“ auf den Leim. Ein instrumenteller Liberalpatriotismus, der selektiv manche Aspekte der Islamisierung kritisiert wo sie „individuellen Freiheitsrechten“ widersprechen, und stattdessen eine Assimilation der Fremden in die postmoderne Konsumgesellschaft fordert, dient den Interessen unserer Gegner. Dass viele, insbesondere ideologisch unbeleckte Infokrieger in diesen Sog geraten, liegt daran, dass der Weg des Mainstreams breiter, angenehmer und gefahrloser ist. Die Gravitationskraft der herrschenden Ideologie zieht jeden, der sich ihrer nicht bewusst ist und aktiv dagegenarbeitet in ihren Bann. Je „neutraler“ und „vernünftiger“ sich derjenige dabei hält, desto tiefer ist seine Verstrickung in dieses Doktrin.
Diese Kritik richtete sich nicht nur gegen die Infokrieger. Der Trend zur Anpassung an die herrrschende Ideologie, zur Oberflächlichkeit und Massentauglichkeit ist notwendiger Bestandteil ihres Metiers. Was fehlt ist ein metapolitisches Korrektiv von rechts, dass anders als in billigen persönlichen Attacken „thot-controlling“, livestreamgetrolle, etc. attraktive, intellektuell überlegene und tiefe Kritik an diesen Trends produziert. Dieses Korrektiv würde sich damit auch als neues geistiges Plateau über den basalen Infokrieg erheben und für diejenigen die dazu gewillt und fähig sind, einen Trend nach oben schaffen. Das fehlt im deutschen Sprachraum bis auf wenige lönliche Ausnahmen, kleine Verlage, Podcasts und Magazine. Die mangeldne intellektuelle Arbeit rechter Kreise und die in der Folge mangelnde Schulung, Kaderbildung und Korrektivfunktion, für die überall auftauchenden Infokrieger, lässt viele potentielle geistige Biographien auf der untersten Ebene verkümmern.
Der Effekt ist ein“Fachkräftemangel von rechts“. Selbst wenn die im vorigen Kapitel angesprochenen finanzielle Ressourcen vorhanden wären, gäbe es derzeit nicht genügend geistigen Arbeitskräfte, um die offenen Stellen zu besetzen.
Insofern der Infokrieg also oberflächlich und ideologisch ziellos bleibt, richtet er sich nach den Normen der gegnerischen Ideologie aus, und gerät in den Sog der „liberalen Islamkritik“. Er ist damit von vornherein unfähig die normsetzende Kraft der feindlichen Öffentlichkeit abzuwenden. Seine Arbeit besteht in einer „Buchhaltung des Schreckens“, die sich Tag für Tag über Einzelfälle empört, Ungerechtigkeiten beklagt, den Untergang des Abendlands in Glossen kommentiert aber nichts daran ändern wird.
Der Neid der Divas
Fassen wir das bisher gesagte zusammen, so sehen wir, dass der Infokrieg im Unterschied zu altrechter Militanz und populistischem Parlamentspatriotismus zwar das Schwerezentrum des Gegners erkannt, jedoch keinen Plan hat wie er es erobern kann.
Die feindliche Öffentlichkeit, die mit ihrer normsetzenden Kraft das Overton-Fenster verschiebt, mit sozialer Kontrolle Dissidenten vernichtet und über das Meinungsklima die Wahlen beeinflusst, ist die zentrale Machtsäule unserer Gegner. Der patriotische Infokrieg verfolgt jedoch eine fruchtlose Strategie der Allmählichkeit und des sanften Übergangs. Die „Gegenöffentlichkeit“, und hofft durch eine Akkumulation von Zusehern und Reichweite langsam die Öffentlichkeit abzulösen. Dass dieser Plan an materielle „Panzerglasdecken” stößt und ohne einem unplanbaren „Faktor X“ niemals erfolgreich sein wird, haben wir erschöpfend dargelegt. Die Gefahr, auf der Jagd nach Reichweite und Anschussfähigkeit, im Rahmen dieser fruchtlosen Strategie, sogar den eigenen weltanschaulichen Kern zu verlieren haben wir ebenso beschrieben. Die Strategie, welche einen metapolitischen Durchbruch ermöglicht, soll in kommenden Texten erläutert werden. In diesem Artikel wollen wir zum Abschluss noch auf eine Mentalität eingehen, die im Infokrieg Hochkonjunktur hat und dem Aktivismus politischer Bewegungen großen Schaden zufügt: die Attifüde divenhafter Gladiatoren.
Die Gegenöffentlichkeit hat ihre Verdienste und Notwendigkeit und ist in ihrer Wichtigkeit womöglich über den rechtspopulistischen Parteien einzustufen. Gefährlich wird es jedoch da, wo sie versucht sich die Rolle einer Bewegung anzumaßen und ihr eigenes, diffuses Wirken als „Aktivismus“ darzustellen, der einer angeblichen „Strategie“ folgen würde.
Grund dafür ist wohl gleichermaßen die Beruhigung des besorgten und aufgebrachten Publikums, ebenso wie die des eigenen Gewissens. Tatsächlich fehlt dieses Ziel und ein gemeinsamer Plan nicht zufällig sondern notwendig. Berichterstattende patriotische Medien, egal ob Blogs, YT-Kanäle oder Think Tanks stehen zueinander in einem Konkurrenzverhältnis um Aufrufe, exklusive Geschichten und Infos, Abonnenten und Spenden. Alle Infokrieger wisssen, dass der langsam wachsende Resonanzraum begrenzt ist. Täglich steht allen Patriotischen Medienmachern eine endliche Masse an Aufmerksamkeit, Engagement und Unterstützungsbereitschaft zur Verfügung, die endlich ist. Sie rittern, ob sie es wollen oder nicht, um die ebenso begrenzte Zahl an besten Geschichten, interessantesten Interviewpartnern, die raschesten Berichterstattung, und die grellsten Thumbnails.
Diese Konkurrenz ist einerseits fruchtbar und führt zu einer allgemeinen Professionalisierung und Innovationskarft der Gegenöffentlichkeit. Sie macht es auf Dauer aber schwer eine „Einheit zu bilden oder an einem Strang zu ziehen. Die Mentalität des Autoren und „Urhebers“, die Intellektuelle Eitelkeit und der Neid der Diva, sind im Pressemilieu notwendig vorherrschend. Der Journalist erstellt kein Werkstück, das materielle Substanz hat. Seine Texte, Videos und Berichte sind nichts ohne die Aufmerksamkeit und das Publikum. Als geistige Fabrikationen, „existieren“ sie nur wirklich, wenn sie gesehen und gelesen werden. Dass ein Text, ein neuer Begriff, ein Konzept, oder eine Idee von ihm stammt, und er deren geistiger Urheber ist, und dass das allgemein anerkannt wird, ist für den Journalisten daher enorm wichtig.
Autorschaft ist in der Regel keine Gemeinschaftsarbeit wie eine politische Aktion, sondern eine singuläre Tätigkeit, bei der der Autor und Urheber, seine individuellen Gedanken materialisiert und verewigt. Während im Bereich der Bewegung jeder Aktivist froh ist, wenn seine Aktionsidee von anderen übernommen wird, sieht der Infokrieger dasselbe notwendig als Diebstahl seines „geistigen Eigentums“ (und seiner Einnahmequelle).
Während ein Aktivist froh ist, wenn sich an möglichst vielen Orten gleichgeartete Bewegungen gründen, da das die Reichweite seiner Botschaft erhöht, das Solidarnetzwerk stärkt und die Repression schwächt und streut, sieht der Infokrieger in jedem neuen YouTuber und Blogger immer auch einen Konkurrenten. Da seine Tätigkeit oft sein Einkommen darstellt und dieses Einkommen durch andere geschmälert werden kann, ist es vollkommen logisch, vernünftig und menschlich, dass der Infokrieger auch als Idealist, immer auch an sein eigenes Überleben und seine eigene Reichweite und dann an den insgesamten Erfolg der Gegenöffentlichkeit denkt. Patriotische Journalisten, die das leugnen lügen, oder haben den finanziellen Luxus ihre Tätigkeit rein als Hobby zu betreiben (was sich auch auf deren Qualität auswirkt). Zu dieser beruflichen Konkurrenz um ein begrenztes Publikum kommen die ständigen persönlichen Streitigkeiten, die emotionalen Dramen, Beleidigungen und Konter. Da das maximal Klick bringt, wird es oft bewusst inszeniert. Insbesondere in der alternativrechten US-Amerikanischen Szene, in der die Gegenöffentlichkeit der YouTuber von Anfang an das Lager dominierte, sind diese divenhaften, öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten häufig.
Das Fazit lautet: Die Gegenöffentlichkeit ist aufgrund der unausweichliche Konkurrenz der journalistischen Ich-AGs nicht zur Organisation im Stil einer Bewegung fähig. Damit ist sie kaum in der Lage gemeinsam langfristige Ziele zu verfolgen. Möglich und wünschenswert wäre, dass ein, weltanschaulich gefestigtes Medienprojekt mittelfristig dominant wird, alle Talente „unter Vertrag“ nimmt und das Feld beherrscht. Das ist jedoch aus anderen, oben angesprochenen Gründen, unwahrscheinlich. Vieles spricht dafür, dass auf Mainstreamplattformen ein gewisser Resonanzraum für den Infokriegern bewusst zugelassen wird. Regelmäßig „schlachtet“ man einen Akteur der zu groß geworden ist ab, und lässt neue kleinere nachwachsen, die sich um den Kuchen der Aufmerksamkeit bekriegen. Ihr Ziel ist es „genauso groß“ zu werden wie ihre bewunderten Vorbilder, was sie aber nur reif zur Schlachtung macht. Das ändert nichts, daran, dass sie sich zu Trog drängen um solange dran zu bleiben wie möglich. Das drohrende Damoklesschwert bringt sie nicht zum solidarischen Zusammenschluss, sondern verstärkt im Gegenteil den Egoismus. Solange man noch da ist muss man schauen wo man bleibt! So verhindert man mit einer Hinhalte- und Spaltungstaktik, eine echte Solidarität unter den Infokriegern. Würden sich alle zusammenschließen um gemeinsam eine alternative Videoattform für zB die DACH-Regionen zu gründen, auf der sie primär ihre Videos hochladen, würde YT viel von seinem Einfluss einbüßen. Doch auch hier gehen die patriotischen Einzelunternehmen lieber ihren eigenen Weg.
Vom Aktivist zum Influencer
Die Arbeit als freier Infokrieger ist in vielerlei Hinsicht attraktiver als der Einsatz als Aktivist in einer Bewegung. In den letzten Jahren erleben wir daher einen Trend weg vom der Bewegung hin zum Infokrieg. Während große Organisationen und politische Bewegungen stagnieren und zerfallen findet eine digitale Diversifikation statt. Der Aktivist wird zum Influencer. Für diesen Trend gibt es viele Gründe. Leider lautet kein einziger, dass es strategisch sinnvoller sei.
Der erste Grund ist ein psychologischer. Die direkte Wertschätzung, die man als Influencer erhält, übersteigt die mittelbare Anerkennung, die er durch Beteiligung an einer Aktion erfährt bei weitem. Teil einer patriotischen Bewegung zu sein heißt das Ego zurückzustellen, Aufgabenteilung zu akzeptieren und unter Umständen sogar in Kauf zu nehmen, dass zB ein Pressesprecher die Lorbeeren und das Lob für die eigene Aktion kassiert. Als Vlogger muss man seinen Ruhm mit niemandem teilen. Positive Rückmeldung kommt immer unmittelbar im Livechat. Mangels aktivistischer Alternativen, verwechseln sogar erstaunlich viele Zuseher die Erstellung von Videos mit echtem Aktivismus und bejubeln die Streamer als wären sie Aktvisten.
Der zweite Grund ist ein materieller. Eine erfolgreiche Großaktion ist sehr aufwändig und riskant. Sie braucht immense Vorbereitung, und viele Arbeitsstunden vieler Aktivisten. Sie kann scheitern und im schlimmsten Fall kostenintensive Verfahren nachsichziehen. Man riskiert dabei geoutet zu werden und im eigenen Umfeld angegriffen zu werden. Sie ist anstrengend und nervenaufreibend. Man muss die Komfortzone verlassen, oft sehr früh aufstehen und weit fahren. Meist geht die gesamte Freizeit für den Aktivismus drauf.
Ein YouTube Video hingegen ist schnell erstellt. Man muss dazu nicht seine Wohnung verlassen und braucht in der Regel keine Unterstützer und keine Gruppe die man voher organisieren und laufend motivieren muss. Man kann sich Sendezeiten schön einteilen, sodass Hobbies, Beziehung, Familie und Freizeit nicht darunter leiden müssen.
Vloggen ist auch wesentlich sicherer. Man hat absolute Kontrolle über das was nach Außen dringt, ebenso wie über die Kommentarspalte. Im schlimmsten Fall kann man ein Video auch noch online editieren oder schlicht löschen. Juristische Konsequenzen sind kaum zu befürchten und absolut kalkulierbar. Man wird nicht von Infiltratoren und Provokateuren, die sich in eine Bewegung einschleichen in den Dreck gezogen. Man muss sich nicht für die Fehler anderer Rechtfertigen. Es ist also schlicht tausendmal angenehmer, und sicherer während Aktivismus nervlich aufreibend, und physisch anstrengend ist.
Der dritte Grund ist ein finanzieller. Aktivismus ist ein „Verlustgeschäft“. Von Zeit und Spritkosten gar nicht zu reden, ist es oft so, dass Aktivisten Materialkosten und sonstige Spesen selbst tragen. Bewegungen, die Spenden requirieren um diese Kosten wett zu machen und im Fall der Repression Unterstützung leisten sind selten und viel leichter angreifbarer als ein einzelner Infokrieger und sein YT-Kanal. Im schlimmsten Fall bleiben Aktivisten sogar auf Anwaltskosten sitzen. (Da sie in der Regel keine Infokrieger sind haben sie auch keine Reichweite und Fanbase die sie zur Unterstützung aufrufen könnten.) Dagegen ist das Dasein als patriotischer Laienjournalist durchaus einträglich. Ist man monetarisiert bringt jeder Klick Geld. Falls nicht bekommt man ab einer gewissen Reichweite, mit relativer Sicherheit finanzielle Unterstützung durch sympathisierende Zuseher. Das Erstellen von Videos und Artikeln ist also nicht nur, einfacher, risiko- und stressfreier, psychologisch lohnender und verschafft persönliche Popularität, es bringt auch keinen Verlust sondern, häufig finanziellen Gewinn. In vielen Fällen kann man den Infokrieg sogar zum Beruf machen, was beim Aktivismus schwer möglich ist.
Damit hat die Gegenöffentlichkeit dem Aktivismus einen entscheidenden Punkt voraus. Dieser besteht aus unzähligen Stunden unsichtbarer, freiwilliger Arbeit, die weder honoriert noch entlohnt wird. Kein Wunder also dass ein Trend vom Aktivisten zum Influenzier bemerkbar ist. Auch im Deutschsprachigen Raum nähern wir uns daher immer mehr Amerikanischen Verhältnissen an. Der Widerstand wird zur Show.
Nicht jeder Infokrieger sendet von seiner Wohnung aus. Bei jeder Demo schwirren dutzende „freie patriotische Reporter“ mit ihren Selfiesticks herum und werden selbst von einer Traube an Fans umschwärmt. Die Zuseher können auf der COUCH einen POV-Politporno verfolgen und brauchen für das Demoerlebnis nicht einmal mehr auf die Straße gehen. Einiges spricht dafür, dass verlässliche livestream bei Demos, daür Sorge tragen, dass weniger auf die Straße gehen.
Statt Aktionen setzen Infokriegs-Influencer hin und wieder gezielte Publicity Stunts„ machen eine Straßenumfrage, ein „change my mind“, ein Störaktion oder einen „Prank“ um die eigene Reichweite und Relevanz zu erhöhen. All das folgt natürlich keiner Strategie und keiner Kampagne. Es soll keine neuen Aktivisten für eine bestehende Bewegung rekrutieren, sondern Abos und Klicks generieren. Influencer erscheinen manchmal wie Gladiatoren, die stellvertretend für ihre jubelnden oder buhenden Zuseher den politischen Kampf führen. Um jeden dieser Infokriegshäuplinge bildet sich eine Gruppe an Bewunderern und Unterstützern wie ein kleiner Hofstaat. Jeder baut mit seinen eigenen Discordserver, seinem eigenen Patreon, seinen eigenen Rundbrief und seinen eigenem Telegramkanal, einen kleine Kosmos um sich auf, dessen Zentralgestirn er selbst ist. Da man als Zuseher unmöglich jedem YouTuber auf Telegram folgen und erst recht nicht jeden finanziell unterstützen kann, entsteht hier wieder eine Konkurrenzsituation. Wie Wrestlingstars, oder Rapper tragen diese Infokriegsgladiatioren Konflikte und Dramen aus und versöhnen sich wieder. Sie gehen gemeinsam auf Reisen, streamen mal mit dem dann mit jenem, geben Features und Shoutouts, arbeiten hin und wieder lose für ein „Kollaboration“ zusammen, aber stehen am Ende nur für sich selbst. Sie sind nicht Teil einer Bewegung oder Organisation sondern ein Konglomerat aus Ich-Ags. Wichtig ist dabei zu verstehen, dass das nur zu einem geringen Maß ihre Schuld ist. Schuld daran sind nicht sie, sondern die Mechanismen ihres Gewerbes. Gäbe es einen ebenso starken, dominanten Aktivismus und zahlreiche aktive politische Bewegungen, könnten die Infokrieger sogar eine gute Ergänzung sein. Grundsätzlich widersprechen sich beide Rollen nicht. Eine Bewegung mit einer metapolitischen Zielsetzung, einer klaren Struktur und einer guten Kommunikationsstrategie kann und soll sogar Influencer aufbauen und nutzen. Diese dienen dann mit ihrer Reichweite und ihrer Generierung von Aufmerksamkeit und Unterstützung jedoch primär der Bewegung. Ihre Videos bauen dann nicht sinnlos Emotionen auf, die im digitalen Nichts verpuffen. Sie wären Teil einer langfristigen metapolitischen Pulikationsstrategie, die einem metapolitischen, also weltanschaulichen Ziel folgt. Davon ist aber weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen gibt es immer mehr Influencer die ihre Berichterstattung und ihre Stuns als neue, zeitgemäße Form des Aktivismus betrachten, Demos, Kampagenen, Bewegungen und echtem Basisaktivismus das Existenzrecht absprechen und diesen „Infokrieg“ als Hoffnung auf eine Wende verkaufen. Diesen Gipfel des Unsinns, wollen wir am Ende unserer Kritik ins Visier nehmen.
Der impotente Call to Action
Der Call to Action oder „CTA“ stammt aus der Sprache des Marketing und bezeichnet den finalen und zentralen Aufruf, den jede Werbung, insbesondere im digitalen Bereich enthalten muss. Der potentielle Kunde muss genau wissen was er, nachdem er in der Botschaft emotional vorbereitet wurde, jetzt tun soll um diese geistige Lagenergie abzubauen. Der CTA muss klar formuliert und singulär sein. Er muss optisch auffallen und soll unmittelbar nach Betrachten der Botschaft durch Klick auf zB einen Abo- oder Spendenbutton möglich sein. Betrachtet man den gesamten Patriotischen Infokrieg aus der Vogelperspektive so stellt er sich als ein einziger großer, emotionalisierender Kommentar zum Geschehen dar. Es ist ein gigantischer Aufbau emotionaler Lageenergie, die nach Ausdrucks- und Ableitungsmöglichkeiten sucht.
Was politisch passiert ist Großen jedem klar. Der Infokrieger bespricht es im Detail, verpasst den Fakten ein emotionales Setting und entlässt den Zuseher nach Betrachtung seines Inhalts mit Zorn und Tatendrang in den Alltag. Die Videos und Artikel konzentrieren und beschreiben das herrschende Unrecht, sie spitzen zu und bringen die Gefühle in Fahrt. All das ist die optimale Vorbereitung für einen CTA. Doch worin besteht er in 90% der Fälle? Erstens in einem Aufruf, den emotionalisierenden Inhalt selbst zu teilen, was nichts anderes heißt als andere zu emotionalisieren. Zweitens darin den Kanal zu abonnieren und finanziell zu unterstützen, dh sicherzustellen dass der Infokrieger weiter emotionale Lagenergie aufbauen kann und man keines seiner Infoprodukte verpasst. All das ist ist ein giganntischer „cercle jerk“. Es ist ein sich selbst erhaltender und steigernder Kreislauf der zu nichts führt. Emotionale Lagenergie wird aufgebaut und dann dazu genutzt noch mehr aufzubauen, um noch mehr aufzubauen, usw. Die Masse an Zusehern wächst und ebenso wächst ihr Zorn und ihre Unruhe. Die vorhandene. Aktionsmöglichkeiten und schwinden aber mit jedem Aktivisten der die politische Organisation aufgibt und den verlockenden Weg des Influencers einschlägt. Kein Wunder, dass sich ins Publikum allmählich ein Gefühl der Ohnmacht einschleicht, dass immer häuiger in blinde Wut auf die vorher unterstützten und hochgelobten, sog. „Spendenpatrioten“ und „Paytrioten“ umschlägt. Diese Wut ist verständlich, aber fruchtlos und fehlgeleitet. Die YouTuber und Blogger tun ja genau das was sie versprechen, nicht weniger und vor allem nicht mehr. Das Problem ist, dass mangels Alternativen ihr Infokrieg die Rolle einer Strategie und ihre Berichterstattung die Rolle der Aktion einnehmen muss. Nicht wenige Influencer plagt deswegen ein schlechtes Gewissen und sie versuchen in fahrigen, mit der heißen Nadel gestrickten, „Vernetzungs-„ und „Mitmach-„ Initiativen einen Schwarmaktivismus zu evozieren, der ohne den Aufbau einer echten Bewegung machbar ist. (All das ist nützlich, wünschenswert und sinnvoll, aber nur solange es begleitend zu einer politischen Bewegung mit einem konkreten Ziel geschieht.) Das Problem ist, dass die finanzielle Unterstützung für viele Zuseher eine Art moralischer „Ablass“ und eine Ersatzhandlung für die politische Tat einstellt. Der Infokriegsgladiator, tut so als wäre er wirklich aktiv und wir dafür von Leuten unterstützt die so tun als wäre das Aktivismus. Da sich trotz dieser Spenden aber keine politische Veränderung einstellt, verlieren einige langsam aber sicher die Geduld. Es ist eine brisante Situation.
Opinion Leader statt Politische Leader
In Deutschland gibt es im Moment ein gewisses Widerstandspotential, das ist nicht zu leugen. Es ist zwar nicht beeindruckend aber es ist da. Eine Masse personellen, geistigen und finanziellen Ressourcen. Eine große Gruppe an Menschen hat sich geistig vom System entfremdet. Ein Teil von ihr ist zur Tat bereit. Ja viele davon sind Boomer, ja die meisten davon haben keine höhere Bildung, sind nicht belesen habenkeine kreativen Fähigkeiten, keine Eloquenz und keinen Modegeschmack. Aber sie sind da. In Deutschland brodelt eine Masse an tatbereiten Menschen vor sich hin wie eine chemische Lösung. Sie wächst und ebenso steigt ihre Temperatur, doch die Aktivierungsenthalpie wird von selbst nicht erreicht.
Es ist in der Tat ein physiochemisches Potential. Liter an Testosteron, Gehirn- und Muskelmasse, Stunden an Lebenszeit, Ausbildung und Lebenserfahrung, Dezibel an Stimmvolumen, Warenlager voller Kameras, Druckern, PKWs, Tausende Hektar an verfügbarer Grundstücken,Kontakten, und Euros liegen brach und bereit. Dieser quantitaiven Masse fehlt die qualitativen Organisation. Sie findet kein politisches Ziel auf das sie sich fokussieren kann. Was dieses Potential „von alleine“ zustande bringt, sieht man täglich auf Facebook. Es betreibt ziellosem Demo-Aktivismus, erstellt hässliche Grafiken und verfällt Verschwörungestheorien. Doch dieses Potential wäre womöglich bereit sich von „revolutionären Facharbeitern führen“, formen und einsetzen zu lassen um die Metapolitische Klimaanlage auszuschalten. Statt von Wahl zu Wahl zu hofffen, oder von einer Armada an Infokriegsgladiatoren unterhalten und gemolken zu werden, könnte eine kritische Masse zu metapolitischen Maschinenstürmern. Es könnte ein Weg gefunden werden diese geistige Klimaanlage kurz zuschließen und zu zerstören, statt auf eine Allmählichkeit zu setzen und auf ein Wunder zu warten.
Wir wissen nicht, ob das gelingt, denn es hat bisher kaum jemand versucht. Der tatbereite Teil des deutschen Protestpotentials hat bisher kaum andere Tatmöglichkeiten als Demoaufrufe, Spendenaufrufe und Petitionsaufrufe zur Auswahl. Er hat bereits zigtausende Euros gespendet, dutzende Demos besucht und gefühlt hunderte Petitionen unterschrieben. Ein großer Teil dieses Potentials könnte bald resignieren. Ein Teil der brodelnden Masse könnte in kleinen hässlichen Blasen der Gewalt und des Terrors, explodieren und dem Gegner als Sprengsatz für das bestehende patriotische Lager dienen.
Leute die fallweise in der Lage wären, ernsthaft an der Frage der Strategie, zu arbeiten und dann diese kritische Masse zu organisieren und zu führen, verweilen im digitalen Grand Hotel Abgrund, oder — schlimmer — führen diese Masse bewusst oder unbewusst an der Nase herum. Gerade die patriotischen Infokrieger haben bereits Gesicht gezeigt, also nichts mehr zu verlieren. Sie sind in der Regel extrovertiert, eloquent und medienaffin. Sie haben aufgrund ihrer Bekanntheit bereits eine gewisse Autorität und könnten problemlos eine Anzahl an Personen mobilisieren. Jeder der Infokriegs-Influencer könnte ohne Schwierigkeiten zumindest in seiner Stadt eine echte patriotische Bewegung gründen um zumindest das aufgewirbeltes Zuschauerpotential in seinem Einzugsgebiet zu organisieren und zu aktivieren, kurz einen bessern Call To Action als den ewigen Spendebutton bieten. Sollte einer der Kritisierten sich nach der Lektüre dieses Textes dazu entschließen, dann war er jede Zeile wert.