Return you style into Revolt ‑Kritik des Stilfaschismus
Der Text erschien im Jahr 2015, kurz vor der ersten Löschung des Blogs am Funken
I. KUNST UND WAHRHEIT
1. Einleitung: Der zweite Streich
Nachdem wir in einem jüngsten Text, der in gewissen Kreisen eine gewisse Beachtung erfuhr, den „Babo-Nazi“ analysiert und kritisiert haben, soll nun ein anderer Typus der unsere „Szene“ bevölkert sein Fett wegbekommen.
Man kann über den BaBo sagen was man will – er ist zumindest meistens sehr umtriebig und aktiv. Ihm fehlt weltanschauliche Tiefe, jede Strategie und jedes Unterscheidungsvermögen zwischen Theorie und Propaganda – aber er tut immerhin etwas. Gut gemeint ist dabei wie immer das Gegenteil von gut gemacht. Während idealerweise Strategie und Theorie, kühl, einheitlich, stabil und unbeirrbar sind, Taktik und Propaganda aber situativ variabel, flexibel, emotionsbezogen und an den Adressat angepasst, sieht es beim Babo-Nazi genau umgekehrt aus.
In der Propaganda herrschen starre, unflexible, unzeitgemäße und ideologische Fetische vor. Jede Anpassung an das aktuelle Bewusstsein gilt als „Verrat“. Strategie und Theorie sind komplett unreflektiert und wabern unbewusst zwischen Terrorphantasien und kurzfristigen Kleinzielen hin und her. Jede echte Planung gilt als „Geschwätz und Feigheit“.
Vor allem aber versperrt sich der Babo der notwendigen 3. Welle der Kritik in der ein nationales Lager den Universalismus als Hauptfeind erkennen und damit auch die eigene ideologische Grundlage einer radikalen Revision unterziehen muss. Er verkümmert damit unweigerlich in dem, im Artikel ausführlich beschrieben, Degenerationsstadium und ist für unsere Ziele letztlich schädlich, während alle „progressiven“ Elemente den letzten und unausweichlichen Schritt der Kritik gehen. Der BaBo ist also gewissermaßen das Ergebnis einer Art „Negativauslese“.
Wollen wir den ihn und allgemein den NWler im Wandel der Zeit, symbolisch darstellen, ist er so etwas wie eine Faust ohne Hirn. Eine Faust die sich aufgrund dieser Hirnlosigkeit verzweifelt an die buntglänzesten Symbole und Parolen klammert. Doch genug — diese Kritik hat man am Funken oft und oft gelesen. In diesem Artikel richten wir das kritische Kanonenrohr auf ein anderes Lager, das sich bisher in Sicherheit gewogen hat. Nicht zu unrecht, denn immerhin entstammen wir ihm selbst. Wenn wir uns heute kritisch darauf beziehen können, dann nur weil wir uns weiterentwickelt haben. Der Typus den wir im folgenden Artikel auseinandernehmen werden, ist die schlechte Ergänzung zum NW: das brütendes Hirn ohne Faust. Es ist der Archetyp des modernen, neurechten Intellektuellen, der genau wie der NW-Aktivist seine geschichtliche Aufgabe leider ziemlich verfehlt hat.
Seine Aufgabe wäre es gewesen, gerade dem einfachen Idealisten und „Straßenkämpfer“ aus dem geistigen Elend zu helfen. Er war theoretisch dazu in der Lage, mittels seines angelernten, geistigen Instrumentariums, die ideologischen Blöcke abzubauen und der Essenz eines konservativ, traditionalen Denkes zu formulieren. Er war ebenso dazu in der Lage mittels seiner künsterlisch-schöpferischen Begabungen, einen Begriff, ein neues Bild zu schaffen und dem Lager so einen neuen Aufbruch zu schenken. Geschulte Hirne zur radikalen Kritik der altrechten Ideologien, ihrer Theorien und Propaganda,und künstlerischen Geister zur Ergründung neuer Begriffe und Symbole waren in den rechtsintellektuellen Kreisen im Überfluss vorhanden.
Warum es in all den Jahrzehnten in diesem Lager aber NIEMALS zu einer echten, tiefen, radikalen und konstruktiven Kritik der 3. politischen Theorie, die im gleichen Atemzug eine Alternative formulierte, warum es nie zum „großen Wurf“ kam – dem wollen wir in den folgenden Seiten auf den Grund gehen.
Wir werden sehen, dass an dieser Unfähigkeit der 3. politischen Theorie auf den Grund zu gehen, sie zur durchschauen und zu verwerfen, sowie der Unfähigkeit einen echten neuen Aufbruch, samt eigenem Stil zu schaffen, ein bestimmtes ideologisches Syndrom die Schuld trägt. Der Grund warum niemals eine echte rechte Intelligenz als strategische und stilgebende Kraft um das Banner einer neuen Idee auch eine Masse an echten Aktivisten scharen konnte hat unserer Ansicht nach ideengeschichtlich-systematische Gründe. Das ist die gute Nachricht: Es liegt nicht am einzelnen Versagen, niemandem wird hier ein persönlicher Vorwurf gemacht. Es ist kein böser Zufall, dass bis jetzt jede echte Vereinigung von Aktivisten und Denkern und jede echte lebendige, konstruktive Absatzbewegung von der 3PT verwehrt blieb und sich jetzt in einer Identitätsbewegung beides im Keim erfüllt.
Die kritische Kraft und das kreative Potential alleine reichten und reichen nicht aus, um eine neue Bewegung zu schaffen. Es mangelte der rechten Intelligenz also nicht einfach an einer gewissen Quote an Künstlern, Musikern, Zeichnern, Paradiesvögeln etc. um „metapolitisch“ wirksam zu werden. Diese simple Sicht übersieht genau das zentrale Problem und ist analog zur BaBo-Illusion, mit besseren Grafiken, Sounds und Looks könnte man dem inhaltlich Gleichen endlich zum Durchbruch verhelfen.
Wir erinnern uns: Kritik des BaBo zeigte uns, dass es zuletzt die Selbstkritik also die Kritik der eigenen Weltanschauung ist, die erst eine erfolgreiche Strategie und Optik ermöglicht. Nicht an der Optik und der sozialen Arbeit muss herumgeschraubt werden- im weltanschaulichen Bereich brauchte es eine Konzentration auf das Wesentliche und eine Neufassung des Ewigen, seine Behauptung gegen die Herausforderungen im Jetzt.
Um diese inhaltliche Neuorientierung zu erleichtern haben wir das Wesen und die Ideologie des BaBos kritisiert. Genau dasselbe werden wir in diesem Artikel mit Wesen und Ideologie des (neu)rechten Intellektuellen machen, wobei hier mehr wie da natürlich nur ein Holzschnitt und „Idealtypus“ entstehen kann.
(Der „Idealtypus“ist ein methodischer Begriff aus dem Denken Max Webers und hat den „Charakter einer Utopie an sich, die durch gedankliche Steigerung bestimmter Elemente der Wirklichkeit gewonnen ist“. Er ermöglicht so im Vergleich mit der realen in Schemen unfassbaren Wirklichkeit eine schärfere Erfassung der letzteren.Vgl. Max Weber, Die Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnis“ in „Gesammelte Aufsätze, S. 190)
Das was beim Babo auf dumpfer und einfacher Ebene über „Treue“ zum NS, verewigt wird — das verharren im alten Weltbild der 3PT, ist beim Intellektuellen auf einer wesentlich komplexeren Ebene gleichermaßen wirksam. Da es aber wesentlich komplexer ist, muss auch unsere Kritik tiefer dringen und weiter ausholen.
Es geht nicht um die Kritik einer bestimmten Fetischisiserung und Fixierung auf eine konkrete Ideologie. Das ideologische Syndrom rechtsintellektueller Zusammenhänge tritt in tausend Variationen und Formen auf und tarnt sich mit einer „antiideologischen“ Grundstimmung. Dennoch ist es eine bestimmte Ideologie, mit bestimmten Grundprinzipien. Es ist eine Denkweise die mit gewissem Recht als vereinfachter Vulgärnietzscheanismus bezeichnet werden kann und die wir in diesem Text „Stilfaschismus“ taufen wollen. Dieser Text will im wesentlichen zwei Thesen vertreten:
1. Es gibt den Stilfaschisten als Grundtypus der rechten Zusammenhänge
2. Sein ideologisches Syndrom ist schädlich für diese und mitschuld am bisherigen Scheitern.
Die Überwindung des Stilfaschismus ist, so die conclusio, der erste Schritt zu einer 4. politischen Theorie. Es ist die seinsgeschichtliche Aufgabe der identitären, akademischen Jugend, die sie dem Rest des Volkes, den Arbeitern, Beamten und Angestellten, aber auch dem einfachen politischen Aktivisten gegenüber hat: der Stilfaschismus und sein Typus der Stilfaschist müssen verstanden, widerlegt und überwunden werden. Erst dann sind auch die rechtsintellektuellen Zusammenhänge reif für eine identitäre Wende. Diese ist also mitnichten eine einseitige „Machtübernahme“ des Hirns zulasten der Faust. Die gegenseitige Kritik der intellektuellen (neuen) Rechten und aktivistischen nationalen Rechten ist jeweils berechtigt. Der fanatische Tatendrang, und brennende Glaube der ersten, der ohne Besinnung und Wissen verpufft, steht dem beliebigen Potpourri hochgeschraubter Fachgeister, dem zynisch-apolitischen Archivaren des Wissens gegenüber.
Beide können und müssen voneinanderlernen. Aus dem flammenden Glauben muss eine brennende neue Suche aus dem hochgestapelten Wissen eine neue tiefe Frage werden. Bevor sich aber das Neue erheben kann, muss das Alte fallen. Damit es fällt muss es durchschaut werden.
Dieser Text soll und wird also ein Schlüssel zum Verständnis dieses Typus und einer ganzen Szene sein.
2. Stil, Kunst und Wahrheit
Wir haben gerade eben geschrieben, dass der beschriebene Typus über Jahrzente hindurch unfähig war einer neuen Idee zur Geburt zu verhelfen und einen neuen Stil zu prägen. Gleichzeitig nennen wir ihn aber den „Stilfaschist“. Ein Widerspruch? Nein im Gegenteil. In der Frage nach Stil Kunst und Wahrheit sitzt der grundlegende Denkfehler des SF. Genau aus diesem Grund werden wir uns dem Thema, nach der obigen Einleitung, über einen Abstecher in die Kunsttheorie nähern. Das auch um ihm eine kleine Referenz zu erweisen und ihn nicht direkt mit dem theoretischen Seziermesser an den Leib zu rücken. Wir rücken dabei ja auch der wilden Jugendphase des Funken zuleibe, in der er ganz eindeutig diesen Typus mitverkörperte. Wir wollen uns also langsam annähern, denn die „Wahrheit ist ein Weib“ und der Stilfaschist in der Regel ein sensibles Pflänzchen, der bei sachlicher Kritik oft einschnappt, wie die sprichwörtliche Mimose.
Wir wollen nun Dich lieber Leser nicht mit einem Abriss gängiger Kunsttheorien langweilen, sondern sofort und in eigenen, einfachen Worten ans Wesentliche gehen. Die Frage „Was ist Kunst?“ wird hier keine abschließende Definition finden. Wir maßen uns hier nicht mehr an als ein paar grundlegende, grobe Betrachtungen über die Kunst zu liefern, soweit sie für unser Thema notwendig sind.
Kunst ist ein Gegenstand der sich nicht gleichartig behandeln lässt wie z.B. eine naturwissenschaftliche oder philosophische Frage. Kunst entzieht sich jeder mathematischen oder logischen Untersuchung. Sie beansprucht für sich nicht empirisch nachvollziehbare Gesetze zu beschreiben, oder systematische, in sich zusammenhängende Überlegungen aufzustellen. Wer eine neue physikalische Formel aufstellt, muss sich damit vor der gesamten Tradition des empirischen Forschens verantworten, sie muss innerlich richtig sein, wahr und beweisbar sein und ebenso Ockhams Razor trotzen. Wer eine neue Logik formuliert muss für ihre Konsistenz und Systematik geradestehen. Das betrifft nicht im mindesten eine Künstler der ein neues Werk und damit selbst eine Tatsache schafft. Er muss sich vor keinem logischen oder mathematischen Tribunal verantworten. Der astronomische Fakt dass sich die Erde um ihre Achse, sowie um die Sonne dreht und das Abendrot eine spezielle Lichtbrechung in der Atmosphäre ist, widerlegt nicht das poetische Wort Rilkes:
„Müde hinterm letzten Haus,
geht die rote Sonne schlafen,
und in ersten Schlussoktaven
klingt des Tages Jubel aus.“
Auch darin gleich eine metaphysische Behauptung, dahinter ein philosophisches System zu suchen wäre überzogen. Die Kunst hat neben Philosophie und Naturwissenschaft eine eigene Domäne behauptet. Unzählige Theorien sind über sie verfasst worden. Wesentlich erscheint uns die Tatsache, dass die Kunst eine bestimmte Art und Weise ist, Dinge über die Welt auszusagen, die sich von Wissenschaft und Philosophie unterscheiden. Sie sagt damit aber nicht „nichts“ über die Welt aus. Sie hat eine, ihr eigene Qualität, einen eigenen Bezug zur Welt. Ebenso wie es eine schlechte Theorie oder eine fehlgeleitete Philosophie geben kann, so gibt es auch schlechte und redundante Kunst. Was ein Kunstwerk großartig und außergewöhnlich macht, lässt sich aber nicht so einfach festlegen, wie z.B. wann eine physikalische Theorie richtig ist. Es ist eine Frage des Stils. Auch Kunst die auf den ersten Blick „hässlich“ oder „primitiv“ ist kann großartig sein.
Aufgabe der Kunst ist es auch nicht einfach nur „schön“ zu sein. Schönheit ist zwar eine Eigenschaft der Kunst, die ihr im Unterschied zu mathematischen Formeln zurkommt, doch die Kunst erschöpft sich nicht in ihr. Ornamente, Werke die „nach allen Regeln der Kunst gefertigt wurden können, langweilig und nichtssagend, also bloßes „Handwerk“ sein. Man kann nicht „nachrechnen“ ob ein Kunstwerk gut ist, man kann nicht „beweisen“ dass es schön ist.
Wir sehen aber, dass Kunst nicht einfach beliebig ist, obwohl der Maßstab zur Bewertung zwischen „wahrer Kunst“ und billigem Kitsch nicht so klar und einfach ist wie in anderen Gebieten.
„Wahre Kunst“- in dieser Wendung wird der zentrale Punkt angesprochen: das Verhältnis von Kunst und Wahrheit. Kunst ist nicht beliebig — Kunst drückt eine Wahrheit über die Welt aus die sich als Stil äußert, manifestiert und verewigt.
Wahrheit ist nicht nur in sprachlichen Aussagen und mathematischen Formeln über die empirische Welt zu finden. Wahrheit ist keine nüchterne Feststellung, sondern ein Erschließen der Welt, das sich sowohl mathematisch, logisch-sprachlich, als auch künstlerisch, ereignen kann. Das Dasein entdeckt und erschließt sich die Welt immer auf eine Art und Weise. Unserer begrenzten Sichtweise verdeckt sich aber notwendig immer ein bestimmter Teil und Aspekt der Welt. Das Dasein lebt also nach Heidegger „gleichursprünglich“ in Wahrheit und Unwahrheit. Wie Aristoteles sagte, gibt es so keine einzige Ansicht die absolut falsch und vollkommen an der Wirklichkeit vorbei geht, genauso aber keine die sie hundertprozentig trifft. Eine materialistische Theorie, die den Geist auf Neuronen und diese wiederum auf determinierte Atome reduziert ist denkbar und wird auch „Richtiges“ über die uns umgebenden Phänomene aussagen können, das sich in Versuch und Rechnung „bewahrheitet“. Zu glauben, dass sich darin aber das Wesen des Dasein und der Welt erschöpft ist eine unzulässige, reduktionistischen Anmaßung, die niemals „bewiesen“ werden kann. (Diese Kritik trifft natürlich ebenso einen reinen Idealismus, der die gesamte Materie als bloßen Niederschlag und Abglanz eines reinen Geistes deutet.)
Problematisch wird es, wenn man die eigenen Aussagen und Systeme, verabsolutiert und sich damit einer neuen möglichen Weltsicht verschließt. Ebenso problematisch ist es, wenn man aus Angst vor dieser Veränderbarkeit gar keine Aussagen trifft, jede Systematik verwirft und sich komplett der Beliebigkeit hingibt.
Der plumpe moderne Positivismus, dem leider auch viele alte Rechte anhängen, will den Anspruch auf Wahrheit einzig und allein für die Naturwissenschaft reklamieren. Er verengt die verschiedenen Entdeckungsmöglichkeiten der Welt auf die naturwissenschaftlich-mathematische. Er postuliert empirische Beweisbarkeit und Wiederholbarkeit, sowie mathematische Ausdrückbarkeit in Zahlen als absolute und einzige Maßstäbe für wahre Aussagen und Wahrheit an sich. Doch dieses Postulat ist eine durch nichts gedeckte, anmaßende Behauptung. Wie Edmund Husserl klarstellte, so hat jedes Gebiet seine eigene eigene einleuchtende Wahrheitsevidenz. Die Wahrheit einer mathematischen Gleichung die uns ein und aufleuchtet, ist nicht dasselbe wie die wahre Schönheit eines Sonnenaufgangs, oder klassischer Musik. Die Formel an der Wahrheit der Kunst, und die Kunst an der Evidenz der Mathematik zu messen wäre unsinnnig.
Der moderne Positivismus tut aber genau das. Er unterwirft alle Phänomene der empirisch-mathematischen Prüfung und verwirft jede künstlerische, religiöse und philosophische Wahrheit, weil sie nicht den Maßstäben seiner eigenen Wahrheit entspricht. Indem er diese begrenzte Weltsicht und diese Art und Weise den Dingen zu begegnen verabsolutiert, grenzt er einen bestimmten Aspekt der Wirklichkeit total aus. Was hat das für Konsequenzen für die Kunst und ihre Wahrheit?
Da die Künstler einmal angesehene „Welterschließer“, ihre Gedichte, Epen und Mythen nicht in den Bereich der „Unterhaltung“ gebannt, und nicht radikal von Wahrheit und Wissenschaft unterschieden waren, hatten sie etwas auszusagen und — man ließ sich etwas von ihnen sagen. Heute, unter der Herrschaft des Poistivismus, wird der Kunst wird ein fest abgesteckter Randbereich überlassen, in dem sie „Narrenfreiheit“ hat. Kunst wird in ihrem Anspruch nicht mehr ernst genommen- dasselbe trifft die Religion (die in der Sparte der Ethik schmückendes Beiwerk spielen darf). Beide werden nur mehr in ihrer gesellschaftlich nützlichen „Wellnessfunktion“ anerkannt und über genealogisch-empirische Kritik entkernt. Sie sind biologisch notwendige „Tricks“ der Evolution, hinter der die Naturgesetze der Biologie stehen, die mathematisch nachweisbar sind.
Die Kunst sagt hier nicht mehr aus, als die subjektive Einbildung des Künstlers. Sie dürckt keine Wahrheit aus. Ob sie gefällt oder nicht hängt wiederum nur von der subjektiven Vorliebe des Betrachters ab. „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ ist das Credo der Dummen, das diese Entwertung und Kastrierung der Kunst überall begleitet. Kunstschöpfung und ‑erfahrung werden damit als kindische Beliebigkeit, eine absolute Willkür und private Vorliebe degradiert, während allein die Mathetmatik, die Gesetze der Ökonomie und Rationalität das Handeln und die Politik bestimmen. (Das Ergebnis ist notwendig eine immer hässlichere Welt).
Wir erleben diese Vorgänge überall. Allen voran an den Hochschulen an welchen Kunst, Religion und Philosophie in unterfinanzierte, belächelte Nischen abgeschoben werden und man auf die immer pragmatischere Ausbildung von technischen Facharbeitern setzt. „Was Richtiges“ studieren, heißt eines jener Fächer zu studieren in denen die Wahrheit mathematisch beweisbar ist. Eines jener Fächer mittels dessen also empirische Phänomene in Zahlen beschrieben, statistisch vorhergesagt und dann chemisch, physikalisch und medizinisch in die Wirklichkeit eingegriffen und diese manipuliert werden können.
Die Erschließung der Welt, wie sie Religion, Philosophie und Kunst leisten, wird als nichtig und gleichgültig abgetan. Dabei wird ausgeblendet, dass hinter diesem modernen Positivismus, Materialismus und Physikalismus, der untrennbar mit Kapitalismus, Internationalismus, Liberalismus und Technokratie verwachsen ist, selbst eine bestimmte Philosophie und Ideologie steht, die aber längst nicht mehr bewusst reflektiert wird. ((Anders gesagt: der Naturwissenschaft und ihrem Positivismus liegt selbst eine plumpe, philosophische Grundhaltung zugrunde (ein naiver Realismus) derer sie sich nicht bewusst ist und die sie nicht mehr reflektiert. Diese Denkhaltung ist nicht „ewig“ und „alternativlos“ sondern an einem, grob datierbaren, Zeitpunkt entstanden, und kann auf ihre Stichaltigkeit hin philosophisch-genealogisch geprüft werden. Ebenso können ihre gebrachten Vorteile und Nachteile abgewogen werden. Allerdings kann diese philosophische Denkhaltung natürlich nicht mit mathematischen Gesetzen kritisiert werden, da man philosophische Aussagen schwerlich mathematisch erfassen kann. Da aber der Positivismus nur gelten lässt was mathematisch beweisbar ist, immunisiert er sich performativ gegen diese Selbstkritik, die ihrerseits nicht mehr mathematisch erfolgen kann)))
Ein eigener Artikel zu diesem Phänomen und zu. Einer „antimaterialistischen Sendung“ einer Identitären Bewegung ist längst überfällig. Für die Analyse und Kritik des Stilfaschisten reicht uns aber voerst das Verständnis der Kastration der Kunst, die das Aufkommen des Positivismus mit sich brachte.
Während Naturwissenschaft und Co die Hegemonie über die Wahrheit gewannen, wurde die Kunst zur Domäne der Beliebigkeit, des „anything goes“ und des totalen Subjektivismus. Zu einer liebenswürdigen Spinnerei, einem sinnlosen „Luxus“ den man sich als Gesellschaft gönnen kann.
Damit setzte sich rasch eine Verflachung, ein Ende jeder Ernsthaftigkeit und zuletzt auch handwerklicher Kunstfertigkeit ein. Da jeder Anspruch auf Wahrheit und Hoheit eines Stils, jede Unterscheidung zwischen Hochkultur und Kulturindustrie verschwand, ging damit auch jede Polarität und Reibung, wie sie etwa in der Spannung Romantik vs Klassik, „Neuer Musik“ vs „klassischer Musik“, etc. noch Funken trieben, verloren. Eine beliebige Spielerei, die nichts Wesentliches (weil nichts empirisch Überprüfbares) über die Wirklichkeit aussagt, hat auch keine interne Stufung und Hierarchisierung: „Kunst ist was gefällt, Wahrheit ist was funktioniert“ — so könnte man diese Lage pointiert zusammenfassen.
Als einziges „Qualitätsmerkmal“ traten bald die „Neuartigkeit“ und „Originalität“ auf. Wenn Kunst keinen echten Bezug zur Welt und keine echte Wahrheitsfähigkeit mehr hat, also eine bloße Nabelschau und Hirnwichserei, eine bloße subjektive Vorliebe, ein „Spleen“ ist, bleiben am Ende eben nur diese beiden „Werte“ zu ihrer Bewertung übrig. Es geht um ausgefallene Einfälle und sich überbietende Provokation. Die elitäre Clique moderner „Künstler“ überbietet sich in „Taubbrüchen“ und absurden Hirngeburten, was die Geringschätzung der „sinnlosen“ Kunst im Volk nur weiter steigert. Gleichzeitig werden gewisse Versatzstücke der Ästhetik, Fetzen aus Harmonielehre und Rhythmik, Partikel der bildenden Kunst und Farbenlehre in der Kulturindustrie, in Hollywood, Rockmusik, Werbung und Marketing zum Massenprodukt verbraten. Von der Erhabenheit und Ästhetik der alten Kunst bleibt nur die Bombastik Hollywoods und das „Design“ des Marketings. Die „Kulturindustrie“ ist der Status Quo der Kunst und markiert ihre totale Unterwerfung unter Kapitalismus und Positivismus, den Grundpfeilern des Liberalismus.
3. Die Kulturindustrie und ihre Überwindung
Theodor W. Adorno, missbrauchter „godfather“ antideutscher Ideologiebildung, war es der den Begriffe „Kulturindustrie“ prägte. Dass wir hier nicht allzu tief darauf eingehen darf durchaus als Aufforderung verstanden werden sich die entsprechende Passage in der „Dialektik der Aufklärung“ selbst zu Gemüte zu führen. Die Kulturindustrie ist im Grunde die totale Auflösung der Kunst in den Schlieren des liberalen, aufklärerischen Kapitalismus. Er verspricht, nach Zerstörung aller „irrationalen“ Religionen, Traditionen und der dazugehörigen Gesellschaftsformen, mittels Rationalisierung, Individualisierung und Verrechtlichung eine wahre Freiheit und Gleichheit herzustellen. Er verspricht damit das „Ende der Geschichte“ herbeizuführen, also die lineare Fortschrittsgeschichte der „einen Menschheit“ an ihren finalen und logischen Endpunkt zu bringen. Wenn dieser Punkt erreicht ist kann jede Veränderung nur mehr ein „barbarischer“ Rückfall sein, weswegen sich der Liberalismus gegen jede echte substanzielle Kritik mit „Nazi“ Vorwürfen immunisiert. Es ist die alte universalistische Paradiesvorstellung die vom liberalen Universalismus säkularisiert wird.
Er „kassiert“ (um ein wenig von Adornos Jargon zu bedienen) in dieser großen scheinbaren „Versöhnung“, die alle Menschen zu gleichwertigen Teilnehmern eines weltweiten Marktes, macht, auch die Kunst. Alles was an ihr kritisch ist und über die enge, positivistische Wahrheitswahrnehmung des Liberalismus hinausweist wird abgeschnitten. Die Sphäre der Ökonomie und des Geldes überwuchert Politik, Religion und auch die Kunst. Sie alle müssen sich der kapitalistischen Verwertungslogik beugen und den Hochgesang von offenen Grenzen, freizügiger Massenmigration und der Zerstörung der Traditionen und Gemeinschaften mitsingen.
Die blasse Ideologie des Menschenrechts; „die Seele einer seelenlosen Welt“ (Régis Debray), des Weltfriedens und der „einen Menschheit“ gibt des Ziel vor. Der internationalistische Utopismus, die Brüderlichkeitsethik und die Hypermoral kontrastieren als sinnstiftende Ideologie die totale Herrschaft der positvistischen Wissenschaft und der kapitalistischen Ökonomie.
Wahr ist auf erkenntnistheoretischer Ebene nur das was mathematisch beweisbar und total verallgemeinerbar ist. Gut ist auf moralischer Ebene nur das was sich auf die gesamte Menschheit bezieht, was auf „eine Welt“ und „Weltfrieden“, kurz Abschaffung aller Grenzen und Völker abzielt.
Beide Denkweisen greifen ineinader und teilen den universalistischen, antipluralistischen Absolutheitsanspruch. Der Positivismus relativiert, entzaubert, zergliedert und atomisiert, die universalistische Ideologie sammelt die vereinzelten Bruchstücke und schweißt sie zu einem neuen ideologisch-abstrakten Kollektiv zusammen. Angetrieben wird das ganze Werk vom brennenden Ethnomasochismus und dem Universalismus der eigenen Schuld, dem dialektischen Selbsthass des männlichen, heterosexuellen Europäers, die Scham über die „Jahrhunderte der kolonialen Selbstüberhöhung“. Dabei spielen die Jünger dieser kleinen aber machtvollen Politsekte nur die Wegbereiter für den völkerzerstörenden Kapitalismus, der sie mit einer unheimlichen Eigendynamik vor sich her treibt.
Auch die Kunst kann sich all dem nicht entziehen. Sie muss sich einerseits der Verwertungslogik beugen, sie muss rentabel sein, und wie eine Ware funktionieren. Was im Jugendstil mit Muchas Werbeposten begann, wird im Werbeclip perfektioniert. Alles wird zur Ware und zum Marketing-Design. Kunst hat keinen Vorrang mehr, weil sie etwa ihn ihrer Schönheit und ihrem Stil die Wahrheit ihrer Zeit, sei es zur höheren Ehre Gottes, oder noch als „Sieg des Sozialismus“, oder einer bliebigen anderen Idee, ausdrückt. Sie tobt sich als Kontrast zum monolithisch-scholastischen Universalismus des Menschheitsfortschrittes, mit wilden postmodernen Bocksprüngen in der Gummizelle des Kunstbetriebs aus, die ihr der Kapitalismus überlassen hat. Will sie allerdings politisch relevant und wertvoll werden, muss sie rückgratlos das Hohelied von Mulitkulti und Selbsthass singen. Die wahre Wucherung an „Erinnerungskunst“ und „Kunstprojekten gegen Rechts“ zeugen davon. Doch diese Ausartung soll uns heute nicht interessieren.
Es geht uns vor allem um die Beziehung zwischen Wahrheit und Kunst und wie sie heute komplett abgestritten wird. Die Kunst existiert rein für sich selbst frei von allen Pflichten und jedem Recht in einem goldenen Käfig. Die Idee der „l’art pour l’art“, der Wahn einer total autonomen, „freien“ „Selbstzweck-Kunst“, die sich in radikalen, „Gesellschaftskritiken“, in bewusster Darstellung des Abartigen, Hässlichen und sonstigen „Provokationen“, wichtig machen will, wächst genau in diesem subjektivistischen Gummizellendenken. Die Kunst will nur mehr schockieren und provozieren und akzeptiert dabei unbewusst das Postulat, dass sie keine echte Wahrheit ausdrücken kann. Das wird vom Kapitalismus zugelassen und gefördert, da es erstens ebenfalls auf einem Nischenmarkt verwertbar ist und zweitens nicht den alleinigen Wahrheitsanspruch des Positivismus in Frage stellt.
Das Verdikt, dass die moderne Schulwissenschaft über sie verlegte, dass sie keinerlei echten Bezug zur Wirklichkeit und damit keinen tieferen Sinn hat, wird von ihr begeistert aufgegriffen und als „Freiheit“ missverstanden. Gerade die Kunst die sich als moderne und autonome Kunst scheinbar dem Verwertungszwang und dem „Mainstream“ entzieht ist somit nur in eine Nische der herrschenden Ideologie gerutscht, aus der sie aus eigener Kraft nicht mehr herauskommt.
Die Kunst hat aber immer noch ein Ahnung ihrer einstigen großen Aufgabe. In ihr schlummert das Bewusstsein, dass es einmal an ihr lag, das was Zahlen und Systeme nicht auszudrücken vermögen, die Wahrheit ganzer Epochen und Kulturen in großartigen einzelne Werken zu versammeln und zu inkarnieren. Diese Ahnung lebt heute, als die angesprochene „kritische“ Aufgabe der Kunst im Bewusstsein fort und äußert sich in zahnloser, konformistisch-rebellischer „Gesellschaftskritik“. Der totale Eskapismus und die krudesten „massengeschmackuntauglichsten“ Formen, die obszönsten Schweinereien sind heute als Kunst akzeptiert und locken keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Exzessive Fäkalsprache ist nicht mehr „anstößig“ sondern bereits akzeptierte, zweite „Amtssprache“ in der Kultur und auf allen Bühnen zuhause.
Die gezielten „Provokationen“ gegen Heroismus, Nationalgefühl und Kirche, Familie, Mutterschaft, et.c die z.B. „mutige“ Autoren, wie Bernhard, Grass, Jelinek gewerbsmäßig betrieben und betreiben sind Mainstream geworden. (Fast ist so die Verteidigung des „Spießers“, wie sie Martin Walser gelegentlich unternahm, zum revolutionären Element geworden.)
Die gesamte Avantgarde lief, im Versuch die Herrschaft kapitalistischer Verwertungslogik mit Stilbrüchen, und Provokationskunst zu untertreiben in eine Leere. Sie lief offene Türen ein und verwirklichte im Grunde nur ein weiteres Nischenpotential des Marktes, des Relativismus und des Hedonismus.
Ja sie war und ist sogar Pionier und Wegbereiter für weitere Vermarktung. Ihre Vorreiter brachen sukzessive die letzten Mauern der Traditionen und Tabus, gegen die das brackige Meer des Kapitalismus bis dato noch anbrandete, deren Trümmer aber heute von ihm überspült werden. Die gesamte Avantgarde-Szene ist nichts anderes als ein Kolonisator des Kapitalismus. Sie verhält sich gegenüber dem Kapitalismus und seinem aalglatten Style, zahnlos und scheinkritisch. Ihre Wunden schlägt sie nur in den Korpus der, kantingen, tradierten Schönheits und Moralideale, die sie schonungslos und würdelos vergewaltigt. Wenn sie mit ihrem „Werk“ fertig ist, macht der Markt nathlos weiter und und verleibt sich die gebrochen und geschändeten Traditionen als verwertbare Folklore ein. (Der rasante Erfolg beim Tabubruch, zeigt allerdings dass die Mauern innerlich schon Morsch waren.) Wenn die Kunst einemal wirklich politisch wird, so bestätigt sie, als durchwegs linke Szene, immer nur die herrschende Ideologie.
Doch unsere Analyse und Kritik geht hier tiefer. Auch die „rechte“ Kunst, um die es später gehen wird, teilt mit der Mainstream-Avantgarde ein falsches Selbstverständnis.
Der Grund für diese Unfähigkeit der modernen Kunst revolutionär zu werden liegt daran, dass sie an sich ihre wahre Aufgabe als Kunst verfehlt. Hinter jedem Staat und jeder Gesellschaft steht ein letztes oberstes Prinzip, eine bestimmte Deutung der Welt. Othmar Spann sagt: „Jede große politische Richtung der Geschichte hat ihre philosophische und gesellschaftstheoretische Grundlage. (…) Kennt man die letzten geistigen Grundlagen einer Politik, dass weiß man auch, was von ihr zu erwarten steht.“
Jede Zeit hat also ihren Geist, der letztlich ihre Fassung des Bezugs von Sein und Dasein, ihre Erfahrung von Dasein, Wahrheit und Welt ist. Jede Zeit beansprucht für ihre Wissenschaft, ihre Moral, ihr Rechtssystem, Geltung und Wahrheit, sprich: dass all das der Wirklichkeit entspricht. Der Universalismus in seiner heutigen Form als Liberalkapitalismus und Universalismus der eigenen Schuld, ist eine Ideologie die ebenso beansprucht die Essenz der Wirklichkeit erkannt zu haben. Wer diese Ideologie attackieren will muss ihren Anspruch, die Wahrheit gepachtet zu haben bestreiten. Zumindest für dafür muss er aber, für die eigene Position Wahrheit beanspruchen. Eine Kunst, welche die Frage nach Wahrheit und Wirklichkeit gar nicht stellt, kann auch diese herrschende Ideologie nicht angreifen. Eine Kunst die sich damit begnügt „art pour l’art“ also reiner Ausdruck subjektiver Narrenfreiheit des schöpferischen Ichs zu sein, kann gar nicht die herrschende Ideologie kritisieren. Sie ist selbst Ausdruck der herrschenden Ideologie des Positivismus, der die naturwissenschaftliche Wirklichkeit der Phänomene verabsolutiert. Die Kunst drückt in ihrer Machtlosigkeit und Beliebigkeit die letzte Wahrheit des Universalismus aus: den Nihilismus. Sie ist die Avantgarde der Postmoderne, in der der Universalismus in totalen Relativismus umschlägt. Sein Hauptstrom ist in ihr bereits gebrochen und endet in einem wirres Mäandern im postmodernen Delta-Chaos — letzendlich versickert er in der Wüste des Nichts.
Die Wahrheit die die Kunst über dieses Zeitalter ausdrückt ist genau die, dass sie ausbleibt und fehlt. Denn es ist ein stilloses Zeitalter, ein Zeitalter des Nihilismus, indem es gar keinen Sinn, keine Wahrheit gibt um die „der dichtung zauberische Hülle“ sich lieblich winden könnte. Doch nein-es ist kein solches Zeitalter, es ist ein solcher Ungeist der sich vom westlich-universalistischen Quellgebiet viral verbreitet und alle freien Völker in seine dunkle Zeitzone hineinzieht.
Wahre Kunst, hat also zwei Aufgaben. Sie muss sich zuallererst ihrer eigenen Aufgabe und Fähigkeit als Medium einer spezifischen Wahrheit bewusst werden. Draus kann und muss sie, die Stahlhülle des modernen Gestells brechen, um wieder einen Ausblick auf einen neuen mögliche Sinn und Wahrheit jenseits von Kapitalismus, Liberalismus, Internationalismus, Humanismus, Sozialismus, kurz dem gesamten modernen ideologischen Komplex zu ermöglichen. Sie muss sowohl die Dominanz der positivistischen Wissenschaft als auch das der universalistischen Morallehre durchbrechen, wenn sie wirklich revolutionär sein will. Es zeigt sich klar: Echte Kunst wird letztlich immer auch politisch sein, insbesondere wenn sie keine politische Intention hat. Aber wenn sie wahre Kunst ist und in dieser Wahrheit das seinsgeschichtliche Stellung einer Zeit enthüllt, dann hat das diese Erkenntnis große, wenn auch oft späte Folgen, für die alle anderen Gebiete.
Fassen wir das bisher Gesagte zusammen, so sehen wir, dass Wahrheit kein bloßes Maß für die Korrespondenz zwischen mathematischen Formeln und empirischen Phänomenen ist, sondern eine Prozess der Welterschließung, der nicht getrennt von der Frage nach dem Dasein und dem Sein, beschrieben werden kann. Eine Wahrheit, die in einem, bereits festgelegte und unhinterfragten (Miss)Verständnis von Mensch und Welt, als Subjekt und Objekt, wie sie dem moderne Positivismus zugrundeliegt, operiert, kann nur eigentliche Unwahrheiten hervobringen.
Die Kunst kann, gerade weil sie sich wesenhaft der Vernutzung, Vermarktung und Definition und damit der Kontingenz ihrer Zeit entzieht, Dinge aussagen, die über den seinsgeschichtlichen Rahmen der Epoche hinausweisen. Sie drückt damit eine Wahrheit aus die potentiell nicht nur gleich- sondern höherrangig ist als die Richtigkeit mathematischer Theorien. Indem Kunst und Philosophie an sich, abgesehen von ihrer Vermarktung als Unterhaltung nutzlos sind, können sie sinnhaft werden. Bei den anderen Fächern der modernen Wissenschaft ist das Gegenteil der Fall. Sie sind für begrenzte Zwischenziele, die in der Steigerung von technischer oder finanzieller Macht liegen extrem nützlich. Die Frage nach ihrem Sinn steht und fällt, aber mit der Sinnhaftigkeit des gesamten Systems des Forschritts und der Moderne in dem sie sich befinden. Sie verfallen also der Sinnlosigkeit, bzw dem puren Hedonismus.
Die Kunst erschließt also potentiell eine spezifische Wahrheit und ist nicht bloß beliebiger Subjektivismus zur Zerstreung der arbeitenden Massen. Genau in diese Rolle wird die Kunst aber vom modernen Positivismus und Kapitalismus als Kulturindustrie gedrängt. Indem die Naturwissenschaft den alleinigen Wahrheitsanspruch fordert, tötet sie die Kunst und degradiert sie zur selbstbezüglichen Effekthascherei, oder zur Selbsttherapie entfremdeter Subjekte. Wahre Kunst und echter Stil entspringen nur aus dem echten und ehrlichen Glauben eine echte Wahrheit über die Welt auszudrücken. Weil dieser Glaube mit dem subjektivistischen Beliebigkeitsgrundsatz: „Kunst ist was irgendwem gefällt“ unvereinbar ist, ist die heutige Kunst unfähig einen neuen Stil hervorzubringen. Die Stillose Nützlichkeit der Nichtorte, beherrscht neben der ständigen Wiederkehr und dem „remix“ vergagender Kunstepochen, die noch Ausdruck authentischer seinsgeschichtlicher Epochen und die Dekoration, ernsthaft geglaubter Ontologien waren, das Feld und schafft dröge „Nicht-Orte“ (Marc Augé) Echte Kunst ist niemals apolitisch, sondern hat einen ganzheitlichen Anspruch und drückt eine Wahrheit aus, die auch die Politik berührt.
4. Die moderne Kunst und der Stilfaschist.
Die moderne Kunst sieht sich als reinen Selbstzweck. Die Frage nach Sinn, Bedeutung und Aussage erscheint ihr als Beleidigung. Ihr geht es nur darum die Form und den Stil zu immer krasseren, provokanteren Extremen zu treiben. Doch echter Stil dringt immer nur aus einer als sinnhaft empfundenen Haltung hervor, die dem Typus einer bestimmten ideen- und seinsgeschichtlichen Epoche entspricht. Der Stil durchdringt daher notwendig auch alle Lebensbereiche von Musik, über Architektur, bishin zu Alltagsgegenständen, wie Möbel und Geschirr (was zuletzt in Europa beim Jugendstil der Fall war).
Die Agnostik der meisten modernen Künstler gegenüber philosophischer Wahrheitssuche und ihre Verachtung des politischen, markierte nichts anderes als die Grundzustimmung der „art pour L’art“ zur herrschenden Ideologie des linksliberalen Universalismus. Sie stimmt damit seiner inneren Logik zu und wir Begleitmusik zu Egalitarismus, Abschaffung aller organischen und exklusiven Gemeinschaften, Abschaffung aller übersubjektiven Werte, Differenzen und unverhandelbarer Polaritäten. Ihr radikaler Subjektivismus verträgt sich großartig mit der kapitalistischen Martkwirtschaft. Der gesamte postmoderne Schrott, seine lächerliche abstrakte Kunst, seine erbärmliche, infantile „Lyrik“, seine „Tabubrüche“ — all das ist nichtig, führt zu nichts und ist zurecht heute, als intellektueller Kitzel für den verlotterten, spätkapitalistischen Bourgeois voll in die Kulturindustrie eingebunden.
Wie kann eine revolutionäre Kunst aussehen? Kann Kunst revolutionär sein? Wahrscheinlich ist, dass sich das „Anstößige“ und Revolutionäre heute nicht durch Hässlichkeit und Primitivität, durch Tabubruch und Vulgarität äußern wird. Eine echt revolutionäre Kunst kann aber auch keine bloß konservative Zitation alter Stile und Formen sein. Sie muss sich erst der Aufgabe als Stifterin von Welt und Wahrheit bewusst werden und sich der denkerischen Frage nach dem Sein, Sinn und Wahrheit stellen. Es kommt ganz eminent auf ihre Bedeutung, ihre Aussage und ihren Sinn an. Das ist heute viel wichtiger Äußerlichkeit und Stil, die sich erst aus dieser Haltung ergeben können. Kurz: ohne eine geistige Wende keine künstlicher Wende. Doch können Künstler, auf diesem geistigen Weg, auch das Denken befruchen und ihm dort, wo es nichts weiter sagen und Dinge nur „erschweigen“ kann, Winke geben.
Die krudesten Experimente und Verrenkungen wurden von der modernen Kunst in Fragen des Stils schon ausprobiert. Wirklich revolutionär wird Kunst nur, wenn ihre primäre Frage die Suche nach Wahrheit und einer entsprechenden Haltung und nicht die nach dem neuesten, spektakulärsten Stil ist.
Der Schluss für uns lautet, dass der Weg zu einer revolutionäre Kunst, einer echten, ästhetischen Avantgarde, die notwendig ist um einen neuen Denkenraum jenseits des Bestehen zu eröffnen, gerade NICHT primär in Fragen von Form und Stil liegt. Dieses Denken entspringt der positivistischen Kastration der Kunst, die ihr jeden echten Inhalt abspricht. Dagegen gilt es trotz der subjektiven Aspekte in der Schaffung des Kunstwerks seinen Anspruch auf Wahrheit und Bedeutung zu aufrecht zu erhalten.
Damit beenden wir den einführenden und vorbereitenden Teil dieses Artikels, den wir aufgrund der Komplexität des Themas für unbedingt notwendig erachten. Der Ästhetizismus und die Sicht der Welt als „ästhetisches Phänomen“ sind ein Kernaspekt des „Stilfaschismus“, dem wir uns nun, als eigentlichen Thema des Aufsatzes, zuwenden wollen
II. DER STILFASCHIST
1. Nominalismus, Stilfaschismus und heroischer Subjektivismus als Phänomene der Moderne
Armin Mohler war es der mit dem Begriff des „faschistischen Stils“ in seinem bekannten Essay, einen zentralen Begriff für die deutsche neue Rechte prägte. Er ist nur aus seiner nominalistischen Weltsicht verstehbar. Mohlers Denken ist, vor vermittelt durch Jünger, klassisch nietzscheanisch geprägt. Er vertritt eine Universalismuskritik, die unter Universalismus grundsätzlich die Haltung Vorstellung versteht, man könne die Welt mit einem System aus Begriffen erklären, sodass sie vollkommen „aufgeht“. Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen. In seinem Aufsatz „Die nominalistische Wende“ der sinngemäß mit dem erstgenannten Essay zusammengehört bekennt er sich zu Ästhetizismus und Formalismus:
„Wiederholen wir es darum noch einmal: das einzige, was die Existenz des Menschen rechtfertigt, ist die in sich geschlossene Form, die Gestalt, die er dem Chaos entgegenstellt, auch wenn keine Form ewig ist, sondern wieder ins Ungeformte zurücksinkt. (Immer: ungeformt für uns.) Damit meinen wir nicht nur und nicht einmal In erster Linie die Kunst, der Gedanke einer bloß aus Künstlern bestehenden Menschheit ist ein schlimmer Alptraum. Alles, was der Mensch schafft oder wachsen läßt, kann eine solche Form sein: eine Institution oder ein Ritual genauso wie die erfolgreiche Leistung einer Mannschaft oder eine geglückte menschliche Beziehung; sogar der Nachhall einer Geste kann es sein.“
Das Gegenbild [zum Universalismus] ist vielmehr der Mensch, der sich seiner Endlichkeit und Sterblichkeit durchaus bewußt ist und dennoch seine Rolle spielt. (Auch das Wort »Rolle« sei jenen verkniffenen Kritikern dargereicht.) »Amor fati« (das Gegenteil von Frustration), dann »tragische Haltung« wären weitere Benennungsversuche des nominalistischen Menschentyps (wenn auch nicht von Mißverständnissen frei).
Mohlers Denken steht vollkommen im Bann Nietzsches. Es steht damit auch noch im Bann der alten abendländischen Metaphysik, was man vor allem an seiner Reprise des alten scholastischen Begriffsstreites erkennt. Der „faschistische Stil“ leitet sich klar aus seiner Fassung des Nominalismus ab. Faschismus und Ästetizismus gehen für Mohler zuletzt auf „den mittelalterlichen Streit zwischen Universalisten und Nominalisten, die nominalistische Wende“ zurück, wie er im „Faschistischen Stil“ schreibt.
Nominalismus, Subjektivismus, Realismus, Relativismus, die Hinwendung zum Konkreten, zum Lebendigen und Besonderen- das macht Mohlers Denken aus. Es ist die „Überwindung des Idealismus durch den Existenzialismus“, die „alle Lebensgebiete durchtränkt“ hat, zu der er sich bekennt.Diese Wendung ist aber nichts anderes als ein großer geistesgeschichtlicher Abschnitt im Gesamtverlauf des westlichen Universalismus, den wir am Funken (in einer zugegeben erklärungsbedürftigen Begriffswahl) seit eh und je als ein konkretes geschichtliches Phänomen, nicht als ein allgemeines, ewiges Prinzip verstehen.
Der Universalismus ist vor allem genealogisch, und aus seiner Zeit gegen seine zeitlosen Ansprüche zu kritisieren. Wenn man ihn zu einem abstrakten, ewigen Prinzip macht und ihm ein ebenso zeitloses, absolut wahres Prinzip, einen „-ismus“, wie den Nominalismus entgegensetzt, dann kann man ihn niemals überwinden. Im Gegenteil: man unterliegt einer Selbsttäuschung und erzeugt nur ein relativistisches Spiegelbild des Universalismus, das aber in seiner ungeschichtlichen Totalität, und letztlich seinem utopischen „Erlösungsanspruch“ in seinem Anmaßenden relativierenden Kritik jeder Wahrheit, ebenso asbolutistisch ist.
(Beispielsweise zeigt sich das an der unsinnigen Frage ob das antike Rom, oder das antike Sparta „universalistisch“, oder gar „faschistisch“ waren.)
Auch Alain de Benoist bekante sich in seinen „wilden, heidnischen“ Jahren zu diesem Nominalismus. Es würde zu weit führen tiefer darauf einzugehen, weswegen wir ihn nur kurz skizzieren.
Der Nominalismus Benoists und Mohlers ist bildlich gesprochen die affirmative und freudige Akzeptanz des „Tod Gottes“, der als Untergang jeder Wahrheit die dem Menschen von Außen vorgegeben ist verstanden wird. Damit er daraufhin in keinen totalen Relativismus verfalle, muss er, im „heroischen Subjektivismus“, anerkennen, dass alle seine Werte, seine System und seine vermeintlichen Wahrheiten, Erfindungen sind, die er ins Nichts schneidet. Benoist schreibt im Aufsatz:“Gleichheitslehre, Weltanschauung und Moral; die Auseinandersetzung von Nominalismus und Universalismus“: „Der Mensch ist der »Herr der Formen« (Jünger). Er gibt der Welt und sich selbst eine Form, die zuvor außerhalb von ihm und ohne ihn nicht existierte. Und er erkennt diese Form als sinnvoll.“
Mohler sieht darin auch das Wesen des Faschistischen Stil, den er wesentlich aus Gottfried Benn ableitet: „„Auf das Strenge, Resolute, auf das Gerüsthafte des Geistes, der an seinen Welten arbeitet und für den Kunst immer die definite moralische Entscheidung gegen reinen Stoff, Natur, Chaos, Rücksinken Ungeformtes ist.“
In Benns Gedicht „Staatsbibliothek“, wird dieses Wahrheitsverständnis, indem ein autonomes Subjekt, im ekstatischen Schöpferrausch, selbstherrliche klare Geistesformen in amorphe chtonische Materie schneidet deutlich:
„wenn Vergang der Zeiten,
wenn die Stunde stockt,
weil im Satz der Seiten
eine Silbe lockt,
die den Zweckgewalten,
reinen Lustgewinn
rauscht in Sturzgestalten
löwenhaft den Sinn“
Dinge werden bei ihm „mystisch in das Wort gebannt“ und „Sturzgestalten“ stiften Sinn. Wir sehen hier, kunstvoll ausgedrückt, das modernistische Kunstverständnis, in dessen Schöpfer im Mittelpunkt steht. Die subjektivistische Geburtsstunde dises Denkens, die Feier des humanistischen Mensch als Maß der Dinge und alleinigen Schöpfer seiner Werke in der Rennaissance kann als dialektischen Gegenreaktion auf den religiösen Universalismus, verstanden werden und führte direkt zum modernen humanistischen Universalismus, der als Betriebssoftware, das Gestell durchzieht.
Nominalismus und Subjektivismus sind eindeutig Aspekte der Moderne und bloßer Gegenreflex zum universalistischen Denken, ihm aber nach wie vor Verhaftet. Sie sind grundlegende Prinzipien dessen, was Dugin als „Dritte Politische Theorie“ (3PT) bezeichnet.
In der 3PT emanzipierte sich dami der Universalismus gänzlich von der monotheistischen, christlichen, universalen Moral und damit von Liberalismus und Marxismus. Anders als bei Marxismus und Liberalismus ist in der 3. politischen Theorie die Frage nach seinem Subjekt, ebenso porblematisch wie in Nietzsches, tonangebender Philosophie
Auf der Suche nach einem historischen Subjekt für die Mission der 3. Politischen Theorie entstanden tausende Derivate und Bewegungen. Seine Verbindungen mit (besser Infizierungen von) Formen des Daseins führte zu verschwindensten Hybriden: wenn dieses Dasein bloß die eigene jemeinigkeit ist, entsteht, nahe am radikaler Anarchismus nach Stirner und dem Liberarismus Ayn Rands, ein machiavellischer Satanismus und Individual-Nietzscheanismus. Verbinden sich Nominalismus und Subjektivismus mit dem Volk als Trägersubjekt, entsteht die eigentliche 3PT, als nationalistische Politreligion, als säkularisierte, blutgebundene manichäische Erlösungslehre im NS, oder staatsbezogener Zivilisationsimperialismus im Faschismus.
Der Stilfaschist ist in erster Linie Nietzscheaner, Nominalist und Subjektivist. Er affirmiert die Relativität und „Subjektvität“ seiner Werte und Prinzipien und vertritt sie trotzdem und deswegen. Um welche konkreten Werte es sich dabei handelt bleibt offen und oszilliert zwischen völkischen, etatistischen und religiösen Mythen.Als ihre Grundlage wählen „völkische Stilfaschisten“ am Ende meist die Evolutionsbiologie, aus der Sie das Sein von Völkern biologisch ableiten. Dass Sollen, die Bejahung der Existenz des Volkes, hat für sie aber keine echte philosophische Grundlage, außer dem Selstbezüglichen Parole, der Sinn des Daseins, sei das Dasein selbst.
Mohler, Benn und Jünger vertreten aber jedoch einen „rein nietzscheanischen“ Faschismus, für den allein die Form und der Stil als subjektive Entwürfe zählen. Der Erstere schreibt: Es gibt keine Inhalte, keine „Überlieferung“, „Volksgemeinschaft“, es fehlt „das Nationale und Soziale, der Boden und die Rasse“. Für Benn bleiben in seinem „imperiale Weltbild“ nur „Kunst und Staat“, die er als Zucht versteht. Dies hatte an die Stelle „inhaltlicher Weltdeutungen“ zu treten, wie Götz Kubitschek im Staatspolitischen Handbuch zu Mohler bemerkt.
Verstehen wir aber unter Stil die „Einheitlichkeit eines Ausdrucks geschaffen durch einen Geist der eine Form findet“ (ebenso aus dem Staatspolitischen Handbuch), so sehen wir dass Mohlers Stilbegriff zu kurz greift. Wenn er schreibt es handle sich um einen „bloßen Anspruch des Universalisten (… ) zu wissen, was die Dinge jenseits ihrer »Form« bedeuten.“, so unterschlägt das den Geist und Sinn der sich erst im Stil ausdrückt.
Ein Stil, nur im seiner Selbst willen, ist kein echter Stil. Eine Handlung, die nur um ihrer selbst willen, sinnlos getan wird ist sinnentleert (Dazu und zum „amor fati“ später mehr). Auch ein Wille der nur sich selbst will, ist letztlich unhaltbar.
Der Wille hat ein Ziel, und das Dasein fragt nach seinem Sinn. Stil als „Einheitlichkeit eines Ausdrucks“ steht eben nie für sich selbst. Gerade diejenigen die eine solche Ansicht vertraten haben interessanterweise kaum echten, bleibenden Stil geschaffen, es sei denn man stellt zB Marinettis Futurismus (so interessant und ansprechend er sein kann) in Reihe mit Klassik und Romantik.
Ihre Kunst, ist ebenso wie die Philosophie, eine ziemlich abstrakte, intellektualistische und exaltierte Angelegenheit. Dem Volk wurde dieser harte Gipfelpfad der reinen Tat und des reinen Stils ohnehin bald zu anstrengend. Benn, Marinetti und Co wurden vom populären Propagandaklassizismus und den stilistischen Idiosynkrasied des historischen Nationalismus und Faschismus überwölbt.
Das Wahrheits und Kunstverständnis des Stilfaschisten ist also subjektivistisch und nominalistisch. „Heroisch“ bejaht er die Beliebigkeit und schneidet mit seinem autonomen Willen Formen in das Chaos der Welt. Sinn, Moral, Bedeutung, etc. sind letztlich beliebig weil hinter ihnen immer nur der Wille, sein Wille zur Macht und zur Form steht.
Wenn jede Wahrheit, frei nach Nietzsche eine „lebensnotwendige“ Täuschung ist, die, wenn sie wirklich geglaubt wird zum Universalismus und zum „Nihilismus“ werden muss, so bleibt nur ein zynisch-instrumenteller Bezug zu Begriffen, Ordnungen, Moral und Wahrheit. Nietzsches Diktum, das die Ästhetik, die Schönheit über die Wahrheit stellt, wird vom Stilfaschismus begeistert aufgenommen. Schönheit wird dabei radikal von der Wahrheit getrennt. Wahrheit gehört in die Sphäre des Objektiven, Allgemeinen und Begrifflichen, Idealistischen, Systematischen. Schönheit und Ästhetik in den Bereich des Subjektiven, Willensmäßigen, Konkreten und „Lebendigen“. Hier wird ein Dualismus aufgebaut wo eigentlich eine Einheit sein sollte.
Gleichzeitig wird, in tyisch metaphysischer Tradition der einen Seite der Zuschlag des Seins gegeben. Die Abstraktionen, „sind“ nicht „wirklich“, ebensowenig wie ihre Moralen und Wahrheiten. Sie sind „seinsarm“. Die Essenz des Seinenden ist der Wille, die Formen die er schafft und die Ästhetischen Phänomene, welche nach Nietzsche eigentlich die Welt rechtfertigen. Damit wird ein Seiendes in den Rang des Seins gehoben und seine „Seiendheit“ zum allgemeinen Attribut aller Dinge. Denn auch die Abstraktionen sind, uneingestandene Schöpfungen des ewigen Willen zur Macht. Die „Uneingestandenheit“ wird zu einer höheren und „wahren Lüge“, der „Geschmacklosigkeit“ gegen die Nietzsche seine eigene, ästhetische Moral in Stellung bringt.
Auf der Ebene des Stilfaschismus tönt das einfacher: alles was eine Wahrheit über die Welt ausdrückt, die nicht selbst erfunden und als, beliebig gesetztes, Machtinstrument eingestanden wird, wird als „Allgemeinheit“ und „Universalismus“ abgetan. Nach Nietzsche sieht der Stilfaschist jede Wahrheit als eine Erfindung und Selbsttäuschung des Willens zur Macht an, um sich im Überlebenskampf durchzusetzen. Ihren Wert erhält sie letztlich nur durch ihre Wirksamkeit für das Leben.
Diese absolute Subjektivität und Relativität der Wahrheit zu akzeptieren und mit ihr fertig zu werden ist die Aufgabe des „Übermenschen“, des heroischen Nihilisten und Subjektivisten, der die Welt akzeptiert „wie sie ist“ — undeutbar, und ergründlich und auf keinen Nenner zu bringen.
Auch Mohler bekennt letztlich unverkennbar, dass der Stilfaschismus ein politischer Nietzscheanismus ist, dass der Stifaschist, einer politische Version des Übermenschen gleicht. Er „verdankt“, so schreibt er im Nachwort zum „Faschistischen Stil“, „sein Modell, wie es sich mit diesen Dingen verhalten könnte, seiner kunstwissenschaftlichen Erziehung.“ Er nimmt die politischen Formen nicht all sinnhafte Bezüge auf die Wirklichkeit ernst, sondern sieht in ihnen, typisch nietzscheanische ein allgemeines „Politikwollen“ am Werk, dass er dem „Kunstwollen“ nachempfindet. Mohler ist „auf der Suche nach einem solchen elementaren „Politikwollen“, das die geistigen Blüten und die harten Fakten der Politik und Geschichte synchron hervorbringt.“ Unsere Ansicht zu Gehlen bestätigend sieht er auch in diesem Urgestein der deutschen neuen Rechten, den nominalistischen Versuch die „unfruchtbaren Antinomie von Idealismus und Materialismus zu entkommen und so zur Wirklichkeit zurückzufinden.“
Mohler bekennt sich damit klar als Nietzscheaner, sein Faschist erweist sich als Übermensch, der im Lichte des Willens zur Macht „Blüten“ seines „Politikwillens“ nicht allzu ernst nimmt. Damit ist eben kein echter geistiger Widerstand gegen den Universalismus und seine Ideologien zu bilden. Es ist nämlich gerade die impotente Defensive, wie wir sie bei der modernen, subjektivistischen, wahrheitslosen Kunst beschrieben haben, zu der Mohler sich ja auch mittelbar bekennt.
Die Unfähigkeit des heroischen Subjektivismus, heroische, also über das bloße hedonistische Ich erhebende, Ideale hervorzubringen, wird auch darin wieder ersichtlich. Ihm fehlt die Offenheit der Suche, wie Frömmigkeit der Frage, die nicht schon längst die universale Antort in der Hinterhand hat. „Blüten“ die ein „Politikwillen“ hervorgebracht hat kann man nicht so ernst nehmen wie eine Wahrheit, eine Pflicht und eine Notwendigkeit, die man in der Welt und aus der Geschichte und einer ernsthaften und tiefen Befassung mit der Seinsfrage erfährt. Genau das tut Mohler aber notwendig als „Universalismus“ „Fanatismus“ ab und beteuert, mit der Eindringlichkeit eines Nietzscheaners, dass gerade das Bewusstsein der Willkürlichen Hervorbringung aller politischen „Blüten“, sie erst „konkret“, „lebendig“ und liebenswert mache.
Letztlich ist auch die Geschichte höchste Richterin gegen diese ästhetische Strategie, die sich, wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen will. Die vernichtende Kritik Lenins am Anarchismus, als utopistische, in sich widersprüchliche, bürgerliche Schwärmerei, die überall zum Scheitern verdammt ist, muss von konservativer, traditionalistischer, aber auch national-sozialistischer Seite, mit Recht den Stilfaschismus treffen. Der „tiefe Ernst“ der den letztgenannten Strömungen im Unterschied zum Faschismus eignet, entspringt ihrem ehrlichen Glauben an Wahrheit und Sinn (ungeachtet derer echten Wahrheit). Eine identitären Kritik soll ihre konkreten Antworten auf die Sinnfrage verworfen, muss aber die Bereitschaft zur Wahrheitssuche würdigen, die sie vom Stilfaschismus unterscheidet. Die flapsige Flucht in den Stilfaschismus, die teils auch unverkennbar die Züge einer „Reinwaschung“ und „Distanzierung“ der 3PT trägt, ist zuletzt diese Flucht vor der Frage nach Sinn und Wahrheit. Sie ist eine Flucht in die selbstgesponnene Laube, ironisch-kühler, romantisch-gebrochener Dichtungen in denen man je nur eine dandyeske „Rolle“ spielt. Diese Flucht will sich dem Nihilismus nicht stellen. Sie hat der deutschen Nachkriegsrechten nachhaltig geschadet und ihr womöglich ganze Jahrzehnte geraubt.
Hier deutete sich eine weitere wichtige Frage an: die Abgrenzung des identitären Weltbildes zum Nietzscheanismus des Stilfaschismus. Auch der identitäre Ethnopluralismus richtet sich scharf gegen jeden Universalismus, der einen totalitären und exklusiven, imperalistischen Wahrheitsanspruch vertritt.
So wie aber Kunst, Naturwissenschaft und Philosophie ihren je eigene Fassung der Wahrheit haben, so hat auch jedes Dasein in seiner ethnokulturellen Gemeinschaft einen eigenen Sprech- Denk und Erlebnisort, der notwendig andere Perspektiven auf die Welt bietet. Eine mannigfaltige Wahrheit, die als Vollzug und Erfahrung verstanden wird, steht zwischen dem totalitären Universalismus und dem beliebigen Relativismus.
Dem Dasein ist die Welt erschlossen und er befindet sich in der Welt, mit den anderen Menschen bei den Dingen. Es ist nicht so, dass er in einen wabernden, chaotischen Strom aus konkreten, lebendigen Sinneseindrücken mit selbstherrlichen Schöpfergeist Formen, Begriffe und Werte schneidet. Zwar hat das Dasein auch den Charakter des Entwurfs. Doch nur eine metaphysische Grundspaltung des Daseins in „Geist vs Materie“ „Mensch vs Erde“ verabsolutiert diesen Entwurf als Akt des reinen Geists und Willens.
Heidegger schreibt in „Vom Wesen des Grundes“ über das Dasein: „Die Welt wird als die jeweilige Ganzheit des Umwillen eines Daseins durch dieses selbst vor es selbst gebracht. Dieses Vor-sich-selbst-bringen von Welt ist der ursprüngliche Entwurf der Möglichkeiten des Daseins, sofern es inmitten von Seiendem zu diesem sich soll verhalten können. Der Entwurf von Welt aber ist, ungleichen wie er das Entworfene nicht eigens erfaßt, so auch immer Überwurf der entworfenen Welt über das Seiende.“
Martin Heidegger, Vom Wesen des Grundes, In:, Wegmarken, 1. Abteilung: veröffentlichte Schriften 1914- 1970, Gesamtausgabe Band 9, Hrsg. Friedrich Willhelm von Herrmann, Vittorio Klostermann Frankfurt am Main, 1975. S. 158f
Entwurf und Überwurf sind keine Willkürakte des Daseins aus einem scheinbar neutralen, festen Raum, einem metaphysischen „fundamentum inconcussum“ (wie es auch Nietzsches Wille zur Macht als Weltdeutung sein kann). Es gibt kein jenseits des Entwurfs, weil er als Überwurf je schon das Dasein miteinbezogen hat. Wir werden in eine Sprachwelt unserer Eltern, in ihr Fleisch hineingeboren. Wir sind Kapitel einer Geschichte die wir, ob wir wollen oder nicht in unserem Lebenslauf mit jedem Schritt weitererzählen wie neuen Spuren in den Schnee. Weltbilden ist nicht machtvolles Aufprägen des Menschen als „Herr der Formen“ sondern ein geschehen Lassen, allerdings nicht passiv über sich hereinbrechen, sondern formen, gestaltend zusammenfließen lassend, Dämme öffnend, Linien flechtend, „komponierend“ im Sinne von „zusammenfügend“. „Aller Weltentwurf ist daher geworfener.“
Oa S. 175
Wir werden später kurz weiter auf diese Überwindung des klassisch-metaphysischen Menschenbildes, und ihren Zusammenhang mit der Überwindung des Stilfaschismus und der 3PT eingehen. Jetzt beschränken wir uns darauf, dass die Dichotomie: „reiner humanistischer Geist“ und Wille des „Herr der Formen“, der seinen subjektiven Stil, gegen eine amorphe, chaotischen, wirren Welt, mittels Gewalt aufzwingt, unhaltbar, oder zumindest alles andere als alternativlos ist.
Der Nominalismus ist ebenso wie der Universalismus abzulehnen. Der Indivudalismus und Relativismus ebenso wie Kollektivismus und dogmatischer Totalitarismus. Objekt und Subjekt sind nur zwei Seiten einer Missdeutung des menschlichen Daseins.
Der Objektivismus der Naturwissenschaft und der Subjektivismus der modernen Kunst, das Primat der statischen, rechnerischen, toten Wahrheit, und die willkürliche, hypersubjektive Beliebigkeit der Kunst gehen letztlich auf Rene Descartes Denkrevolution zurück. Sie zerschneiden eine ursprüngliche einheitliche Erfahrung, indem sie nicht nur unterschiedliche Bereiche thematisieren, sondern eine metaphysische Spaltung einleiten.
Aus dem Phänomen des „In der Welt sein“, das jeder von uns in seinem eigenen Dasein, das weder reiner Geist noch reine Materie ist, erfahren kann, wurde ein in reines, nacktes, subjektives Bewusstsein als „res cogitans“ und, tote, allgemeine, objektive, messbare Materie „res extensa“ gespalten. Jarhunderte der Vertiefung und Verstrickung waren nötig, das, über Rationalismus und Empirismus, Kantianismus und Idealismus, schließlich Nietzsches Zuspitzung des Problems möglich wurde.
Der Subjektivismus und Nominalismus bezieht hier Partei für das individuellle, „Konkrete“, das letztlich in der Tradition von Descards res cogitans steht.
Sprache und den Begriff werden als statische und systematische Deutungsformen prinzipiell als universalismusverdächtig betrachtet. Indem die Wahrheit und das System per se abgeleht werden, schiebt man die
diese Domäne und die Wissenschaftliche Herangehensweise selbst, den Universalisten, im positivistischen und utopisch-ideologischen Gewand zu. Das nominalisische, system und letztlich philosophiefeindliche Denken ist leider sehr tief in die rechten, intellektuellen Zusammenhänge eingedrungen. Es hat grauenhafte Konsequenzen und lähmt sie so, wie es Krisenkult und Gewaltfetisch im aktivistischen Lager tun.
Eine Unwilligkeit wirklich ernsthaft über Fragen zu debattieren, sich tiefer mit Stoffgebieten zu befassen, eigen Sichtweisen zu formulieren, und stattdessen matte Ausreden auf angeborene Charakterfragen, und das Primat des „Stils“ herrschen überall vor. Man fühlt sich allen Nachdenkern hämisch überlegen, weil man jede wissenschaftlich-weltanschauliche Beschäftigung für letztlich sinnlos hält. Hat man doch mit ein wenig Mohler, Jünger und Nietzsche das Weltenrätsel längst gelöst, den Bereich des Denkens längst vermessen und abgesteckt. Alles was ist, befindet sich in diesem, erkannten logischen Rahmen. Geht es doch am Ende nur darum einen gewissen Stil zu vertreten, eine gewisse Ästhetik auszudrücken, welche „die Ihrigen“ schon anzieht.
Gesundheit, Kraft, Wachstum Leben und Stärke werden zu Ersatzwerten für Wahrheit und Sinn. Sie prägen dann auch, als uneingestandener biologistischer Untergrund als, Agression, Sexualität und Militanz unverzichtbar den faschistischen Stil. In Mohlers Worten: „kalter Stil, rapid, funkelnd, großartig.“
Hier findet eine folgenschwere Verwechslung statt.
Kraft, Wachstum, Leben- all das existiert als Selbstzweck nur für den stillen Lebensdrang einer Pflanze. Das Menschliche Dasein ist niemals etwas bloß Gegebenes, das nach vorher festgelegten Prinzipien vor sich hin existiert. Der Mensch ist immer zuerst ein „Warum-Frager“, wie Martin Heidegger gegen alle anthropologischen Fixierungs- und Bestimmungsversuche klarmacht.
Ohne einen Lebenssinn, will und kann das menschliche Dasein nicht Leben. Es ist sich immer seiner Endlichkeit bewusst, es ist „Sein-zum-Tode“. Es erkennt, dass es auf einem zeitlich begrenzten Weg zwischen Geburt und Tod aufgespannt ist und fragt sich unerbittlich was Ziel und Sinn dieses Weges ist. (Sinn kommt vom ahd „sinan“ was „auf dem Wege hin“ bedeutet). Es ist sich selbst aufgegeben. Auch der Stilfaschist liefert mit seinem „heroischen Subjektivismus“ nur eine bestimmte Auslegung des Daseins, die ihm, in ihrer übertrieben Autonomie bzw. dem totalem Fatalismus nicht gerecht wird. (Maschke beschreibt nebenbei in seinem Text über den faschistischen Intellektuellen scharf dessen schwanken zwischen Übermachtsphantasie und manischem Rausch sowie, Ohnmachtsbestürzung und depressiver Ernüchterung, worin beide Aspekte sich ausdrücken)
Die Frage nach dem Sinn zielt auf Wahrheit ab und setzt in der Welt an. Der Mensch befragt die Umwelt, die Mitmenschen, die Tradition und sich selbst. Er versucht seine eigene Stellung in der Gemeinschaft und dem Kosmos zu ergründen. Erst wenn er eine befriedigende Antwort auf diese Frage, „Wer bin ich, Wohin gehe ich, und Woher komme ich“ gefunden hat kann er auch ja zum Leben, sowie dessen Verteidigung und Fortpflanzung sagen.
„Denn das Geheimnis des Menschenlebens liegt nicht im bloßen Dasein, sondern im Zweck des Daseins. Ohne eine feste Vorstellung davon, wozu er leben soll, wird der Mensch gar nicht leben wollen, und er wird sich eher vernichten, als daß er auf Erden leben bliebe (…)“
Fjodor Dostojewski, Der Großinquisitor
Das „Leben“ ist radikal dem Sinn untergeordnet. Es gibt gar kein „Leben“ an sich, das man aus Tieren, Planzen und Menschen abstrahieren könnte. Alle haben ihre je eigene Seinsweise. Zum menschlichen Dasein gehört die Frage nach dem Sinn von Sein
Dieser Sinn kann nicht von Naturwissenschaft und Co „produziert“ werden. Er geht über mathematische Formeln hinaus. Schiebt man aber die Wahrheit, die Frage nach Sinn und Inhalt, in einer verfahrenen „Lebensphilosophie“ dem Universalismus, der „bösen“ Allgemeinheit, und Abstraktion zu, dann gibt es kann sich kein Lebenssinn in der Welt und aus der Auseinandersetzung mit unseren Mitmenschen offenbaren. Jeder Sinn ist etwas, das wir uns selbst erfunden und in die Dinge hineingelegt haben und das damit eine „notwendige Lüge“ ist. Die Sinnstiftung wird ein Selbstbetrug, oder zumindest ein Massenbetrug, des heroischen Übermenschen, gegen die dummen Schafe, die eben ihre „Wahrheit“ brauchen. Nietzsches Schrift über „Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne“, ist das geheime Credo der neurechten Nominalisten. Seine Deklarationen: „Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind“ und noch deutlicher: „Die Falschheit eines Urteils ist uns noch kein Einwand gegen ein Urteil; darin klingt unsre neue Sprache vielleicht am fremdesten. Die Frage ist, wie weit es lebenfördernd, lebenerhaltend, [ist]“, sind Gebote ihres Glaubens.
Diese Weltsicht ist zutiefst nihilistisch. Sie gibt vor dem Leben, dem Volk und der Gesundheit zu dienen. Tatsächlich aber ist diese nominalistische, subjektivistische Sinnstiftung unmöglich und lebensfeindlich (im Sinne von daseinsfeindlich). In ihr lebt der ewige Weltzweifel des autonomen Subjekts, das sich allein als Herr der Wahrheit und der Form gelten lässt, als Zynismus fort. In ihm atmet letztlich ein liberalistischer Freiheitsgbegriff, der mit der „Tötung Gottes“ auch jede Idee von überindividuellen Werten, Endlichkeit„ Erbe, gewachsenen Gemeinschaften und Geworfenheit verwirft.
„Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst“, lautet das Credo. Wahrheit, dient letztlich nur der biologischen Daseinserhaltung. Menschliche Kultur und Religion, sind am Ende nichts wesentlich anderes als das Paarungsverhalten von Pfauen und die Hierarchie im Ameisenhaufen. Hier spielen der subjektivistische neurechte Nominalismus ala Mohler, Krebs und Co perfekt mit dem neurechten Biolgoismus ala Lorenz, Mac Donald, Rieger, etc. zusammen.
Die naturwissenschaftliche, evolutionäre „Wahrheit“ und der Darwinismus schlagen den dumpfen Trommeltakt zum Spektakel der biologisch notwendigen kulturellen Wahrheitsillusion. Arnold Gehlen spitzte diese Denkweise in seiner Anthropologie zu. Hier reproduziert die neue Rechte die Spaltung in objektives Datenmaterial der materiellen Welt und beliebige subjektive System- und Begriffsbildung.
Ihr Unterschied zum Liberalismus liegt lediglich darin, dass das Subjekt, das sich seine Wahrheit schafft nicht das liberale Individuum, sondern das Kollektivsubjekt in Gestalt von Kultur oder Volk ist. Die generelle Weltsicht, die Grundpfeiler des Denkens unterscheiden sich erschreckenderweise oft wenig.
Das Künstlerische, Schöpferische, also der Prozess des Stiften selbst wird ihm zum Lebenszentrum. Nicht aber enthüllt und beleuchtet die Kunst eine höhere Wahrheit. Sie schafft sie erst, ebenso wie die Sprache im nominalistischen Fehlschluss erst die Dinge und ihre Bedeutung „schafft“. Diese Haltung stiftet Unheil. Aus ihr wächst unumgänglich eine Zynische Ironie gegen jedes Ideal und jeden Idealisten. Er wird ihr zum Tölpel der an das, was ja doch von ihm oder anderen „erfunden“ wurde ernsthaft glaubt. Die persönlichen Tragödie dieses zynischen Realismus, der, wenn er mit Gewalt Sinn stiften will, zum „heroischen“ wird, ist, dass Sinn nichts ist, dass man sich einfach selbst geben kann.
Der faschistoide Intellektuelle affirmiert das mit einem pathetischen Gestus. Er wähnt sich der moralisch im Universalismus festhängenden Marxisten und Liberalen dadurch überlegen, dass er die versteckten Möglichkeiten dieser Beliebigkeit als einziger wirklich vollzieht. Er allein zieht die Konsequenzen aus dem radikalen Subjektivismus, er erfindet keine „universalistische Hinterwelt“, um den Kampf ums Dasein zu verschleiern. Er erkennt die „Wahrheit“, wonach die „jüdisch-christlichen, universalistische Moral“ mit ihrem Gott gestorben sei. Es ist Jüngers „Verrat des Lebens gegen den Geist“, den er als Rache gegen die Knechtung des Lebens durch den universalistischen Geist, zu Ende führen will.
Dabei führt er aber nur die Geschichte des Universalismus zu ihrem Ende- zur nihilistischen Selbstzerstörung.
Er tut dass indem er in der nackten Gewalt, den letzten „Wahrheitsbeweis“ im wogenden Heer der beliebigen Meinungen und Metaphern sieht, die sich Menschen und Völker selbst als mobilisierende „Sinne“ und „Myhten“ setzen. Er wähnt sich über den Universalismus erhaben, indem er auch diesen als eine beliebige Möglichkeit der Weltauslegung entlarvut und die verschämt, versteckte Brutalität hinter der pazifistischen Maske entlarvt. Er heißt sie aber gut und verlacht bloß den ihr Verbergenwollens, und die uneingestandende Schwäche.
Als dialektisches Gegenteil zur hellen, moralischen Seite des Universalismus, bejaht der nietzscheanische Willensmetaphysiker zynisch die Fratze hinter der Maske und bestätigt hohnlachend, dass letztlich tatsächlich nur Macht, Gewalt und Krieg die Garanten von Wahrheit, Wirksamkeit und Sieg sind. Brutalität und Mitleidslosigkeit werden in der Folge als Ideale gepriesen, jede Hemmung für sie und den sich mit ihnen entfaltenden Machtwillen, wird als auszumerzender Restbestand eines „Idealismus“ betrachtet. Im Gedicht von Ragnar Redbeard „might is right“, ist das beispielhaft ausgedrückt:
Might was right when Caesar bled
Upon the stones of Rome,
Might was right when Genghis led
His hordes over Danube’s foam,
And might was right when German troops
Poured down through Paris way,
It’s the gospel of the ancient world
And the logic of today.
(…)
The strong must ever rule the weak,
Is grim primordial law -
On earth’s broad racial threshing floor,
The meek are beaten straw -
Then ride to power o’er foemen’s necks
Let nothing bar your way:
If you are fit you’ll rule and reign,
Is the logic of today.
Might was right when Carthage flames
Lit up the punic foam -
And when the naked steel of Gaul
Weighed down the spoil of Rome;
And might was right when Richmond fell -
And at Thermopylae -
It’s the logic of the ancient world -
And the gospel of today.
Where pendant suns in millions swing,
Around this whirling earth,
It’s might, it’s force that holds the brakes,
And steers through death and birth:
Force governs all organic life,
Inspires all right and wrong.
It’s nature’s plan to weed-out man,
And test who are the strong.
Am Ende bleibt als letzter Maßstab für Wahrheit und „Geigerzähler für das Erhabene“ nur die reine abstrakte Todes- und Opferbereitschaft, mit ihrem ästhetischen Niederschlag im uniformierten Männerbund und dem Märtyrertod. Wie die Missdeutung des Amor Fati und der richtigen Tat um der Tat willen, wird hier aber völlig verkehrt, dass die Todesbereitschaft zwar immer jedes echtes Ideal begleitet, dieses jedoch niemals aus dem nichts schafft. Niemals kann über nackte Todessehnsucht, Terroristische Selbst- und Fremdopferung zynisch-machiavelllische Tötungsbereitschaft und nihilistischen Opferkult, ein transzendenter Lebenssinn hervorgesprengt werden. Dieses herostratische Denken endet vielmehr, samt Fantasieorden und Uniform in Breivikschen Massakern. Zwar kann das Blut des Märtyrers den Samen des Mythos gießen. Fehlt jedoch der Same bleibt nur eine Lache.
(( Dieser reine Relativismus und Machtpragmatismus tritt als echte Ideologie mit der französisch-königlichen Rechtslehre im verständlichen Gegensatz zum sakralen national-universalistischen Herrschaftsanspruch des hl. Röm Reichs dt. Nation auf und soll sich später im Nationalismus und Rechtspositivismus, z.B. über Machiavelli, Austin, etc. äußern.
Der Nationalismus ist, wie Heidegger erkannt hat, nichts anderes als die „Vergemeinschaftung“ des Subjektivismus, indem man seine Fehler und Widersprüche vom einzelnen auf das Volkssubjekt, von Gesellschaft und Markt auf die Ebene der Völker hebt.
„Weil man die Seinsfrage noch nicht begreift und damit auch nicht das Da-Sein, weil man dieses doch immer als „Subjekt“ nimmt, gelangt man zu den komischen Forderungen, das Einzelsubjekt (in Sein und Zeit) müßte jetzt durch das Volkssubjekt ersetzt werden. Die armen Tröpfe!“
Martin Heidegger, Besinnung, HGA 66, S. 144 ))
Der Stilfaschist schafft es aber nicht, aus der 3PT in ein neues Denken zu treten. Tatsächlich versteht auch er die Welt falsch und schablonenartig. Der Stilfaschist unterliegt einer permanenten Selbsttäuschung. Er meint, von der Komplexität der Frage nach der Wahrheit und ihrer Monopolisierung durch die universalistische Moral abgestoßen, es gäbe schlicht keine Wahrheit und das „Leben“, das Konkrete, Dynamische, Scheinhafte, der Stil würde über der Wahrheit stehen. Für diese Erkenntnis, die ihm aus einer bestimmten Facette des Weltphänomens einleuchtete, beansprucht er aber selbst Wahrheit. Ihm ist bewusst, dass die Erhaltung des Daseins einen Sinn,also etwas über und außer ihm braucht und setzt einfach die Erhaltung des Daseins selbst als einzigen Sinn. In der radikalen Ablehnung jeder echten Sinnsuche „außerhalb“ des Menschen, in seiner apodiktischen Behauptung dass die Welt ein ewiges Werden in der Domnäne des Willens zur Macht sei, hat er denselben Effekt, wie der Universalismus, der behauptet im Privatbesitz dieser Wahrheit zu sein. Alles wird entzaubert, entseelt und entkernt. Der Universalist tut das, selbstgerecht-fanatisch zu seinem Vorteil im Namen seiner Ideologie. Der relativistische Nominalist tut es, grimmig-zynischer im Namen eines allgemeinen Prinzips, dem er sich auch selbst unterwirft. Beide bieten jedoch eine typisch metaphysische, abgeschlossene Welterkenntnis an, die kein „Außerhalb“ mehr zulässt.
Die Wahrheit und die Erschlossenheit der Welt steht aber VOR der Behauptung es gäbe keine Wahrheit. Vor dem Bewusstsein um die ethokulturelle Verwurzelung, die Geschichtlichkeit, Sprachlichkeit und Veränderlichkeit von Wahrheiten steht die Erfahrung der Wahrheit als Erschlossenheit von Seiendem selbst. Was der Stilfaschist mit „Es gibt keine Wahrheit“ eigentlich meint ist, dass es auf der Ebene der Kulturen, der Sprache und der Kunst eine Vielfalt an Zugängen und Ausdrücken der Wahrheit (in seinen Augen Stilformen) gibt, während es im Bereich der Naturwissenschaft, der Mathematik und des Universalismus nur einen Wahrheit-Maßstab entsprechend ihrer methodologischen Festsetzung gibt.
Diese eine totale Wahrheit als Universalprinzip, lehnt er mit recht als lebensfeindlich ab. Im Bereich der Naturwissenschaft hat sie aber, auf ihrem begrenzten Platz, eine Berechtigung. Der Versuch des Universalismus unter Berufung auf die Wahrheit, Zentralismus und Einheitlichkeit auch auf der Ebene der Religionen, der Politik, der Völker und Kulturen und der Geschichte umzusetzen, ist nicht identisch mit der spezifischen Wahrheit wahrer Religion, wahrer Kunst und wahrer Kultur zu tun (die immer ethnokulturell verwurzelt ist).
Der Stilfaschist aber setzt, (wie Nietzsche den einen bestimmte Gottesauffassung mit Gott an sich) die universalistische Auffassung von Wahrheit mit Wahrheit an sich gleich. Nur weil die universalistischen Ideologien versuchten, die Welt gleich einer mathematischen Formel total aufzuklären und zu entschlüsseln verfällt er trotzig in ein radikales Gegenteil und sieht jedes systematische, tiefe Suchen und Fragen als sinnlos und ziellos an. Vieles was er sagt und denkt ist richtig. Dass die Welt nie aufgeht, dass man sie nehmen muss wie sie ist, dass man die eigene Endlichkeit bewusst annehmen und trotzdem handeln muss- all das sind richtige Aspekte, die er aber nicht wirklich durchdenkt und letztlich missdeutet.
Dabei maßt er sich aber mehr an als der ehrliche Wahrheitssucher. Während dieser die Frage ob es eine Wahrheit gibt die auch durch unterschiedliche kulturelle und sprachliche Fassungen vermittelt wird, ob dem Dasein eine Erfahrung und Beschreibung des Sein möglich ist, offen hält, und sogar noch die Möglicheit des rettenden Gottes nicht ausschließt, macht sich der Stilfaschist selbst zum Gott. Denn sein absolutes Wissen, um die Inexistenz von Wahrheit und des biologische Täuschungshcharakter jedes Werts beansprucht totale Wahrheit und Allwissenheit. Der Übermensch wird als Normensetzer zum Abzieh- und Zerrbild des christlichen Gottes. Genau wie bei Nietzsches Wille zur Macht gibt es in seinem radikalen Nominalismus „nichts außerdem“. Die Welt geht bei ihm, in seiner radikalen Ablehnung des „Universalismus“ als ewiges Werden pluraler Willensquanten eben doch restlos „auf“. Die Möglichkeit einer anderen Weltdeutung, die Möglichkeit eines Sinns außerhalb der Ich-Monade ist bei ihm radikal ausgeschlossen. Jedes Abweichen von der Welt als Wille zur Macht ist eine Privation die zum Willen zum Nichts führt. (Man könnte an der Stelle tiefer auf die Willensmetaphysik und das System Nietzsches eingehen, das alle Faschismen der 3PT inspiriert hat. Dazu ist die Auseinandersetzung Heideggers mit Nietzsche unerlässlich. Nietzsches Stellung in der Seinsgeschichte ist unvergleichlich und sein System, das das Wegprogramm der konservativen Revolution ist, muss, gerade in Verbindung mit Heideggers Denken, zum Wegprogramm eines neuen Aufbruchs gehören. Allein gehört das nicht in diesen Texte, weswegen auch bewusst auf das Vokabular Heideggers und eine fundamentalontologische Analyse Nietzsches verzichtet wurde)
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 3, S. 838–841.
Warum tut er es nicht? Warum stiftete Nietzsche keine neue Religion, wenn doch ein Glaube lebensteigernd wirken kann? Weil ihm mehr noch als das Leben und das Dasein, die eigene Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, die eigene Erkenntnis teuer und heilig ist. Er ist nicht bereit sich einen Gott als Gott zu „erfinden“, also letztlich das eigene subjektive Ich einem übergeordneten Sinn unterzuordnen. Eine antireligiöse, aufklärerische „Ehrlichkeit“ durchzieht den Nominalismus und Stilfaschismus bis ins Mark. Er will letztlich die Autonomie und Freiheit, die alleinige Selbstgesetzgebung des Subjekts gegen alle übergeordneten Ansprüche behalten- damit ist er zutiefst modern. Da wo das Menschliche, jenseits von Biologismus und Arterhaltung beginnt, beginnt für ihn der radikale Subjektivismus, dessen Wahrheit er so radikal verficht wie der Universalist die Wahrheit seiner Idee.
2. Ist der Stilfaschismus revolutionär?
Der „Faschistische Stil“, als philosophische Haltung ist nicht revolutionär und letztlich auch nicht wirklich antiuniversalistisch. Er akzeptiert die Wahrheitshegemonie der Naturwissenschaft und affirmiert eine subjektive Beliebigkeit in Kunst, Religion, Sprache und Kultur. Diese Beliebigkeit sieht er als letztlich Ausdruck des vielfältigen biologischen Lebens indem auch der Mensch vollends aufgeht. Wahrheit und Sinn sind notwendige Lügen und Illusionen die der Mensch sich selbst als Karotten vor den Karren hängen muss. Kultur, Sprache und Religion haben keinerlei echten Zugang zu einer Wirklichkeit. Das Subjekt schafft sich diese kulturellen Wirklichkeiten selbst ins Nichts- es ist Dichter seines Lebens. Die Dinge die sein Leben steigern erscheinen ihm als gut und schön und werden von ihm erst so geprägt. Der Mensch muss zum heroischen Nihilisten und Übermenschen werden und in einem „amor fati“ diese Subjektivität und Sinnlosigkeit als einzigen Sinn akzeptieren.
Hier sehen wir, so hart das klingt, eine zutiefst moderne, biedere und individualistische Weltsicht, die eng mit dem Liberalismus verwandt ist.
Die vorgestellte Unfähigkeit mit Sprache, Kunst und Kultur zur Wirklichkeit vorzudringen und die Welt wahrhaftig wahrzunehmen wird als radikaler Skeptizismus und Relativismus von Positivismus und Rationalismus übernommen.
Wahrheit wird als statische Beziehungsgröße zwischen toten Begriffen und Systemen und deiner objektiven Welt missverstanden und abgelehnt. Die gesamte Weltanschauungs und Lebensphilosophie, ala Bergson, Sorel, Parteo, Klages, Spengler (und über Umwege Spann) baut darauf auf und setzt dagegen auf blinde „Intuition“, diffuse „Lebendigkeit“ die zuletzt immer subjektiv bleibt. Alles Allgemeine, Ganzheitliche und Wahrhaftige wird aus der Welt ausgeblendet und in Bausch und Bogen verdammt. Am Ende dieser Weltsicht steht ein satanistisch-individualistischer Anarchismus, ein neoprimitiver, rousseauistischer Anarchosyndikalismus, oder ein national-subjektivistischer, völkischer oder etatistischer „Kampf ums Dasein“. All das sind nur lose Dämme vor der Welle des Nihilismus, welche sie alle davonfegt.
Sie sind nämlich nicht in einem echten Sinnsuche, die über das Dasein hinausgeht, verankert, sondern all ihre Werte führen unweigerlich auf das Individuum selbst zurück. Es sind Zirkelschlüsse die keinen Halt bieten. Es ist, wie Karl Löwith sagte, als würde sich ein Ertrinkender an den Wellen des Meeres festhalten wollen.…
Der nominalistische Stilfaschismus sieht die Wahrheit als künstlerisch-subjektivistischen Prozess. Er deutet dabei die Kunst als reine Projektion innermenschliche, subjektive Ideen auf die nackte objektive Außenwelt. So wie der Künstler beliebig eine Form aus dem klobigen Marmor schlägt, so formt sich der Mensch seine Wahrheitwelt und schneidet Begriff und System ins „Chaos“ der Umgebung. Kunst wird dabei zuletzt im modernen, wahrheitsunfähigen, „künstlich-subjektiven“ Sinne verstanden.
Weil die Wahrheit eine schöpferischer, subjektiver Setzung des Ichs ist, kommt es weniger auf ihren Inhalt als auf ihre Form und das „Wie“ an. Der Inhalt ist zuletzt belanglos. Wer ihm zuviel Bedeutung beimisst oder gar „Wahrheit“ für ihn beansprucht, vergisst, dass er allein Quelle seiner Begriffe, Kunst, Religion und Kultur ist. Er ist stolz weil er etwas wiederfindet das er selbst versteckt hat, wie Nietzsche in seinem Essay, „Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne“ bemerkt. Die Wahrheit liegt in Stil, Form, Gestalt und Haltung, weil sich in ihnen vor allem die Subjektive Freiheit des Einzelnen ausdrückt.
Nur „Moralisten“, sehen in ihrem Werk mehr als das Werk selbst. Die Tat wird vom Stilfaschisten um ihrer Selbst willen getan. Das hat nichts mit den Gedanken zu tun die sich in der Bhagavad Gîtâ, oder im Taoismus finden. Dort gilt es, das richtige, entsprechend der erfahrenen Wahrheit,also den Göttlichen Gesetzen, und der Tradition, zu tun, egal ob es persönlichen Nutzen bringt, und egal ob es erfolgsversprechend ist. Die Tat trägt als wahre und richtige Tat ihren Wert in sich. Sie ist vielleicht fruchtlos und nutzlos, aber niemals sinnlos und ziellos.
Beim Stilfaschisten wird aber das Ziel der Tat die Tat selbst. Sie hat nichts über sich und verweist nur auf den Täter zurück. Sie ist nicht Teil irgendeines Bezugsrahmens, der sie wahr und gut machen könnte, sondern schafft diesen Rahmen performativ selbst. Wahrheit wird eine reine „Performance“ also ein performative Tat, die sich durch ihre Wirkung und Dauerhaftigkeit legitimiert. „Wahr ist“, nach De Benoist „was sich in die Lage versetzt zu existiern und fortzudauern.“
Das „amor fati“ des nominalistischen Stilfaschismus ist also klar von dem eines Römischen Stoikers oder indischen Kshatriya unterschieden. Es ist subjektivistisch und nihilistisch. Es zwingt eine Welt zu lieben die dem Wesen des Daseins widerspricht und brandmarkt das Bewusstsein dieses Widerspruchs als Schwäche. Es sei „Mitleiden“ lebensfeindliche „Wahrhaftigkeit“, Weltflucht.“ „Angst vor der Wirklichkeit“ und zuletzt „Wille zum Nichts“. Stattdessen provoziert der Stilfaschist mit Verherrlichung des Krieges, des Sterbens an sich, und frei nach Nietzsche mit positiven Neubewertung von Begriffen wie „Schein“, „Lüge“, „Gewalt“, „Grausamkeit“ etc.
Aus der Sicht des Stilfaschismus spricht letztlich ein Resignation vor einem übermächtigen Fatum. Wie jeder Universalist, wird zuletzt das freie Dasein von seiner einheitlichen Weltdeutung, verdinglicht und „geschluckt“. Es hat zwar im subjektivistischen Sinnsetzen „Narrenfreiheit“, seine Schöpfungen verkommen zum reinen Ornament am determinierten Zeitenlauf. Es gibt keinen Sinn sondern nur mehr Haltungsnoten im freien Fall des Lebens.
Der Stilfaschist kann es nur mehr machtlos (aber dafür radikal „frei) „gestalten“ indem er eine bestimmte Haltung einnimmt „in Würde Schiffbruch begeht“- aber es ändern, ja in diesem determinierte Fatum, einer ewigen Wiederkehr, einen echten Sinn, eine Wahrheit die er nicht selbst erfunden hat, zu entdecken- das ist für den Stilfaschisten undenkbar. (Wir werden später sehen wie fatal sich diese Denken auf unser Lager politisch ausgewirkt hat.) Er sieht darin sofort eine feige Weltflucht, ja einen „Weltenhass“. Er verwechselt und vergleicht dabei in einem ungeheuerlichen und bedauernswerten Missverständnis, die antike Suche nach Wahrheit, nach dem Seienden in der Ganzheit und den modernen Universalismus. Dieser hält genau diese Suche für abgeschlossen und präsentiert ein fertiges, einseitiges Konzept, das gerade die umfassende Suche nach Wahrheit tötet und beendet. Der Stilfaschist akzeptiert diese Tötung indem er im „Tod Gottes“ den Tod jeder Wahrheit und jedes übersubjektiven Lebenssinnes sieht und ex post auf die gesamte bekannt Geschichte projiziert.
Er ist am Ende nur ein grimmiger Postmoderner, der die letzte Konsequenz des modernen „Tu was du willst“ gezogen hat. Alles was in ihm an konservativen Versatzstücken lebt, ob es ein katholischer Glaube, ein völkisches Denken, eine Bezug auf Europa, eine Liebe vergangener Stilformen ist- all das ist letztlich unverdaulicher Fremdkörper in seinem nominalistischen Stilfaschismus und wird von ihm mit in zynisch-melancholischen Dezisionismus als Wert gesetzt. Wir werden sein Verhältnis dazu später als „parasitär“ erkennen müssen. Als Dezisionistischer Christ, Heide, Konservativer und Völkischer begegnet uns der Stilfaschist in tausend Larven. Gerade eine, im Angesicht der Seinsvergessenheit eigentlich undenkbare, fraglose Hinnahme einer tradierten Wahrheit, die frei von Ringen und Fieber ist, sollte in uns den Verdacht wecken einem Stilfaschisten gegenüber zu stehen.
Wir wollen nun das über den Stilfaschismus und seine zugrundeliegende Philosophie angeführte, auf die rechtsintellektuellen Verhältnisse selbst anwenden um den Typus des Stilfaschisten herauszuarbeiten. Wir haben uns von der Kunst angenähert und bitten den Leser als roten Faden das falsche, wahrheit- und seinsvergessene Kunstverständnis der Moderne als Kern des Stilfaschismus im Hinterkopf zu behalten.
Der Künstler als autonomer Schöpfer seines Werks, (der im Grunde auch die Säkularisierung und Anthropologisierung des onto-theologischen Schöpfergottes ist, der alles ex nihilo schafft), wird zum Subjekt der stilfaschistischen Weltsicht. Er will dessen Freiheit und „Leben“ um jeden Preis erhalten und opfert dafür alle Wahrheit und jeden Sinn. Dies, das ist ihm dunkel bewusst, untergräbt jedes echte Dasein. Es ist, so vitalistisch es auch auftritt, lebensfeindlich. Es ist ein prometheischer, zuletzt aufklärerischer Stolz und die Rache an der humanistischer Kränkung, die den Stilfaschisten diesen Widerspruch „schlucken“ lässt.
- Weg in die Knechtschaft, S.200, Friedrich A. Hayek, 2014, Lau-Verlag München
Bei der Zerstörung dieser „künstlichen Solidarräume“ hat diese Denken in Form des Liberalismus sogar mehr geleistet als sein roter Zwilling, der Marxismus.
Ein vulgärer Nietzscheanismus und Anti-Egalitarismus ist also fester Bestandteil des liberalen Universalismus, was bereits zeigt, dass dieses Denken alleine revolutionär sein kann. Das trifft ebenso auf die faschistische Ästhetik zu wie sie von den Bewegungen der 3PT geprägt wurde.
Es ist vielmehr so wie Dugin sagt: der Stil des Faschismus ist als ästhetischer Splitter und in die Kulturindustrie der Postmoderne eingebunden. Ob als sadomasochistischer Fetisch, oder als Erkennungsmerkmal für den Filmbösewicht, das von bestimmten Genres übernommen und ironisch-überaffirimiert wird. Er hat seinen anerkannten, subkulturellen Schrein auf der Tempelanlage des hedonistischen Synkretismus. Die „Provokation“ die der faschistisch Stil, als bloße Äußerlichkeit erregt ist geduldet und ein beliebter Kitzel, solange es beim bloßen, subkulturellen Fetisch bleibt und kein politischer Anspruch damit verbunden wird. Der entkernte Stil an sich hat also keine revolutionäre Aussage. Er verweist immer nur auf einen Sinn, der letztlich mit seiner historischen Entstehung zusammenhängt. Es ist der Sinn der diejenigen anleitete, die ihn als Stil dazu kreierten. Ohne diesen Sinn ist der Stil nicht revolutuionär, sondern zahnlos.
Tatsächlich sind Stil und Aussage, Form und Inhalt nicht einfach trennbar. Der Kapitalismus hat dieses Unterfangen zwar bis zum Exzess vorangetrieben — das Design, die Präsentation, die Oberfläche und der Schein beherrschen totalitär die Warenwelt — unter ihrer bunten Decke gleicht sich alles aber immer weiter an. Umso extremer und wahnwitziger wird, vor allem in der Werbung die winzige Differenz aufgeblasen, werden sinnlose Hüllen und Ornamente erfunden um eine „Vielfalt“ und „Auswahl“ vorzugaukeln
Aber auch das nicht durchgestylte, das Krude, das Hässliche, das Stillose, das kantige, anstrengende und komplizierte hat sich nicht als revolutionäres Element gegen diese Herrschaft des einfachen, aalglatten, Massengeschmacks erwiesen. Es wurde im Gegenteil sofort vom Kapitalismus, als moderne Kunst in einer Nische eingemeindet und vermarktet.
Es spricht nämlich- in seiner Beliebigkeit, in seiner Totalen Abstraktion, und letztlich in seiner existenzialistischen Pose von der totalen unerklärbaren Selbstgenügsamkeit als „art pour l’art“, nur das nihilistische und subjektivistische Wesen des Zeitgeists aus. Es arbeitet ihm zu und dient ihm als Kolonisator, der letzten, unentdeckten Regionen der Tradition und des Tabus.
Das Provokante des Stilfaschismus, ist näher betrachtet nicht vielmehr als die Schockwirkung der modernen Kunst, mit der er ja wesentliche Elemente des Selbstverständnisses teilt. Die Überbetonung der Form und des Stil ist, sogar ein Kernelement des heute herrschenden, sinnentleerten Postmodere und der Kulturindustrie.
Ein Denken, dass nicht radikal nach dem Sinn sucht, dass offen und frei von Ironie einen Inhalt vertritt und für einen Sinn einsteht kann niemals revolutionär werden. Ein Denken, das nicht bereit ist, sich zu bekennen, dass in jedem noch so tollkühnen Einsatz ängstlich darauf bedacht ist, es nicht für eine Sache, sondern „aus privaten Willens- und Stilgründen“ getan zu haben, kann keine echte Bewegung begründen. Es ist notwendig apolitisch und findet sich in seiner Nische der Beliebigkeit und der reinen Geste zurecht.
Jeder echten revolutionären Kraft muss es aber radikal um die Fragen nach Sinn, Inhalt, Politik und Ideen gehen. Zuletzt gilt hier auch :Über Stil redet und denkt man nicht- man hat ihn einfach. Er dringt aus dem einer Haltung, einer organischem Bewegung, aus ihrer Auseinander Setzung mit der Gegenwart und den tradierten Ikonen Aufgabe hervor. ((Das Identitäre, authentische Daseins ist nicht stil- und kunstfeindlich wie es der ikonoklastische Universalismus tendenziell sein muss. Dieser bringt, wenn er sich aus politischer Notwendigkeit Stil geben muss auch Formen hervor, die viel unedler sind)). Eine fanatische Stilfixierung kennzeichnet oft einen stillosen Typus. Nur was man nicht hat, das sucht man. Nur was einen bedrängt über das redet man ständig.
2. Der Stilfaschist in seinem Milieu
In den erwähnten „faschistischen“ Tendenzen im Mainstream Ansatzpunkte für eine Radikalisierung des uniformen und ekstatischen Moments der Popkultur zu sehen, ist verfehlt. Dass diese Tendenzen bestehen ist ja gerade ein Anzeichen der Eingemeindung und Integration der faschistischen Ästhetik in die Moderne. Der faschistische Stil, wo er in der Welt des Liberalismus auftritt, ist kein revolutionärer Riss in ihrer Fassade, sondern nur ein weiteres groteskes Ornament.
Wir wollen uns nun jenen Elementen der modernen Unterhaltungskultur zuwenden, die bewusst einen Stilfaschismus vertreten und daher naheliegenderweise im Milieu des Stilfaschisten, beliebt und stilgebend sind.
Es geht vor allem um „faschistoide“ Elemente und Bezüge der schwarzen Szene wie sie bei Boyd Rice, Death in June, Laibach etc., pp. Auftreten. Im Neofolk kam in den letzten Jahrzehnten eine ganze Szene auf die ganz bewusst Bilder, Begriffe und Ideendes Stilfaschismus aufgriff.
Was sie vom klassischen Rechtsrock unterscheidet ist eben die Tatsache, dass sie sich nicht zu einer bestimmten konkreten, historischen Bewegungen der 3PT bekennen also keine „Faschisten“ oder „Nazis“ im engeren Wortsinn sind. Hier achtete die Szene auch scharf auf eine Abgrenzung. Sie beriefen sich vor allem auf die Denker der konservativen Revolution, auf anti-egalitärer, kulturpessimistische, und melancholisch-europäische Ideen, oder gebrauchten Symboliken der 3PT nur ironisch und augenzwinkernd, als „post-postmodernes Ding“ (für Insider). Auf diesen letzten Typen des Stilfaschisten und seine Erscheinungsformen wollen wir uns im folgenden beziehen.
In ihnen „Einfallstore“ zu sehen ist eine Illusion der nur „Rechtsextremismusexperten“ oder naive Szenengänger unterlagen — beides Typen die von echtem politischen Widerstand keinen blassen Schimmer hatten und haben. Diese Illusion, geht Hand in Hand mit dem Missverständnis von Metapolitik in der neuen Rechten.
Ihr Ziel ist es nicht einfach die gleiche Idee, in neue Stilformen zu gießen, die in verschiedenen Szenen Breitenwirkung erlangen. Ihre Erkenntnis ist die, dass vor jedem politisch-propagandistischen Krieg um Mehrheiten und Masse, ein kulturell-philosophischer Geisteskrieg um Ideen und Begriffe gewonnen werden muss. Der Stilfaschismus ist aber, aufgrund seiner blasierten Gleichgültigkeit gegen Sinn, Begriffe, Inhalt und Wahrheit, gerade dazu nicht in der Lage. Seine „Metapolitik“, in Form besagter „faschistoider“ Elemente beschränkte sich auf die Einreihung und Einfügung der faschistischen Ästhetik in eine Nische der neoromantischen Subkultur. (Womit gerade ihr identitäres Potential nicht aufegrifffen, geformt und politisch gebüdelt werden kann um das Overtonfenster zu verschieben.)
Der Grund warum gewisse Bands stellenweise Eingang in den Mainstream gefunden haben ((genau das ist es ja letztlich was den vorgeblich mainstreamhassenden Stilfetischisten am Ende fasziniert und begeistert. In Form z.B. von Connections zu „anerkannteren“ Musikern wie David Tibet. etc))
ist letztlich ihr reines „Spiel“ mit diesem Stil. Es ist ihre Verinnerlichung des Stilfaschismus selbst die all ihre Akte zu einer ironischen Rolle, einer bewussten Selbinszenierung macht, in typischerweise Inhalt, Sinn und Bedeutung fehlen. Ihr wahrer Ansatzpunkt, in unpolitische Kreise der Szene ist der ironische Bruch mit dem sie die faschistischen Formen, die Runen, die Uniformen, die Parolen und Philosophiefetzen, dem nach Kitzel suchenden gelangweilten, „romantischen“ Blooms, kredenzen.
Das, und dieses Verdikt muss man ehrlicherweise über das Gros der experimentellen und avantgardistischen Neofolk-Szene sprechen, ist nichts anderes als die postmoderne Eingemeindung der Faszination des Bösen. Ihr ironischer Bruch, ihre Übertreibung ist der Zwinger in dem die exotische Bestie der faschistischen Ästhetik gefahrlos bestaunbar und konsumierbar wird. Die Apolitik, die mit einem theatralischen (im schlimmsten Falle Evola vergewaltigenden) „Abscheu“ vor der Masse gerechtfertigt wird, ist aber nichts anderes als die eigene, innere Ideen- Mut und Antriebslosigkeit, die in der Postmoderne zur Volksseuche wird. Es ist die Feigheit sich auch zu den historischen Ideen zu bekennen, die mit den gebrauchten Stilformen, den Runen, Rutenbündeln und Uniformen eigentlich verbunden sind.
Warum verwendet er sie dann? Was fasziniert ihn daran so? Es ist die Suche nach dem Erlebnis, nach der Ekstase und dem Erhabenen, die den faschistischen, „heroischen Nihilisten“ antreibt. Der Stilfaschist wird ursprünglich von einer identitären Sehnsucht nach Bedeutung, Sinn und Transzendenz bewegt. Da es all das aber für ihn nicht gibt und geben kann, bleiben ihm nur die ikonischen Relikte geschlagener politischer Bewegungen, die genau das verkörperten. Er beginnnt diese Bilder zu „konsumieren“ es wird zur Sucht. Diese manische Sucht, zusammen mit seiner Ironischen Verachtung vor echtem Sinn und Gewissen sich stets in politischen Taten äußern will, ist das Dilemma des Stilfetischisten. Das Erhabene rächt sich an seinem Vergewaltigungsversuch indem es ausbleibt. Durch seine Jagd danach vertreibt er es unweigerlich. Rausch und Droge sind zumeist die verzweifelte Antwort auf dieses Ausbleiben.
Der echte Stil entzieht sich dem, der sich wort- und geistreich auf ihn bezieht, und den Sinn der ihn prägte nicht ernst nimmt. Sein Verhältnis zu den Stilformen die er verwendet bleibt notwendig parasitär.
(Wieder ist an Maschkes geniale Darstellung des Manisch-depressiven, an seine von temporären Aktivismusanfälle Grundstimmung der Sinnlosigkeitsdepression zu denken.)
3. Der Stilparasit
Der Stilfaschist ist letztlich künstlerisch impotent, wie die gesamte Moderne. Ihm fehlt ebenso der Bezug zum Heiligen, die Tiefe und der Ernst. Süffisant greift er die popkulturelle Beliebigkeit auf und vollstreckt sie in Form der faschistischen Provokation um die Empörten danach als Heuchler bloßzustellen. Panisch reagiert er jedoch vor jeder Zuordnung zu einer konkreten politischen Strömung oder Bewegung. Alles ist nur „Spiel“, „Kunst“ und „Metapher“.
Dabei wird ihm kaum bewusst, dass hier überhaupt kein neuer Stil hervorgebracht wird und wurde. Ebenso ist es keine echte Anknüpfung an einen alten Stil, wie es immerhin orthodoxe Marxisten und Nationalsozalisten noch von sich behaupten können. Er ist ein reines wandelndes Ziat.
Sein tun ist reines Parasitentum, ein Stilparasitismus. Man raubt sich Bildfetzen aus politischen Bewegungen zusammen, man erstarrt in Bewunderung vor der Ästhetik Riefenstals und Eisensteins, man ergötzt sich am Fetisch von Lack, Leder, Sturmriemen und Stiefeln, aber nimmt die dahinter stehenden Ideen nicht ernst.
Man lebt auf Kosten alter Ideale die man eigentlich verlacht und verachtet. Diese Ideale, ob marxistisch oder nationalsozialistisch haben erst in ihrer wahren und aufrichtigen Verfechtung diesen Stil, diese Typen und Symbole geschaffen. Das beschränkt sich aber nicht nur auf die Bands und Szenen die mit der Ästhetik der 2. und 3. politischen Theorie spielen.
Auch die gesamte Metal- und Mittelalterszene, die gesamte Fantasysubkultur, alle Schlachtenfilme, verhalten sich parasitär zu den Idealen, Helden und Bildern die sie besingen und zitieren.
Sie nehmen ihre Ideen nicht ernst, sie musealisieren das wofür gekämpft und gestorben wurde und steigern dafür den Pathos, die großen Wörter und Gesten ins geckenhafte. (Man höre sich, um ein Beispiel zu nennen, nur einmal die überbordenden, hyperpathetischen Schlachtgesänge einer beliebigen Viking-Metalband an und vergleiche sie mit der Lebenseinstellung ihrer durchschnittlichen Hörer.)
Ob Metalszene oder avantgardistischer Neofolk- alle beharren darauf, nur mit Begriffen „zu spielen“, und alles als „Freiheit der Kunst“ zu machen. (Nur die Lust zur Provokation ist bei letzterer Szene stärker, das Schielen auf den kommerziellen Erfolg schwächer ausgeprägt)
Stil und Inhalt sind niemals Trennbar. Es gibt kein Primat und keine Eigenständigkeit des Stils. Jeder echte Stil, jeder echte Typus wurde vom heißen und wahrhaftigen Glauben an einen Sinn und eine Idee hervorgebracht. Stilfaschisten können hingegen nichts anderes als parasitär in den Stilformen zu wühlen, die größere Männer als sie hervorgebracht haben. Sie verhalten sich dabei so wie die liberalen Hedonisten zur moralischen und ökonomischen Substanz ihrer konservativen Vorfahren, wie die ethnomasochistischen Selbstzerstörer zum jahrtausendealten Überlebenskampf ihrer Ahnen. Sie verdanken ihre Existenz nur anderen Werten und zerstören mit alle ihrem Tun letztlich deren Substanz.
Der permanente, ironische Bruch und das Primat einer ästhetizistischen Apolitik sind der Grund dafür warum man niemals auch nur den Hauch einer Wahrheit und Sinnhaftigkeit in der Welt finden kann. Die Welt existiert für sie nur als reines ästhetisches Phänomen , wie das Nietzsche erst keck-und fröhlich, später wahnsinnig und verzweifelt beschwor.
Der Stilfaschismus, der die Äußerlichkeit, die Form, in der Sich das Werk des autonomen Künstlers niederschlägt, verabsolutiert, ist letztlich eine Flucht vor der Frage nach Sinn, Wahrheit und Aufgabe. Diese Flucht äußert sich plastisch im Typus des faschistischen Intellektuellen der in unserer Zeit in Form der besagten eskapistischen Strömungen und Szenen auftritt.
Er will sich mit den Ideen, die z.B. hinter der als Fetisch gebrauchten NS-Symbolik stehen nicht wirklich auseinandersetzen. Weder will er sich zu ihnen bekennen, noch will er sich klar von ihnen distanzieren. Er hängt eben wie ein Parasit mit Hassliebe in ihnen fest. Das Schlimmste aber ist, dass er sie deshalb auch nie überwinden kann. Seine scheinbare Überlegenheit über ethische und allgemein philosophische Fragen, ist in Wahrheit eine Furcht davor sich wirklich mit Dingen auseinanderzusetzen und dabei die selbstherrliche Autonomie als Wertesetzer zu verlieren. Es ist die Furcht davor in den Spiegel zu sehen und die Züge des Nihilismus im eigenen Gesicht zu erkennen.
4. Die Apolitik des Stilfaschisten
Die Abscheu des Stilfaschisten vor allem offen politisch Bewegten, ist nicht nur Feigheit oder Antriebslosigkeit. Sie ist systematisch in seiner Weltsicht begründet. Am besten kann man das an der Biographie Ernst Jüngers beschreiben.Nicht aus Feigheit oder Zurückhaltung wurde Ernst Jünger, kein aktiver Nationalsozialist, sondern weil er eine innere Sperre zur Bekenntnis zu einer Ideen und Bewegung hatte. Darin drückt sich letztlich ein stilfaschistischer Mangel an Opferbereitschaft aus, Das klingt bei Jünger blasphemisch, fast wahnsinnig. Doch mit Opferbereitschaft ist eben nicht die Todesbereitschaft gemeint. Es ist die Bereitschaft das eigene, Subjekt, die Selbstherrlichkeit, einziger Auctor und Urheber, automoner „Dichter seines Lebens“ zu sein zu opfern und die Bereitschaft sich in als endliches Dasein in Gemeinschaft, Geworfenheit und in dem Zusammenspiel eines kosmischen Gevierts zu erkennen.
Jüngers Werk kann auch, vom afrikanische kolonialen Abenteuer, über den den Stoßtrupp-Kampf als inneres Erlebnis, der Inneren Emigration vom NS und endlich, dem antitotalitären Anarch und Partisanen als beeindruckender und atemberaubender Versuch gesehen werden, die Figur des autonomen, bürgerlichen Subjekts zu retten. Es ging ihm letztlich immer auch um das innere Erlebnis, das er an Grenzgängen bis zum Gipfel treiben wollte. Ist er mit den abertausenden Soldaten des Weltkrieges die sich nur mit Deutschland, ihren Familien und ihrer Heimat im Herzen in Todesgefahr begaben und starben gleichzusetzen? Wohl ebensowenig wie mit jene, die ohne jedes Ideal, und gegen ihren Willen in den Schützengräben starben. Jünger ging es um etwas gänzlich anderes. Es war eine persönliche Sinnsuche, die er, in Phasen seines Lebens unterschiedlich beantwortete. Seinem Stilfaschismus, einer aktivistischen Überwindung des Nihilismus, einem schöpferischen Nominalismus blieb er immer treu. Er ist ein Archteyp des Autors, der seine Erlebnisse bereits mit Sicht des Schriftstellers erfährt.
Auch bei Nietzsche geht es um die Rettung gewisser aristokratischer Werte vor dem anarchistisch-nihilistischen Potential der Moderne, das er gleichermaßen prophezeite und mitvollendete. Er sieht sich als Teil der Decadence die er überwinden will. Aber auch seine Versuche neue Werte und eine neuen Adel zu stiften, die später vom NS zu ihrer Kenntlichkeit entstellt wurden, endeten und begonnen im Subjekt und Willenswesen. (Dass er das metaphysische Verständnis des Individuums, samt Seele prä-freudianisch zerlegte, ist kein Widerspruch, sondern notwendige destruktive Vorarbeit zur späteren Neufassung des Menschen als Weg zum Übermenschen des Willens zur Macht.) Auch Nietzsche ist als Begründer oder Teilnehmer einer politischen Bewegung unvorstellbar. Im Denkschema des Stilfaschismus, der Bewegung und Politik, ebenso wie Wissenschaft und ernsthafte Wahrheitssuche als langweilig, geschmacklos und sinnlos erachtet, ist das ein Kompliment. Ist es das aus unserer Sicht auch? Anders gesagt: ist das ein Typus dem man nacheifern soll?
Beiden, Jünger und Nietzsche fehlte notwendig Bereitschaft sich, als autonomes, selbstbestimmtes und sich selbst definierendes Subjekt zu opfern, und einer echten Idee zu unterstellen. Jüngers “mangelnde” Opferbreitschaft in diesem Sinne, offenbarte sich vor allem in der Zwischenkriegszeit, als er den Schritt zum Kopf einer konservativ-revolutionären Bewegung „Neuer Nationalisten (ein Platz der einzig ihm zustand) nicht tat. Damals war der NS in seiner plumpen Endültigkeit lange noch nicht festgestellt. Es gab gerade in gebildeten und gesellschaftlich angesehenen Kreisen durchaus ein großes Potential für eine nationalrevolutionäre Massenbewegung, die eher der konservativen Revolution, eher Niekisch, Hielscher, Jung, George, etc. als der “Münchner Schule” (also dem Populismus, dem Revanchismus und völkisch-esoterischer Ariosophie) folgte, vorhanden. Jüngers Briefwechsel mit seinem Freund Alwers zeigt klar wie sehr er sich vor dieser fixen Rolle, die ihm seine ständige autonome Rollenveränderung unmöglich gemacht hätte sträubte. Jünger wollte keine politische Verantwortung, er war kein politischer Mensch. Seine Distanz zum NS ist auch aber zu einem geringeren Teil derselben Angst, seine Autonomie und Zentralsonnenstellung im Schauspiel seines eigenen Lebens zu verlieren geschuldet. Abseits von dem Schlachtfeld, auf dem heroisch-ästhetische Bewährung möglich war, blieb Jünger, auch nach dem 2. Weltkrieg politisch weitgehend inaktiv. Er war Schriftsteller vom Beruf. Und das war seine Berufung. Als Seismograph und Dichter Nietzsches schuf er genau jene wahre Kunst, die den Geist der Zeit in sich Aufnham. Doch Jünger ist kein Idealtyp des politischen Aktivisten oder Widerständlers, noch dem Denker, der sich einer großen philosophischen Aufgabe widment. Die Demut das eigene Werk und Wirken in den Dienst einer Gemeinschaft zu stellen und sich, mit alle verbundenen Risiken zu ihr zu bekennen, hinter dem eigenen Denken zurückzutreten, war nicht seine Sache (was an seiner Lebensleistung nichts schmälert). Zur Kritisieren sind hingegen jene Epigonene, die im ewigen Waldgang Jüngers Lebensweg, ohne seinem Schlachtenmut und seinen literarischen Großleitungen, nachgehen. „Wir werden alle nicht Ernst Jünger“, singt die Rockband „Susanne Blech“ mit Recht. Aber viele Jüngerfans werden Stilfaschisten.
Die Angst die sie in ein Leben als selbestbestimmter Autonomer Biograph ihrer selbst leitete, ist weniger die vor einer schlechten Reputation, oder der Gefahr für Leib und Leben, sollte man sich einer Bewegnug anschließen. Seine größte Sorge ist es das “Bild seines Lebens”, das er als autonomes, individuelles Kunstwerk schaffen will, in Gefahr zu bringen. Er hat wie Nietzsche Angst “falsch verstanden” zu werden. Was ist aus der Sicht gefährlicher als sich, wie Heidegger das tat, in eine geschichtliche Bewegung einzufügen, ohne zu wissen wohin sie genau führt? Sie verteidigen zu müssen, selbst wo sie fehlt mit ihr zu stehen und zu fallen und zuletzt, die eigene Biographie möglicherweise unheilbar zu beschädigen?
4.Wie der Stilfaschist unserer Bewegung schadet
Die Stilfaschisten wollen nicht im Hintergrund arbeiten und sie wollen sich nicht mühsam tiefes echtes Wissen aneignen. Die Wahrheit ist ihnen egal, gibt es ja ohnedies nur schöne Geschichte, die man erfunden hat um die Massen mitzureißen. Was mit den wenigsten Mitteln den meisten Effekt bringt wird von ihnen gelesen und verinnerlicht. Sie verfallen in der Regel in eine zynische Pragmatik die eher einem Marketingbüro zu Eigen ist, als einer idealistischen Bewegung. Wie beim „Stilparasit“ verunmöglicht der zynischer Zugang zu Idealen und Werte den echten Glauben an sie. In der Politik raubt der Zynismus dem Stilfaschisten jedes echte Empfinden von Liebe und Wut. Sein Tun ist absolut unauthentisch, solange es nicht darum geht, sich selbst zu inszenieren.
Da es keine echte Wahrheit gibt, für die man kämpft und denen man nachforschen kann, zählt nur mehr das Äußerliche und der Effekt auf die Masse. Der Maßstab wird, wie im modernen Kapitalismus, die Verkaufszahl und Rezeption eines Werks. Da es keine echten Werte gibt, deren Verwirklichung in sich erstrebenswert ist, egal ob man damit einer Wirkung erzielt, fällt Wert mit Wirkkraft und damit der Anerkennung durch die Masse zusammen. Man will Eindruck schinden, sich einen „Namen machen“ und eine Spur in der Geschichte hinterlassen, egal wie. Herostrates ist die wahre Ikone dieses Typus, des parasitären Stilfaschisten. Aktivismus eignet sich dafür weniger als Journalismus und Literatur
Auch heute im Umfeld der IB zeigt sich, dass der Berufstypus des Schriftstellers und „Poeten“ aufs Engste mit dem eitlen Selbstverwirklichungswahn des heroischen Willensmaxen verbunden ist. Ein ideenloser „Wille zum Werk“, der nur „Effekte“ erzielen will, aber inhaltlich nichts zu sagen hat, ist weit verbreitet. Ebenso ist eine infantile Geltungssucht, die gerade bei unserer „Generation von Einzelkindern“, die in der Regel von affenliebenden Müttern großgehätschelt wurde, ein nerviger Charaktertrend geworden. (( Unausgegorene, unverdaute und zusammengeklaute Gedankenbrocken werden mit markigen Titeln versehen, mit bunten Einbänden zusammengekleistert und auf den Markt geworfen. Peinlicher Nietzschejargon bei dem man sich nur wünscht mit dem „Phrasenmäher“ drüber fahren zu können, Facebook-Fanseiten, Biographische Übertreibungen und Selbstinszeniereungen begleiten die Tragikkomödie. Das Parasitäre dieses Typus wird darin verdoppelt, dass seine Erzeugnisse immer im Schatten kräuselnder Bugwellen schwimmen, die von den aktivistischen Strombrechern harter Arbeit erst geschaffen wurden. Doch eine Bewegung wie diese erträgt auch eine paar „Winschattenläufer“. Sie sind sogar Anzeichen für ihren Erfolg, so wie die Anfragen von „Vermögensberatern“ nach einem Lottiergewin, Anzeichen für den neuen Reichtum sind))
Der Stilfaschist ist nicht in der Lage und willens sich in eine Bewegung einzureihen sich klar und offen zu einem Philosophen zu bekennen und sich in dessen Tradition zu stellen. Er ist nicht in der Lage einen echten Denkprozess zu vollziehen, sich einzufügen und sich langsam und verdient hoch zu arbeiten. Er muss sofort der „Leiter und Führer“ sein, will sofort großen Reden schwingen. Bevor er noch eine Idee, ein Konzept oder Manuskript hat, hat er schon die Veröffentlichung seines „Werkes“ geplant.
((Während bei Jünger die überragende Begabung mit einem, in seiner spätphase reifenden, eigentlichen Einsicht ein großartiges Monumentalwerk schuf das seine Zeit seismographisch widerspiegelt, während Nietzsche, fernab von Ruhm, öffentlicherWahrnehmung im Stillen sein Werke erlitt (und einen notwendigen Denkschritt tat der in seiner Zeit wahrhaftig und unumgänglich war), ist der Parasitäre Nietzscheaner auch gegen seine Ikonen parasitär. Und allen, oben beschriebenen, okkzidentalen Endzeitdandies, eitlen Konstümfetischisten, saufenden, koksenden, elitistischen Szenegänger, die noch nie ein Flugblatt in der Hand hielten, oder auf einer Demo waren sei gesagt: „Ernst Jünger würde euch verachten.“ ))
Damit ist er und hier schließt sich der Kreis zum Selbstwiderspruch des faschistischen Intellektuellen, niemals in der Lage eine echtes Werk und eine echte Idee hervor zu bringen.
Ein echtes philosophisches Werk und eine echte Schule kann nur der hervorbringen, der vorher bereit war zu lernen und zu dienen. Der bei dem nicht ein inhaltsleere, stilverliebter, eitler „Wille zum Werk“ bereits das Nachdenken dominierte, der bereit ist auch geistig zu dienen, sich zuallererst in die Tradition Größerer zu stellen und „ad fontes“ zu gehen, nur der kann eines Tages vielleicht selbt Großes stiften. Er muss es aber nicht zwingend zum großen „Werk“ und großen Denker bringen: den bei ihm folgen Denkweg und Werke, einer echten Suche nach Wahrheit, einer verpflichtenden, gewissenhaften Sehnsucht. Sofern und solange dieser Typ in dem was er liest und sucht, nur Wahres findet hat er keinen Drang Eigenes zu verfassen. Allein dieses Pflichtgefühl gegen die Wahrheit, nicht eine eitle Selbstverwirklichungssucht, kann ihn einmal dazu bringen, sich gegen seine Lehrer und gegen eine Bewegung zu stellen. Die Worte Aristoteles klingen an: „Ich liebe Plato, doch mehr noch liebe ich die Wahrheit.“ Erst die Erkenntis von Fehler, oder das Fehlen von Überfälligem schafft in ihm den Drang zum eigenen Werk. Da für ihn die Gedanken eines andren keine „subjektiven Willensprodukte“ sind, sondern er bereit ist sich von ihnen etwas tatsächlich Neues und Wahres sagen zu lassen, ist für diesen Typ die Unterordnung unter einen klügeren, wahreren und besser formulierten Gedanken auch nicht die Unterwerfung unter eine adere Person. Er ist auch bereit nur Staffelträger einer Idee, Wegbereiter des Wissens und „befruchtendes“, statt schöpferisches Genie zu sein. Denn er weiß alle in einer gemeinsamen Welt, einem gleichen Schicksal auf der Suche nach der Wahrheit, die jenseits der universalistischen Lügen liegt.
Nur wer bereit war zu dienen kann herrschen. Nur wen keine Herrschsucht treibt, sollte auch herrschen. Aus dem Pflichtgefühl gegenüber der Wahrheit, das ihr selbst im Zustand ihrer totalen Verhüllung und ihres Entzugs treu bleiben muss, folgt auch unweigerlich die Tat, die immer und notwendig politisch ist, wenn sie mit der herrschenden Ideologie in Konflikt tritt. Aus der Tat um die sich eine Typus schart wird eine Bewegung, die im Kampf mit den Verhältnissen einen Stil gebiert, ihre Helden und Märtyrer findet. Am Anfang stehen aber eben nicht der Stil und die Todessehnsucht, sondern die Frage „Worum willen“ und „Wozu?“.
Auch ein reine herostratische Opfersehnsucht, der Wille um jeden Preis „Märtyrer“ für die Sache zu werden, ist ein seltener, aber existenter Ausdruck des Stilfaschismus. Disziplin und Gemeinschaftsgeist, Bereitschaft sich einzufügen, prinzipiell Autoritäten zu akzeptieren, zurück zu stecken und im Stillen zu arbeiten sind aber das wahre Herz jeder Bewegung, die einen Mythos trägt. In der Bewegung herrscht notwendig keine Gleichheit, da es in ihr, wie in jeder Gemeinschaft, Vorangehende und Folgende, Lehrende und Empfangende, Befehlende und Ausführende gibt. Alle sind sich aber gleich in ihrem gemeinsamen Bezug auf den Sinn und das Ideal der Bewegung.
Für den Stilfaschist ist diese hierarchische Gleichwertigkeit aber unmöglich. Ideen sind für ihn immer nur persönliche willkürliche Schöpfungen, sie riechen für ihn ununterdrückbar nach dem der sie geäußert hat. Es kann für ihn gar keine gemeinschaftlichen Werte geben, da ja letztlich immer nur ein Einzelner, ein Buch schreibt, eine Rede hält, eine Aktion leitet, Spitzenkandidat und Sprecher ist.
Eine Unterordnung unter ein Ideal ist für den Stilfaschisten automatisch die Unterordnung unter eine Person. Er kann das gar nicht trennen, weil er, wie wir gesehen haben ein subjektivistisch-autonomes, „künstlerisches“ Wahrheitsverständnis als „heroischer Subjektivismus“ zum Prinzip des Daseins macht. Ideen sind ihm ziemlich egal. Es geht ihm darum dass er sie SELBST gesetzt und geäußert hat, oder das sie in der öffentlichen Wahrnehmung zumindest ihm SELBST zugerechnet werden.
Eifersüchtig und ängstlich beäugt er die, die eigentlich seine Mitstreiter sind, ob ihm denn keiner die Show stehle, keiner „seine Ideen“ wegnehme. Wenn er doch mitmacht, ohne im Zentrum zu stehen, so tut er das nur ironisch gebrochen und verweist bei jeder Gelegenheit darauf, dass sein zentrales Interesse, sowie Gebiet seiner Selbstverwirklichung „eigentlich woanders“ läge. Er will und muss immer Zentralsonne sein. Die Bewegung ist für ihn nur denkbar, wenn sie sich um ihn dreht. All das ist weniger eine Charakterschwäche, als die notwendige Konsequemz aus dem Stilfaschismus, Ästhetizismus und heroischem Subjektivismus. Es ist ein epidemischer Typus, der wie der Griechische Menschentyp, einer spezifischen Metaphysik entspricht. Nicht umsonst zerbrachen fast alle eigenwilligen, rechtsintellektuellen, dandyesken Zirkel, solange sie sich nicht um einen überragenden Charismatiker drehten, in tausende Ein-Mann-Schulen. Was für den Bereich akademischer Arbeit, künstlerlischer-avantgarde Szene teilweise unumgänglich ist, ist als Typus eines politischen Lagers (und das sind die retchen Zusammenhänge ja) absolutes Gift. Der Typ der die Stilfaschistische Denkweise verinnerlicht hat und aus reiner Charkterstärke und Charakterschulung zum Dienst und zur Einordnung in eine Bewegung bereit ist strahlt um so stärker, als echt soldatischer, typisch Deutscher Mensch der reinen Pflicht. Doch dieser Typ ist selten…
5. Wie der Stilfaschismus der Ideenbildung schadet
Neben dieser metaphysisch begünstigten, persönlich-charakterlichen Mängel die beim aktivistischen Stilfaschist jede politische Bewegung vergiften und die der Stilfaschismus als Idee fördert und hervorruft, hat er auch eine lähmende Wirkung auf den Geist.
Am Anfang dieses Textes haben wir das Versagen der rechtsintellektuellen Kreise bei ihrer historischen Aufgabe, der aktiven Jugend eine neue Idee zu stiften angesprochen. Dieses Versagen ist auch systematisch im Stilfaschismus angelegt. Der rechtsintellektuelle Stilfaschist will gar keine echte Bewegung gründen. Ihm fehlt die Fähigkeit zum großen Wurf und zum echten Werk. Er schwelgt wie ein Schmetterlingssammler in seiner Bibliothek seltener Ausgaben und Memorabilia. Seinem Typus entspricht der Aphorismus und das Essay. Aufsatzsammlungen, Neuausgaben, Repliken, Kritiken und Monographien sind seine bevorzugten literarischen Werke, mit denen er sich wie Efeu um die Säulen der rechten Ideengeschichte rankt. Er misstraut den großen Entwürfen. Nominalismus und Ästhetizismus sind für ihn eine Ausrede für ironische Distanz. Ganzheitlichkeit und Tiefe überlässt er somit der Fraktion der konservativen Traditionalisten, die aber gerade auch zur Aufabge einen neuen Geist, eine neue Idee und einen neuen Stil zu ergründen nicht gewillt und in der Lage sind.
Er gefällt sich oft in einer Rolle des Leuchturmwächtes, des Archivars und Bewahrers, der auf „bessere Zeiten“ hofft, in denen die Jugend und das Volk „reif“ für seine Ideen werden. Das Dumme ist nur, dass er keine Ideen hat. Er hat keine echten zündenden Gedanken, keinen Plan, keinen Aufruf, den er an eine Masse richten könnte, selbst wenn sie sich vor seinem Balkon versammeln würde.
Er hat auch keinerlei echtes Interesse für Metapolitik und revolutionäre Strategie. All das erscheint ihm als illusorisch und unwichtig.Der Gedanke, die Essenz des Denkens seiner Kreise in einer Heerschau der Ideen umfassend zusammenzuführen, den Feind zu orten, zu analysieren und in einem geistigen Befreiungsschlag zu widerlegen, die Lage zu bestimmen, die entscheidenden Fragen neu zu stellen, ein politisches Ziel zu formulieren und einen strategischen Weg dorthin zu finden und schließlich all das in eine verständliche und plastische Begriffsform zu schmieden- kurz eine echte Schule zu gründen — dieser Gedanke kommt ihm gar nicht.
Er kann ihm nicht kommen. Denn er glaubt ja gar nicht daran, dass es irgendwelche Fragen gibt, das es eine echte Neuformulierung eine echte Überwindung des Denkens im Rechten Lager braucht.
Er ist mit dem Stilfaschismus einigermaßen zufrieden, hat vor lauter Lektüre längst den Überblick zwischen den Bücherstapel verloren. Revolutionären Geist hat er nie gehabt, sonst wäre er nicht wo er ist. Seinem Verstand fehlen alle scharfen Eckzähne, ihm fehlt jeder echte Innere Zug und Formwille, er ist geistig impotent. Seit Jahrzehnten ist der rechtsintellektuellen Szene kein großer Wurf gelungen, ist kein echter neuer Begriff oder Stil geprägt worden
Pardoxerweise vertritt ein Großteil gleichzeitig die Ideologie des Stilfaschismus, wonach es nur auf die Prägung und Eroberung von Begriffen, die Schaffung mitreißender Stilformen, die Entfachung von Provokationen und Erschütterung des Systems ankäme.
Sie glauben aber nicht an die Wahrheit. Ihnen fehlt der brennende Glaube, mit ihrer Weltanschauung wirklich, eine Überwindung der ideolgischen Fehlschläge de 20.Jh, wirklich eine Versöhnung der aufgrissenen Spaltungen und wirklich etwas Neues zu erreichen.
Sie bekennen sich nicht klar zu einer der System der 3PT, aber sie distanzieren sich auch nicht klar. Sie hängen in einem Niemandsland, einer Zwischensphäre, die sich ideal für den „kritischen“ „vergleichenden“ Blick, fürs Archivaren- und Verlegertum eignet, aber in der niemals ein echter Glauben wachsen kann. Der Stilfaschismus und seine tausendfach wiederholtes, nominalistisches Credo ist mitschuld an diesem Zustand.
Was beim BaBo-Nazis die Verhärtung und Fixierung auf eine bestimmte Ideologie der 3PT ist, ist beim Stilfaschisten das Verharren im Stilfaschismus als abstrakte Essenz aller Ideologien der 3PT. Er hat damit, wie der BaBo letztlich die Vision einer echten Eroberung der Metapolitik längst aufgegeben. Er glaubt gar nicht mehr daran, dass man mit dem richtigen Werk, den richtigen Gedanken, Gefühlen und Bildern die verkrustete linke Hegemonie aufreißen könnte. Er glaubt gar nicht, dass im Bereich der „rechten“ Ideengeschichte, noch irgendetwas neues Möglich sei, dass keine Variation des Vorhandenen ist. Es gibt mit ihm keine Weiterentwicklung.
Der Stilfaschismus flüstert ihm ein, dass letztlich alles nur eine Frage des Charakters und des Stils und eine ewige Wiederkehr des Gleichen sei. Wie der BaBo die immer gleichen Ideen in andere Formen packt und schließlich im Ghettodenken resigniert, so sieht der Stilfaschist, alle alle „rechten“ Autoren letztlich als Ausdrucksformen eines einzigen Denkens. Er sieht es als „Gefühl“, als „Charakterfrage“, die „angeboren“ ist. Interne Debatten sind weitgehend sinnlos und schädlich, weil sowieso alles „irgendwie“ Ausdrücke eines rechten Denkens sind. Jeder Versuch Massen mit einer neuen, schlagenden Botschaft zu gewinnen, mit einer neuartigen Idee, auch auf die linken Intellektuellen einzuwirken, wird damit unmöglich.
Da es keine echte Wahrheit gibt, geht es letztlich nur um Macht. „Vae vicits“
Der Krieg ist verloren, die Linken sind an der Macht, und die Rechten in der ewigen Rolle des frustrierten Belagerers. Diese Rolle wirkt sich auch auf den Geist negativ und zerstreuend aus. Ein echter strategisch, revolutionärer Geist, ein echter Wille zum Werk, der von einer tiefen Suche nach Wahrheit, von einer echten Kenntnis der Geistesgeschichte geleitet ist fehlt.
Es fehlt auch einfach eine Form des Vertrauens, des Selbstbewusstsein, des Wissens, dass wir „die Guten“ sind, dass wir uns vor Fragen der Wahrheit, der Moral, der Ganzheit nicht verstecken brauchen. Stattdessen herrscht ein schnippischer, Amoralismus, ein sich-gefallen in der Rolle des reinen Provokateurs und Kritikers, die vom Bewusstsein des BaBos gar nicht weit entfernt ist.
Konkret wird der intellektuelle Stilfaschist damit unfähig zur echten Schaffung einer neuen Ideen, zur echten neuen Frage nach der Wahrheit und dem Sinn und zur echten Überwindung der 3PT. Der Stilfaschismus verbietet die Frage nach Inhalt und Wahrheit und findet sich mit dem subjektivistischen, rein künstlerisch ästhetischen Zugang zur Welt ab. Damit wird auch der Zirkel der Stilfaschisten zu einem Dandy-Club, indem weltanschauliche Debatten, oder gar der Anspruch eine einheitliche Lehre und Strategie zu schmieden als anrüchig und gefährlich gelten. Es hat den Charakter einer Szene, eins beliebigen Debattierclubs indem jede Stoßkraft fehlt.
((Es ist auch unerlässlich hier einige Einzelpersonen aus dieser Kritik auszunehmen. Im Bereich des Neofolks gibt es großartige Gruppen und Projekte, die von einer echt identitären Sehnsucht getragen sind und teils ein echte politisches Verantwortungsgefühl haben. Bezeichnenderweise werden gerade sie von vielen Szenegurus als „peinlich“, „naiv“ oder gar „bedenklich“ verlacht.
Im Lager der neurechten Zusammenhänge stechen einzelne Persönlichkeiten wie Götz Kubitschek hervor, der, gegen alle Widerstände, trotz einem totalen Fehlen an erfahrendem Personal, aktivistischer Tradition, ständig, von einem Pflichtbewusstsein und Gewissen getrieben, die Aktion wagte und auch uns und den Funken nachhaltig geprägt und begeistert hat.
Im Bereich der stilfaschistischen, eitlen Autorenwahns wissen die Bezeichneten wohl am besten selbst, wer gemeint ist. Diejenigen, die trotz umfangreichster Lektüre, trotz echter stilistischer Begabung und tiefer Gedanken, lange damit gezögert haben sich an Werke zu wagen, die in ihren Büchern in die Tiefe gegangen sind oder das gerade tun, sind damit dezitiert nicht gemeint. Überhaupt verdient natürlich auch die Tätigkeit des Archivars eine Wertschätzung- das Vergessen und der Traditionsabbruch wären noch schlimmer. Aber über all dem steht eben mahnend die geschichtliche Aufgabe des rechtsintellektuellen Lagers, die bisher verfehlt wurde. Zwar kann man im besten Fall den zynischen Stilfaschismus eine Art „Feuerlohe“ und Schwertprobe zur Aussonderung von Phasendreschern, Universalisten und Pseudopropheten betrachten. Doch damit werden sie nur zu Wegmarken und Abschnitten, zu regulativen Elementen, was letztlich ihrer radikalen Kritik gleichkommt.)))
Es fehlt die heiße brennende Überzeugung eine echte Aufgabe zu haben, auf der Suche nach einer Wahrheit und einem tieferen Sinn zu sein. Es fehlt der Glaube daran, wenn diese Wahrheit erst gefunden ist, wenn sie sich erst gezeigt hat, mit ihr die Masse, auch die Gegner mitreißen zu können- einfach weil sie im Recht ist.
Wo der BaBo aus Mangel an Strategie und Taktik nur in der Gewalt das mögliche Mittel zur politischen Macht sieht, verfällt der Stilfaschist aus Mangel an Glauben an Wahrheit und Sinn ebenso auf die „mediale Macht“ als dauernde Ausrede für sein Versagen. Wie der Krisenkult und der Gewaltfetisch der BaBos so hat auch der Stilfaschist jeden Glauben an eine neue siegreiche Idee und Bewegung verloren. Er will anders als dieser keine „reine Lehre“ sondern ein Konvolut an Gedanken der „Rechten“ bewahren bis „die Zeit reif“ ist. Funkenleser sufzen bei dieser Krisenkultrethorik auf. Die Zeit wird nicht „reifer“- nur wir werden weniger, schwächer und älter und die anderen mehr. Der Stilfaschist aber hat keine echten Plan, kein echte Ziel. Warum auch? Geht es ja nur um „Gesten“, „Formen“ „Stil- und Charakterfragen“. Wie beim BaBO der NS so wird beim Stilfaschist der Wille zur Macht zum ewigen Naturgesetz, dass immer nur neue Ausdrücke, Gestalten und Fassungen finden kann. Zentrum dieses Gesetzes ist er je selbst.
Er ist „Herr der Formen“ und hat die Welt durchschaut. Er ist Archivar der großen, rechten Geister und Verwalter eines geistigen Potentials das ohnehin „allen überlegen“ ist. Es fehlt nur an medialer Macht, an Verbreitungsmöglichkeit und Streugung um sie unters Volk zu bringen. Aber dafür ist „die Zeit noch nicht reif“ So klingt das Lamento viele intellektueller Rechter. Unsinn!
Wir sind Zwerge auf Rücken von Riesen, und auch die sind schon altersschwach. Fast alle „Größen“ der rechten Zusammenhänge sind bereits überholt, lieferten nur Teilaspekte, oder sind in der 3PT verfangen. Was wir brauchen ist ein geistiger Neuaufbruch, der auf nichts weniger als auf die Wahrheit abzielt. Unser Standpunkt und unser Anspruch darf dabei nichts anderes sein als die Wahrheit – jenseits von universalistischer Anmaßung und positivistischer Idiotie. Sie soll nicht nur gesucht werden um sie als Instrument für ein politisches Ziel einzusetzen. Das rein instrumentelle Denken der Willensmetaphysik ist dagegen das erste Hindernis das fallen muss, um sich auf die Suche nach Wahrheit zu machen.
6.Identitärer Idealist vs. Stilfaschist
Die Identitäre Idee, die in der Tradition der neuen Rechten und der Konservativen Revolution steht aber über sie hinaus gehen muss, die an einer 4. politischen Theorie arbeitet, sich gegen Universalismus und Relativismus gleichermaßen richtet und die 3 politischen Theorien der Moderne insgesamt überwinden will, ist die einzige echte revolutionäre Kraft im Status quo der liberalen Postmoderne.
Sie ist, das wurde hier bereits klar dargelegt, revolutionär gegen die herrschende Ideologie, nicht aber gegen Ordnung, Hierarchie und Staatlichkeit an sich. Sie geht ad fontes. Sie geht an die Wurzeln. Wie kaum eine Bewegung zuvor in den rechten Zusammenhängen vereint sie weltanschauliche Tiefe und aktivistische Erfahrung. Die identitäre Bewegung ist nichts anderes als die politische Tat dir sich aus einer gründlichen und umfassenden Betrachtung der Gegenwart, sowie der Geistesgeschichte, zwingend ergibt. Sie ist ganzheitlich. Sie ist kritisch. Sie ist konstruktiv. Sie ist nicht zynisch aber auch nicht fanatisch verkrampft. Sie ist ernst und tief aber nicht sektiererisch und unstrategisch. Sie beansprucht Wahrheit für sich.
Ihr Stilbruch mit dem NS und Faschismus und das, derzeit noch immer andauernde, teils postmoderne Flimmern zwischen verschiedenen Stilzitaten, ist kein „neuer Schlauch“ für alte Weine. Es ist die notwendige Folge einer inneren Auseinandersetzung mit dem NS, der dritten politischen Theorie und ihrer zugrundeliegenden Philosophie. Die Identitären haben ihren Stil noch nicht gefunden aber sie suchen ihn. Die radikale Abgrenzung, der Alleinvertretungsanspruch sind nichts anderes als das Bewusstsein, dass es bisher nirgends auch nur den Funken einer Hoffnung für unsere Sache gab. Warum sich an Verlierer anschließen? Gerade in der Eigenständigkeit und im Anspruch der Identitären besteht die letzte Hoffnung für Europa überhaupt. In ihrem radikalen Anspruch etwas Neues zu sein, in ihrer teils fieberhaften Verteidigung dieser inneren Deutungshoheit allein schlummert die Möglichkeit auf eine echte Wende. Die Reinheit der dieser Idee ist das leere Gefäß, das abstelles eines Fetischs im Zentrum steht und in dem allein Raum, Luft und Erde für einen lichtenden Blitz, einen Samen, oder einen rettenden Gott ist. Auch jenseits des Pathos muss es jedem klar sein: Die radikale Unbestimmtheit und Unausgedeutetheit einer Identitären Idee und Symbolik ist derzeit der einzige Raum, indem sich eine neuartige und unbelastete Bewegung sammeln kann, die zu einer neuen Lagebeurteilung und Strategie imstande wäre. Die Identitätsbewegung ermöglicht tausenden, jenseits historischer Komplexe, freier und klarer als zuvor, das zu äußern was sie bewegt. In der Identitären Idee öffnet sich mit der echten und von allen metaphysischen Irrtümern und universalistischen Wahnideen befreite Wahrheitssuche erstmals wieder ein Fenster für das unerwartete, Geheimnisvolle und Mystische, das Sein, das immer geduldig an den Grenzen unserer Weltbilder auf einen neuen sinnstiftenden Einbruch wartet.
Damit unterscheiden Identitäre sich radikal von den oben beschriebenen Stilparasiten, die den NS-Stil nicht annehmen wollen, aber auch nicht von ihm loskommen. Sie treibt eine ernste Suche, eine existenzielle Not an, die auch die unserer Ahnen war. Sie erkennen den NS und den Faschismus als zeitgebunden Antwort darauf, nehmen sie ernst, werden ihr, wie Nolte forderte „gerecht“ aber verwerfen sie und stellen sich nicht in ihre Tradition. Nur weil der Identitäre diese Ideen ernst nimmt und nur weil der Identitäre wenn er keine Identitätsbewegung gäbe, womöglich in einer nationalistischen Bewegungen eine Front für seinen Drang zur Tat finden würde – allein deshalb hat er als erste aktive, revolutionäre,nicht universalistische Kraft den 2. Weltkrieg und den NS radikal und bewusst überwunden.
Und genau das (nicht die Ergründung einer neuen Weltanschauung und eines neuen Stils- hier ist man noch nicht einmal am Anfang) ist das Verdienst auf das Identitäre tatsächlich stolz sein können. Sie sind sich aber stets bewusst, dass ihre Idee nur deshalb und dadurch lebt, dass sie KEINE „Erfindung“ keine subjektiver Entwurf ins chaotische Nichts, keine reiner „nationaler Egoismus“ ist. Sie ist eine ganzheitliche Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Wesen des Daseins, und dem Sein. Eine Antwort darauf kann niemals unser eigener „Verdienst“ sein. Wir sind in diese Aufgaben hineingeboren, in uns fließen tausende Erfahrungen, Einflüsse, Traditionen, Fragen und Problemstellungen zusammen. Keine Einzelperson ist als „Erfinder“ ausmachbar. Was wir sind, sind wir niemals nur durch uns selbst. All unsere Kritik an vergangenen Denkern, Bewegungen und Strömungen istnie so gemeint, als dass wir es hätten „besser“ machen könnten. Wenn die Identitäre Bewegung nicht dem Wahn des Stilfaschismus verfällt, wird ihr immer dankbar bewusst bleib, welche Denker und Gedanken-Bewahrer ihnen diesen Schritt ermöglicht haben.
In sich ist die identitäre Bewegung damit die totale Antithese zum Stilfaschismus des parasitären Intellektuellen. Dieser hat als „Kopf“ des rechten Flügels, ganze Jahrzehnte vertändelt und verstreichen lassen, die uns jetzt fehlen. Während man die ungebildete, patriotische Jugend verächtlich im Morast eine subkulturellen NS-Szene verelenden ließ, statt ihr eine geistige Alternative zu geben, erging man sich in intellektualistischer Beliebigkeit, archivarischer Tätigkeit, detailverliebter, erbsendzählender Wissenschaftlichkeit, oder plumper, nominalistischer Eitelkeit.
Letztlich, und das ist sein Hauptfehler, drückte er sich vor der großen Aufgabe eine neue Idee, eine neue Wahrheit und damit einen neuen Stil zu ergründen, indem er, unbedacht und frei nach Nietzsche die Wahrheitsfrage abgehakt hatte. Die Äußerliche, akademische Biederkeit der neurechts-stilfaschistichen Zirkel war inwendig meist mit bierseliger NS, oder Faschismus-Nostalgie druchwirkt, die es ihnen erst recht verunmöglichte hier einen klaren Bruch erreichen.
Einen Bruch der, wohlgemerkt, nicht aus taktischen Gründen, alte Ideen mit einem neuen Stil überklebt, sondern tatsächlich ein Ausbruch aus der Matrix der Moderne und des Universalismus, der Metaphysik und des Humanismus ist, dem auch die 3. politische Theorie angehört. (Dazu haben wir an anderer Stelle ausführlich geschrieben und werden das auch weiter tun)
Dabei war der zu beschreitende Denkweg, der, weil er in geistiges Neuland führte, auch einen neuen Stil und neue Taten bringen würde (und das gerade tut) vor allem durch Martin Heidegger, Alain de Benoist und viele andere längst vorgezeichnet.
Weniger Feigheit, Faulheit und Egozentrik, vielmehr das Snydrom des Stilfaschismus hinderte viel zu viele diesen mühsamen Weg auf sich zu nehmen, den NS ernst zu nehmen, sich ihm zu unterwerfen oder ihn zu verwerfen. Eine Bewegung die sich nicht ins Post-45 Potpourri der rechten Zeitschriften, Meinungen, Subkulturen und Szenen einreiht (durch die im Grunde nur die Verfolgung durch den Staat eine scharfe Grenze zwischen „rechtsintellektuell“ versus „rechtsextrem“ zieht), sondern aufs Ganze zielt, die nicht vorgibt die Wahrheit gepachtet zu haben, aber ehrlich und eindringlicher als andere wieder zu ihrer Suche aufruft.
Die identitäre Bewegung bloß als „neuen Stil“ für das „Immergleiche Nazi-Nationalismus-Rechtsextremismus Ding“ zu sehen ist ein Fehler den nicht nur unsere Gegner sondern auch viele Sympathisanten begehen.
Gerade die erwähnten parasitären Intellektuellen, die etablierten Bierkellernazis und apolitischen Szenegänger, die in ihrem Leben niemals wirklich in die Tradition einer Idee gestellt hatten, wollen und können an die Ernsthaftigkeit des identitären Aufbruchs nicht glauben.
Bis zum letzten Moment und resistent gegen jedes Argument halten sie die Bewegung nur für eine geschickte Maske, weil ja auch zum Teil „die üblichen Verdächtigen“ dabei sind. Dass Menschen sich ändern können und ernsthaft nach einem richtigen Weg suchen ist ihnen ebensowenig einsichtig wie marxistischen Verhetzern und „Gegen-Rechts“ Profis. Spätestens dann wenn sie z.B. beim besoffenen Abhitlern, von Veranstaltungen verwiesen werden, auch wenn keine Journlisten, oder Fotografen anwesend sind, wird ihnen das aber mit offenem Mund klar und ihre joviale Szenesympathie wandelt sich in Hass, falls sie nicht in der Lage sind den radikalen Anspruch nachzuvollziehen und mitzugehen.
Ja gerade weil viele von uns Erfahrungen in verschiedenen nationalen Bewegungen gesammelt haben, ist es uns erst möglich weiter zu gehen. Wir sehen im NS und im historischen Faschismus, ebenso wie im Marxismus eben nicht nur einen „Stil“, und lehnen sie auch nicht nur aus „gutem Geschmack“ ab, wie so mancher Stilfaschist. Wir sehen in ihnen Ideen und ernste Versuche aus dem Nihilismus der Moderne, auf den Tod Gottes eine Antwort zu finden. Wir nehmen sie als solche ernst, aber wir erkennen, dass sie diesen Anspruch nicht erfüllen können. Auch der Liberalismus kann das nicht, wobei bei diesem auch schon die Stillosigkeit allein schreiend ist.
Den Stilfaschisten sagen wir ins Gesicht: Return your Style into Revolt!
Revolte nicht im Sinne eines pubertär-aktivistischen Militenzfetisch, sondern als revolutionäres Bewusstsein gegen die herrschende Ideologie, das uns zur überlegten und sinnvollen politischen Tat ruft. Wir wollen nicht nur „provozieren“ unsere Aktionen sollen nicht, gleich Kunstaktionen verstörend „für sich selbst“ stehen. Das ist das falsche, subjektivistische und wahrheitslose Kunstverständnis, das der Stilfaschismus zum Prinzip der Wirklichkeit macht.
Genau wie die wahre Kunst, das Wesen der Welt offenbar, sich erst zwischen Künstler und Gemeinschaft, gespeist von Tradition und Kultur entfaltet, so richten sich unsere politischen Taten an die Herzen der Menschen, an ihre identitäre Sehnsucht, die sie mit einer klaren Botschaft entfachen vollen. In uns vereinen sich Ästhetik und Stil, mit Politik und Revolte.
Armin Mohler sieht als wesentliche Merkmale zweier Typen der Rechten „die nationalsozialistische Leidenschaft (…) und der faschistische Stil.“
Armin Mohler, Liberalenbeschimpfung, Drei politische Traktate, Sex und Politik, Der Faschistische Stil, Gegen die Liberalen, Heinz und Höffkes, Essen, 1990 S. 112
Wo er allerdings selbst, aus stilfaschistischer Brille nur persönliche Stil- und Charakterfragen sieht, sehen wir zwei Kräfte, zwei Aspekte des Daseins, die geläutert von ihrem modernistisch-universalistischem Denken (also den Inhalten der 3PT) zusammenfließen können. Als identitäre Leidenschaft und identitärer Stil.
Die Identitäre Idee bricht mit der blind-aktivistischen NS-Fixierung des NW ebenso mit der Tatenlosigkeit und Beliebigkeit der Stilfaschisten. Ihre geschichtliche Aufgabe ist es, eine ganzheitliche identitäre Weltanschauung und 4. politische Theorie zu ergründen, die Lügen der Universalisten zu widerlegen und mit einer strategische geleiteten Bewegung, die Jugend zu sammeln, das identitäre Bewusstsein im Volk zu wecken und die Reconquista zu organisieren. Ob sie diese Aufgabe vollbringt, oder an ihr scheitert, ändert nichts an ihrer Notwendigkeit. Das Werk muss gelingen, oder alles ist verloren.
7.Zum Geleit
Wer sich in diesem Text wiedergefunden, oder gar beleidigt gefunden hat, nehme in als Impuls zur Reflexion. Das soll hier nicht einfach flapsig in den Wind gesagt werden, sondern wir fordern ein konkretes Nachdenken. Wo traf mich der Text? In welchem Punkt lag er meiner Ansicht nach „total verkehrt“? Welchen Wert hat er total „banalisiert“ und „missdeutet?
Genau dieser Wert, genau dieser Punkt wo er getroffen hat, soll vom Leser bedacht werden. Findet sich in diesem Punkt ein echtes Ideal, so bleibt nur eine Entschuldigung- hier lag ein Kollateralschafden vor. Findet sich am getroffenen Punkt aber nur, egal in welcher Verkleidung, das eigene wehleidige, eitle Ich, das sich auf nichts festlegen will, dass alles immer nur als Bühne für den eigenen Gottesdienst betrachtet, so ist dieser Text wirklich als Erfolg zu werden. In your Face — Deal with it!
(Aber da der Stilfaschist in der Regel kein Interesse an langen und komplizierten Texten hat (zuviel Inhalt zuwenig Gestalt), nehmen wir nicht an, dass ihn tatsächlich Gemeinte gelesen und es erst recht nicht bist hierher geschafft haben. Wir trösten uns aber damit dass der Wert des richtigen Werkes, auch des richtigen Textes letztlich in ihm selbst liegt. Anders als der Stilfaschist liegt für uns der Zweck allerdings nicht allein in ihm selbst. Er soll schon gelesen werden und über Rückmeldung und Verbreitung würde man sich, vor allem bei diesem Text besonders freuen.
Für alle denen der Text zu lang war und die einfach runtergescrollt haben, finden sich hier noch einmal 6 knappe Thesen, die beschreiben wie der Stilfaschist uns schadet:
6 Thesen zum Stilfaschisten:
1. Der Stilfaschist kann den Feind nicht verstehen
Und damit missversteht er nach Schmitt auch sich selbst. Wenn Wahrheit nur Ausdruck eines Willens und Typus ist, erübrigt sich jede Debatte. Die Überzeugung des Gegners ist ein Duell der Bilder und Marketingstrategien. Eine echte Lektüre „feindlicher Schriften, ein Einfühlen in den Gegners ist sinnlos. Das Scheitern in metapolitischen Debatten und Schulterschlüssen ergibt sich aus dieser Ignoranz
2. Der Stilfaschist kann keinen Stil schaffen
Stil als „Einheitlichkeit eines Ausdrucks“ verweist immer auf ein Woher, Wofür und Worumwillen. Stil bildet sich im Rahmen eines sinnhaften Weltbezugs und entspringt einer authentischen Haltung, sowie einem ehrlichen Glauben. Der Stil verweigert sich, wenn er zum Selbstzweck gemacht wird. Die Stillosigkeit des Stilfaschisten geht Hand in Hand mit dem Versuch des „Nationalen Widerstandes“, eine immergleiche Ideologie subkulturell neu einzukleiden.
3. Der Stilfaschist kann den NS/den Faschismus/die Moderne nicht verwinden
Der NS und der historische Faschismus waren Versuche, die Moderne mit modernen Mitteln, die alles zersetzende Kraft eine Subjektivismus durch eine subjektivistische Setzung zu überwinden. Nur eine Überwindung der philosophischen Grundlagen der Moderne kann NS und Faschismus verwinden (und damit das wahre Erbe der Konservativen Revolution erfüllen, die von ihrer lautesten und „billigsten“ Strömung kassiert wurde.) Der Stilfaschist hängt aber selbst durch und durch im modernen Denken. Ein vager „guter Geschmack“ und oft nur biographische Zufälle trennen „faschistischen Stil“ von „nationalsozialistischer Leidenschaft“ (Mohler) und „Nietzscheanismus“ vom „NS“. Die Unfähigkeit des Stilfaschisten, eine neue Tür zu öffnen, hielt Generationen an jungen Aktivisten im Sektenwinkel des NS gefangen, der das Schuldkult-System der BRD und ihre Nazi-Multikulti-Dichotomie stabilisiert.
4. Der Stilfaschist kann keine echte Strategie entwickeln
Das Verhältnis zu Wahrheit des Stilfaschisten begründet ein machiavellisch-zynisches Verhältnis zur „Masse“ und zum eigenen Volk, das bis hin zur dandyesken Apolitik reicht. Ihm geht es nur um die Wirkkraft von Symbolen und Parolen. Er glaubt oft nicht an die Wahrheit, ihm fehlt jede echte Begeisterung für ihre Kraft. Auch reiner Pragmatismus des Rechtspopulismus ist ebenso eine Folge der stilfaschistischen Impotenz, die das Versagen des ganzen rechten Lagers ausmacht. Am Ende verliert man sich oft mangels theoretischer Festigkeit selbst in den eigenen Phrasen. Seine Ablehnung gegen alle „großen Entwürfe“ richtet sich auch gegen umfassende Strategien.
Hinter dem reinen Pragmatismus verbirgt sich ein seinsgeschichtlicher Fatalismus, der oft nur mehr eine elegante Rolle im Spektakel des Untergangs spielen will.
5. Der Stilfaschist kann keine neue Denkschule gründen
Stil, Strategie und seinsgeschichtliche Verortung brauchen ein geistiges „Zentrum“, ein neues Fragen und Denken, das zur Aufgabe vieler, ja zu einer neuen „Schule“ (jenseits klassischer akademischer Schulen) werden muss. Der Stilfaschist ist dazu auf zwei Ebenen nicht in der Lage. Ein abgekapselter ungeschichtlicher Nietzscheanismus versperrt jede mögliche neue Frage nach und Erfahrung von Sein und Wahrheit. Diese Verknöcherung zeigt sich im Fehlen großer Werke und Entwürfe, in einer ästhetizistisch-exhibitionistischen „l’art pour l’art“, der Häufung von essayistischen Bild- und Aufsatzbänden, ebenso wie im Akademismus, in enzyklopädischen Lexikas oder fachwissenschaftlichen Monographien (Noch schlimmer aber äußert es sich in der Imitation eines „Nietzsche-Stils“ und im Willen zum persönlichen Großwerk, dem jede Berufung dazu fehlt).
Zweitens verhindert bereits die stilfaschistische Vorstellung, „Eigentümer“ von Ideen (die er eifersüchtig verteidigt) statt Teilhaber und Mitwirker an einem gemeisamen Denkaufgabe zu sein, die Bildung jeder gemeinsamen Denkarbeit. Der Stilfaschist hat gar kein echtes und ernstes Interesse an Texten anderer Denker und am wenigsten an der Geschichte der Philosophie. Es geht ihm um Originalität der Idee und Stärke des Ausdrucks. Andere Meinungen kann er nur aus dieser „ästhetischen“ Perspektive ertragen. Es gibt nur ein Neben- und meist Gegeneinander inkommensurabler, idiosynkratischer Entwürfe, die sich meist gegenseitig ignorieren und/oder die Betonung der winzigen Differenz, ihren gemeinsamen stilfaschistischen Denkort überspielen. Eine echte Versammlung um eine epochale Frage, ein „Mitdenken“ ist aus der Metaphysik und dem Charakter des Stilfaschisten unmöglich.
6. Der Stilfaschist ist unfähig zur Selbstkritik und zur Lagebeurteilung
Diese These vom Stilfaschismus sagt im Kern aus, dass in unserem Lager ein unbewusster, verkürzter Nietzscheanismus eine metaphysische Weltanschauung und Charakterzüge perpetuiert, die es zur Findung und Erfüllung seiner Aufgabe unfähig machen. Trifft diese These auch nur teilweise zu, eröffnet sie ein Potential an ungestellten Fragen, unerkannten Synergien, ein geistiges Neuland. Keiner kann sagen, welche Folgen eine breitere Bewusstwerdung und Kritik des Stilfaschismus auf unser Lager haben könnte, ob es aus einem passiven, nihilistischen Selbsterhaltungsmodus zu einer schöpferischen, empfangenden Kraft werden könnte, der eine geschichtliche Aufgabe zuteil wird. Nur in einer Kritik der metaphysischen Grundlagen des Stilfaschismus ergibt sich aber überhaupt die Möglichkeit einer solchen Aufgabe jenseits des nackten Überlebens. Aus sich selbst heraus kann der Stilfaschist keine kritische Position zum Stilfaschismus gewinnen. Ihm ist vielleicht die Fragwürdigkeit und das „Staunen“ am fremdesten. Seine „Toleranz“ gegenüber Spleens, Schrullen, Typen, Subkulturen, etc. ist mit einer Ignoranz gegenüber der Wahrheit erkauft. Seine perspektivistisch-dynamische Weltsicht der tausend agonalen Wahrheiten verhält sich selbst dogmatisch und negativ zur Frage nach dem Sinn von Dasein und Geschichte. Er „kreist um seine Subjektivität“ (Heidegger). Weder die Dinge noch die anderen Menschen sprechen ihn wirklich an. Auch die „Weltnacht“, die in der Globalisierung des westlichen Nihilismus, im Gefolge des rasenden Fortschritts aufzieht, wird von ihm nicht erfahren und im „Untergang des Abendlandes“ relativiert, banalisiert, und am Ende akzeptiert.